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28.03.2013

Entdeckungen in einer neuen Partnerkirche (3)

Nach der Unabhängigkeit der Kirche von der nordamerikanischen Mission entstand ein personelles und finanzielles Loch. Doch eine weitsichtige soziale Ausrichtung der historischen Mission hilft der Kirche heute zu überleben.

Thomas Leßmann beschreibt im nachfolgenden Bericht das soziale Engagement der EmK in Uruguay.

"Nach der Militärdiktatur wurde die Arbeit sowohl in den Gemeinden als auch in den sozialen Projekten mit deutlich weniger Ressourcen fortgeführt.

Ohne die weitsichtige soziale Dimension der historischen Mission – mittels vieler Schulgründungen sollte die Bildung im Land vorangetrieben werden – könnte die Kirche heute jedoch kaum existieren, denn die weitgehend auf den Mittelstand ausgerichteten Schulen tragen zu 70% zum Budget der Kirche (und damit auch zu den Gehältern der Pastorinnen und Pastoren) bei.

  • In Salto gibt es eine Schule für 300 Kinder, die gerade für weitere Klassenstufen ausgebaut wird.
  • In Paysandu tragen Studentenwohnungen zur Finanzierung der kleinen Gemeinden mit einem großen Gebäude bei.
  • Die größte Schule, Crandon Institute in Montevideo, erreicht in allen Programmen zusammen 1800 Kinder, Schüler und Erwachsene in der Abendschule.

Dem gegenüber stehen Projekte, die keine finanziellen Vorteile bringen, aber eine wichtige soziale Arbeit leisten:

  • Im Kinderheim »Amanecer« wohnen 32 Kinder und Jugendliche, die durch die Justiz oder Sozialbehörde der elterlichen Aufsicht entzogen wurden. Intensive psychologische Betreuung und Arbeit mit den Familien findet genauso statt, wie das Einüben von ganz alltäglichen Handlungen des Tagesablaufes. Drei junge Freiwillige aus Deutschland begleiten jedes Jahr diese Einrichtung.
Leiterin des Instituto de Buena Voluntad und der Leiter der Schreinerwerkstatt
  • Beim »Instituto de Buena Voluntad« werden 110 behinderte Jugendliche begleitet gefördert. Es ist eine anspruchsvolle und im sozialen Gesellschaftsumfeld außergewöhnliche und gut geführte Einrichtung. 24 Mitarbeitende haben alle Hände voll zu tun mit Alphabetisierung, Förderung einfachster Handgriffe (wie Schuhe anziehen), Musik- und Kunsttherapie – und später dann dem Erlernen von Berufen wie Frisör, Schreiner usw.
    Auch über die städtische Förderung hinaus, die nur bis zum 18. Lebensjahr reicht, hilft die Einrichtung den jungen Menschen. Das Ziel ist eine weitgehende Selbstständigkeit bis hin zur Vermittlung von einfachen Jobs im Stadtteil. (Auch hier wird sich demnächst ein Freiwilliger aus Deutschland engagieren.)
  • Im Armenstadtteil Borro betreibt die methodistische Kirche in ökumenischer Partnerschaft eine kleine Schule. Die jetzige Leiterin ist eine methodistische Sozialpädagogin. 50 Kinder besuchen dort die Grundschule (vormittags) und fast 100 Kinder die weiterführende Schule in zwei Klassen (nachmittags). Die Arbeit ist gekennzeichnet von den Problemen des Stadtteils: Gewalt, Drogen, Missbrauch, Kriminalität. So gehören auch die Begleitung der Familien und die intensive Einzelbegleitung zu den Aufgaben der Mitarbeitenden.

So engagiert sich die kleine methodistische Kirche auf vielfältige Weise im sozialen Bereich und sieht sich hier ganz in der Tradition John Wesleys: Das Evangelium ist wesensmäßig sozialer Natur, aus ihm eine individuelle Sache zu machen, würde bedeuten, es zu zerstören."