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28.06.2017

Die Roma – erst geschätzt, dann gehasst

Die Menschen, um die es in diesem Jahr bei »Kinder helfen Kindern« geht, gehören zum Volk der Roma. Dieses Volk hat vor ungefähr 1.000 Jahren Nordwest-Indien verlassen und ist nach Europa gezogen

Da die Roma keine schriftlichen Überlieferungen haben, ist vieles über ihre Geschichte unbekannt. Auf ihrer langen Reise durch die verschiedenen Länder haben sie von den dort ansässigen Völkern Arbeitstechniken, Wörter und Bräuche übernommen. Manchmal sind sie dort auch geblieben und haben sich sogar angesiedelt.

Wegen ihrer Sprache und ihres Aussehens fielen die Roma als Fremde auf. Wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten wurden sie zunächst hoch geschätzt, wie das "Kesselflicken", das Herstellen von Schmuck (Silber- und Goldschmiedehandwerk), Pferdegeschirr, Ritterrüstungen sowie Gebrauchsgegenstände wie Nägel und Löffel. Sie zogen von Ort zu Ort, wo sie ihre (Stamm-) Kundschaft hatten.

Diesen positiven Erfahrungen folgten bald negative. Die Handwerkszünfte untersagten den Roma das Ausüben ihrer Handwerksarbeiten. Außerdem durften sie kein Land besitzen und viele Landesherren untersagten ihnen überhaupt den Aufenthalt. Die so erzwungene Nichtsesshaftigkeit, die Jahrhunderte andauerte, wurde ihnen später zum Vorwurf gemacht. Es gab mehrere Verfolgungswellen in ganz Europa, die schlimmste war während des Nationalsozialismus von 1933–1945 als sie – genau wie Juden – in Konzentrationslager gezwungen wurden, wo viele von ihnen starben.

Ein Volk ohne Land

Heute leben Nachfahren dieses Volkes in der ganzen Welt verstreut, aber vor allem in Europa. Weil viele sich als Roma fühlen, aber in allen Ländern als Minderheit leben, spricht man auch von ihnen als »einem Volk ohne Land«. Viele Roma sprechen die Sprache ihres Volkes, das Romanes, andere nur die jeweilige Landessprache. In Deutschland nennen sich die Nachkommen derjenigen, die hier seit 600 Jahren leben, Sinti. Beim Weltkongress 1971 einigten sich die Vertreter der Bürgerrechtsbewegungen aus den verschiedenen Ländern auf die gemeinsame in Osteuropa übliche Eigenbezeichnung »Roma«. In Deutschland spricht man deshalb von Sinti und Roma, wobei Roma für die später aus Osteuropa Zu-gezogenen steht. Als »Zigeuner« wollen nur die Wenigsten bezeichnet werden, da dies eine Fremdbe-zeichnung ist, die zu Diskriminierungszwecken eingesetzt wurde.

In Bulgarien wird die Zahl der Roma von der EU-Kommission auf etwa 12% (800.000) geschätzt. Russ-land gibt 2011 die offizielle Zahl mit 182.000 an. Laut »Gesellschaft für bedrohte Völker« ist die Zahl in Wirklichkeit wohl fünfmal so hoch. In beiden Ländern sind die Roma eine Minderheit, die am Rande der Gesellschaft steht.