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Zu Gast bei Methodisten in Uruguay [siehe]

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09.02.2017

Ein Kongress und seine Folgen

Wie hat die Kirche sich unter einem totalitären Regime verhalten? Diese Frage verbindet Methodisten aus Uruguay und Ostdeutschland.

Partner aus Uruguay und Deutschland (v.l.): Nicolas Sosa, Ines Simeone, Dr. Michael Wetzel, EmK-Bischöfin Rosemarie Wenner, Frank Aichele, IMU-Präsident Alfredo Alcarraz

Zwei Wochen lang hält sich eine dreiköpfige Delegation der Methodistischen Kirche in Uruguay (Iglesia Metodista en el Uruguay, IMU) in Deutschland auf. Ziel der Reise ist die Weiterentwicklung der Partnerschaft zwischen der IMU und der Ostdeutschen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland.

Nicht geteilt, aber fremdgeworden

Ihren Anfang nahm die Partnerschaft der beiden methodistischen Konferenzen vor vier Jahren beim EmK-Kongress in Reutlingen. Dort begegneten sich Methodisten aus der ehemaligen DDR und der früheren Militärdiktatur Uruguays und stellten fest, dass sich ihre Erfahrungen als Kirchen unter diktatorischen Regimen ähneln. Beim jetzigen Treffen in der Frankfurter Kirchenkanzlei zum Auftakt ihres Deutschlandaufenthalts erzählt Alfredo Alcarraz, wie in den 1970er- und 1980er-Jahren die Militärdiktatur das uruguayische Volk spaltete. Der im vergangenen Jahr für vier Jahre zum Präsidenten der IMU gewählte Chemieingenieur erzählt, wie in dieser Zeit viele Menschen das Land verließen. »Ich blieb«, sagt er nüchtern, »aber mir war mein eigenes Land fremdgeworden«. Und weiter: »Unser Land war zwar nicht durch eine Mauer geteilt. Aber wir waren ein gespaltenes Land, und die Trennung ging durch viele Familien.«

Aktiver Widerstand oder Arrangement mit den Verhältnissen

Michael Wetzel, promovierter Historiker und als Laienprediger mit Dienstzuweisung im pastoralen Dienst im sächsischen Lößnitz, begleitet die Gruppe auf ihrer Reise durch Deutschland. Er beschreibt die entstandene Partnerschaft als gegenseitige Hilfe zur Beschäftigung mit der jeweils eigenen kirchlichen Geschichte unter einem diktatorischen Regime. Beim Erstbesuch einer deutschen Delegation in Uruguay vor zwei Jahren sei ihm bewusst geworden, wie unterschiedlich sich die Methodisten in Uruguay und in Deutschland unter der jeweiligen Diktatur verhielten. »Die Methodisten in Uruguay waren als Kirche aktiv im Widerstand gegen das Regime«, ist sein beeindruckendes Fazit aus den ersten Kontakten mit der vergleichsweise sehr kleinen uruguayischen methodistischen Kirche. Demgegenüber habe sich die EmK in der DDR zu großen Teilen mit dem System arrangiert. »Nur wenige leisteten aktiv Widerstand gegen das System«, erklärt Wetzel die ganz andere Haltung »seiner Kirche« in der DDR.

Erfahrungen teilen und den besten Weg finden

Für die Weiterentwicklung der Partnerschaft erklärt Ines Simeone, dass sie für ihre Situation in Uruguay viel lernen wollen über Gewalttätigkeit, Genderfragen und Abhängigkeitskrankheiten. »Damit haben wir viele Probleme«, beschreibt sie die gesellschaftliche Situation in Uruguay, aber auch den Umgang damit in der Kirche. Für Nicolas Sosa, ein Laienmitarbeiter und Mitglied im Kirchenvorstand der IMU, ist die Partnerschaft wichtig für den Erfahrungsaustausch. »Wenn wir unsere Erfahrungen aus verschiedenen Ländern miteinander teilen, können wir den besten Weg ausfindig machen, wie wir leben und handeln können«, ist er überzeugt. »Wir haben viel zu lernen«, schiebt er nach und ist gespannt auf die Begegnungen der nächsten beiden Wochen. Wetzel bestätigt diesen gemeinsamen Lernansatz, »gegenseitig sehr von unseren jeweiligen Erfahrungen zu profitieren«.

Erfahrbare Geschichte

Die Gruppe nimmt zum Auftakt der Reise an der Tagung »forum e« des EmK-Evangelisationswerks im hessischen Braunfels teil. Danach geht es auf eine geschichtsträchtige Reise durch den Osten Deutschlands. Orte wie Plauen oder der ehemals durch den Grenzzaun geteilte Ort Mödlareuth, Dresden, das KZ Buchenwald, die Lutherstätten in Wittenberg und Eisenach, sowie Chemnitz werden die deutsche Teilung und Wiedervereinigung sowie Ursprungsorte der Reformation erfahrbar machen.

Text und Foto: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit

Zur Information
Die Methodistische Kirche in Uruguay (Iglesia Metodista en el Uruguay, IMU) entstand 1836 unter der Englisch sprechenden Bevölkerung Uruguays. Erstmals organisierte sich 1878 die Arbeit strukturell als Bischöfliche Methodistenkirche (Methodist Episcopal Church). Heute hat die IMU rund 500 Kirchenglieder und erreicht in 19 Gemeinden rund 2500 Menschen. Präsident der Kirche kann ein Pastor oder eine Laienperson sein. Der Chemieingenieur Alfredo Alcarraz ist als Präsident seit Mai 2016 im Amt und für vier Jahre gewählt. Die IMU unterhält in der Hauptstadt Montevideo eine zweisprachige (spanisch/englisch) Privatschule, das Instituto Metodista Universitaria Crandon Montevideo.

www.imu.org.uy (spanisch)
World Methodist Council/Uruguay (englisch)