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Ausbildung für Gehörlose in Liberia – ein Reisebericht von Frank Aichele [siehe]

Lasst Hände sprechen – Gehörlosenarbeit in Liberia

Die meisten Kinder mit Behinderungen werden in Liberia traditionell von den Familien zu Hause »versteckt« und so gut wie nie gefördert. David Worlobah kam jedoch als Missionar der weltweiten EmK mit gehörlosen Menschen und Kindern in Kontakt. Er hat gesehen, dass sie meist nicht einmal mit ihren Familien kommunizieren können.

Diese schwierige Situation der Isolation und ohne Aussicht auf Bildung hat ihn sehr bewegt. Er wollte die große Perspektivlosigkeit nicht auf sich beruhen lassen. So begann er selbst die Gebärdensprache zu lernen und diese dann einigen gehörlosen Kindern beizubringen.

Aus diesen Anfängen entstand dann in der Hauptstadt Monrovia eine kleine Schule für Gehörlose. David suchte aktiv nach Familien mit gehörlosen Kindern und hat viele davon überzeugen können, dass ihr Kind nicht »nutzlos« und nur eine »Belastung« ist, sondern mit Hilfe der Gebärdensprache kommunizieren lernt und dann auch zur Schule gehen kann.

Für die sechsjährige Grundschulausbildung wurde der staatliche Lehrplan den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepasst. Die große Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer ist selbst gehörlos – das hilft enorm, um die Situation und die Herausforderungen für diese Kinder zu verstehen und den Unterricht entsprechend zu gestalten. Momentan werden ca. 60 Schülerinnen und Schüler in vier Klassen unterrichtet.

Mit Erlernen des Schneiderhandwerks ergibt sich für die Gehörlosen ein Chance auf Selbständigkeit

Was kommt nach der Grundschule?

Zum einen bieten Ausbildungskurse im Schneider- sowie im Schuhmacherhandwerk eine Zukunftsperspektive für die jungen Gehörlosen. Ein Lehrplan und geeignete Lehrmittel wurden selbst entworfen und hergestellt. Fünf Schuhmacher und gut zehn Schneiderinnen und Schneider werden zurzeit ausgebildet. Die ersten haben ihren Ausbildungsgang bereits erfolgreich beendet. Einige konnten sich selbstständig machen und verdienen mit ihrem Handwerk ihren Lebensunterhalt.

Zum anderen konnte David mit einer weiterführenden Schule eine Vereinbarung schließen, so dass derzeit 18 gehörlose Schülerinnen und Schüler dort ihr Abitur in einer integrativen Klasse absolvieren können.

Raus aus der Hauptstadt

Nicht nur in Monrovia leben gehörlose Kinder und Jugendliche. Auch außerhalb der Hauptstadt besteht Bedarf an Schulbildung und Ausbildung. In Kakata, ca. 80 Kilometer nördlich von Monrovia, gibt es heute einen Gebärdensprachkurs und einen Grundschulkurs. Beide Kurse finden gleichzeitig im Gemeindesaal statt. Letztes Jahr begann in Harbel, ca. 50 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, ein weiterer Gebärdensprachkurs.

Eltern lernen mit ihren Kindern zu sprechen

Wenn Eltern und Verwandte der gehörlosen Kinder selbst nicht die Gebärdensprache kennen, ist Kommunikation in der Familie nur sehr eingeschränkt möglich. Also begann Davids Team mit abendlichen Gebärdensprachkursen für Eltern und Verwandte der Kinder. Eine wichtige Aufgabe ist es dabei, die Erwachsenen zu motivieren und vom Gewinn durch die Teilnahme am Kurs zu überzeugen.

Durch das Engagement von David Worlobah und seinem Team wachsen immer mehr gehörlose Kinder in Liberia ganz anders auf. Aber weitere Herausforderungen sind da und das Team hat sich Ziele für die Zukunft gesetzt, um mehr Gehörlose in Liberia zu erreichen und zu fördern. Dazu gehört der Ausbau des Angebots aber auch die Qualifizierung der Mitarbeitenden.

Folgende Ziele werden mit dem Projekt »Lasst Hände sprechen« unterstützt:

  • Alle Lehrenden sollen eine sonderpädagogische Ausbildung erhalten.
  • An einer besser geeigneten Stelle soll eine neue Schule mit ausreichend Platz für Klassenräume, die Ausbildungsprogramme und ein Internat gebaut werden.
  • In einigen Städten sollen weitere kleine Schulen für Gebärdensprachkurse und Grundschulausbildung eröffnet werden.
  • Die Gebärdensprachkurse für Angehörige sollen zeitlich und räumlich ausgebaut werden.