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Dieser Text stammt aus der von der Generalkonferenz der EmK herausgegeben Studie und Arbeitshilfe »Berufen zu Nächstenliebe und Christuszeugnis«. Dieses Heft ist 1980 erschienen.

DIALOG ALS ZEUGNISHAFTE NÄCHSTENLIEBE

In dem Maß, wie sich die Beziehungen zu Angehörigen anderer Religionen vertiefen, entdecken Christinnen und Christen, wie oft ihrem Christuszeugnis die wahre Nächstenliebe gefehlt hat. Oft haben wir mehr geredet als zugehört. Dabei stieß unser mangelndes Einfühlungsvermögen auch diejenigen ab, die ernsthaft nach der Wahrheit suchten und ihre Erfahrungen und Überzeugungen mit uns austauschen wollten. Wir dachten von uns selbst hoch und von den anderen gering. So wurden Mauern errichtet, Feindseligkeiten Vorschub geleistet und Chancen vertan, andere mit unserer Christusbotschaft zu erreichen.

Die Haltung des "Dialoges" beschreibt nun in der Begegnung mit Angehörigen anderer Religionen einen neuen Ansatz. Hierbei wird der Ruf zum Zeugnis und zur unterschiedslosen Nächstenliebe ernst genommen. An die Stelle eines Monologes treten das Zeugnis, das Zuhören und die Nächstenliebe und verbinden sich zu einem Gesamtzeugnis der Liebe Gottes.

Dabei ist es wichtig, die verschiedenen Ebenen eines möglichen Dialoges zu unterscheiden, für die auch verschiedene Ziele gelten. Auf der Ebene der Völker und Nationen setzen wir uns für die gegenseitige Achtung der Existenzrechte ein. Die Frage nach religiöser Wahrheit darf nicht durch Gewalt gegen Angehörige anderer Religionen verdunkelt werden.

Innerhalb der Nationen versuchen wir, die Religionsfreiheit und Trennung von Religion und Staat zu fördern.

Auf der Ebene der zwischenmenschlichen Begegnung geht es uns nicht nur um das Recht zu überleben, sondern um den Austausch über den persönlichen Glauben, dem ein jeder anhängt.

Ein/e Dialogpartner/in muss dabei in der Lage sein, sich und anderen Rechenschaft über seine / ihre Glaubenshoffnung und Glaubenspraxis abzulegen, diese verständlich auszudrücken und vorurteilsfrei zuhören zu können. In diesem Gespräch müssen Missverständnisse ausgeräumt und das Selbstverständnis der Gesprächspartner/innen ernst genommen werden. Dabei dürfen wir erwarten, dass Gott uns durch seinen Heiligen Geist auch durch die Angehörigen anderer Religionen auch neue Einsichten über uns selbst eröffnet. Im Dialog soll ja nicht nur etwas mitgeteilt, sondern auch etwas gelernt werden. Es geht nicht nur darum, Gemeinsamkeiten zwischen Personen und religiösen Gemeinschaften zu entdecken. Misstrauen, Hass und Feindseligkeit, die so oft der interkulturellen und interreligiösen Begegnung ihren Stempel aufgedrückt haben, sollen überwunden werden. Die Dialogpartner/innen sollen sich an der Weisheit der anderen bereichern, ihr Vertrauen untereinander soll wachsen.

Die einzige Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, einander anzuerkennen und offen sowie respektvoll zu begegnen. Dies schließt ein, seine grundlegenden Überzeugungen über die Wahrheit des Evangeliums eben nicht zur Seite zu legen.

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