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28.03.2013

Entdeckungen in einer neuen Partnerkirche (1)

Während einer Südamerikareise hat Pastor Thomas Leßmann auch Uruguay, das neue Partnerland der EmK in Deutschland, besucht. Die Partnerschaft mit Uruguay besteht in erster Linie in einem Austausch über die gemeinsamen Herausforderungen in verschiedenen Kontexten.

Thomas Leßmann beschreibt im nachfolgenden Bericht die Geschichte und aktuelle Situation der methodistischen Kirche in Uruguay

Pastor Thomas Leßmann

"Die methodistische Kirche in Uruguay hat eine ähnlich kurze und spannende Geschichte wie die methodistische Kirche in Deutschland. Beides sind Missionen der amerikanischen Methodistenkirche des 19. Jahrhunderts, die zu unterschiedlichen Zeiten in die Unabhängigkeit entlassen wurden, beide haben Diktaturen durchlebt und beide suchen in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft – wenn auch in ganz unterschiedlichen Kontexten – ihren Weg zu einer authentischen Zukunft im Geiste Wesleys.

1838 wurde in Montevideo die erste Gemeinde gegründet. Die Methodist Episcopal Church, North, sandte nicht nur verschiedene begabte Missionare, sondern stattete die Mission im Laufe der Zeit auch mit beachtlichen Gebäuden aus, von denen die Kirche heute noch lebt – und die zugleich für die kleiner gewordene Kirche eine nicht unerhebliche Belastung darstellen.

In Artigas und Yacaré konnte ich die entlegensten Gemeinden im nördlichen Chacco besuchen. Yacaré, eine Gemeinde inmitten eines kleinen Dorfes (in den letzten 5 Jahren von 2500 auf 500 Einwohnerinnen und Einwohner geschrumpft), die von einem Laienprediger gegründet und von einem britischen Großgrundbesitzer mit Land und einem Kirchenbau beschenkt wurde.

Heute gehören infolge der Landflucht und Perspektivlosigkeit nur noch knapp 15 Leute zur Gemeinde, in der alle 14 Tage noch Gottesdienst stattfindet. Frauen kommen 3-mal wöchentlich zusammen, nähen an einer alten Singernähmaschine Patchworkdecken und anderes, was sie dann verkaufen, um die Gemeinde mit zu unterhalten.

Mit einem Fischprojekt, das landesweit Beachtung gefunden hat, unterstützte die Kirche in einem Pilotprojekt die Ernährung einer Schule. Das Projekt wurde dem Staat übergeben, der es weiterführt und als Modell für weitere Projekte dieser Art aufgenommen hat.

Nächste Station auf der Suche nach Arbeit ist die Kleinstadt Artigas, 1 ½ h Autofahrt von Yacaré entfernt, dazwischen nur Steppe, Rinder, Strauße und Pferde. Wenn die Arbeitssuche erfolgreich war, haben sie bei der dortigen 30 Personen starken Gemeinde eine neue Heimat gefunden.

Wer hier keinen Job findet, zieht weiter – bis Montevideo. Die Hälfte der Bevölkerung des Landes (3 Mio.) lebt in der Hauptstadt. Jeder will dort hin – auch die Pastoren – und es ist zunehmend schwerer, Versetzungswillige zu finden.

Auf dem Weg nach Süden geht es nach Salto – wieder ein riesiger Tempel – mit einer kleinen (30 Personen starken) Gemeinde. Überall haben die amerikanischen methodistischen Missionare beeindruckende Bauten erstellt, die seit Jahrzehnten nicht in Stand gehalten werden können.

1969 erklärte die kleine Methodistische Kirche im Zuge einer Gesamtbewegung der lateinamerikanischen Staaten ihre Autonomie – und die amerikanische Mutterkirche zog daraufhin alle elf von ihr finanzierten Missionare ab. Zurück blieb ein großes personelles wie finanzielles Loch, das sich bis heute nicht hat schließen lassen."



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