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Ein Angebot für Kinder [siehe]

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Familie Buchold von Bischof gesegnet und gesendet [siehe]

Die Musik spielt in Johannesburg [siehe]

29.08.2023

Zuhören, Beraten, Mitarbeiten

Die Arbeit von Matthias Buchold ist sehr vielfältig. Im Rahmen seiner 50%-Anstellung unterstützt er verschiedene soziale Einrichtungen im Großraum Johannesburg.

In Kooperation mit dem Missionsbüro der Methodistischen Kirche im Südlichen Afrika unterstützen wir verschiedene Einrichtungen im Großraum Johannesburg. Neben den Beschäftigungsangeboten der Einrichtungen sind Essensspenden, Aids- und Drogen-Prävention und der Umgang mit Gewalt oftmals im Fokus der Einrichtungen. Dabei bringe ich meine Fähigkeiten ein, höre zu und berate Mitarbeitende und Klientel. Wichtig ist dabei, dem Gegenüber nichts überzustülpen. So erstelle und sammle ich Bild- und Videomaterial für die Transparenz der Einrichtung, biete Kunst in Form von Malerei oder Yoga an oder helfe bei der Planung zum Bau eines Hühnerstalls.

Die Kirche ist mitten bei den Menschen. Hier das Angebot eines Kindergartens

Folgen der Pandemie

Im Rahmen der Vorbereitung der Aktion »Kinder helfen Kindern« besuchte ich die Einrichtung Ikageng Itireleng. In narrativen Interviews berichteten die Leiterin, Mitarbeiter und Klientel über ihre Arbeit und Herausforderungen. So erzählte uns ein Mitarbeiter, dass das Fußballprojekt in der Pandemie durch die Auflagen zum Erliegen kam. Ein Teenager, der am Projekt regelmäßig teilnahm, ist zu Hause so schwer geschlagen worden, dass er verstarb. Der Mitarbeiter sagte, möglicherweise hätte der Junge noch leben können. Sein Einfluss auf die Familie und den Jungen riss in der Pandemie ab aufgrund des fehlenden Projektes.
Bei einem weiteren Interview im »Informal Settlement« (Siedlungen, die allgemeinen Bauvorschriften nicht entsprechen) erzählte eine Klientin, dass sie vor einigen Jahren zusammen mit ihrem Sohn und ihrem Mann nach Südafrika kam. Nach dem ersten Jahr wurde ihr Mann erschossen. Ein Jahr später wurde ihr Sohn erschossen. Jetzt kümmert sie sich um die Kinder der Nachbarn.

Aus dem Wunsch der Besucher etwas für die Gesundheit zu tun, bietet Matthias Buchold Yoga-Kurse an

Gewalt und Sicherheit

Aber auch im von uns 80 km entfernten John Wesley Community Center (JWCC) in Etwatwa gibt es Herausforderungen: Anfangs bestand die Nachfrage nach Kunstnachhilfe für Kinder der Vorschule nebenan. In Gesprächen mit Leitung und Mitarbeiter kristallisierte sich heraus, dass der Wunsch nach körperlicher und geistiger Gesundheit und damit verbundener Sicherheiten auch für Erwachsene besteht. Insbesondere die Frauen des Zentrums wünschen sich Projekte zur Selbstverteidigung. Um die dafür nötige geistige Ruhe und das eigene Körperbewusstsein zu fördern, startete ich mit ihnen ein Yogaprojekt. Angedacht ist, das Angebot mit einem Selbstverteidigungs- bzw. Deeskalationskurs zu erweitern.
Doch im Bedürfnis nach Sicherheit ist nicht nur der Selbstschutz wichtig. Insbesondere in einer Einrichtung in herausfordernder Umgebung ist der Schutz durch öffentliche Instanzen wichtig. Bei einer Veranstaltung der Nichtregierungsorganisationen im Januar war viel Polizei und Sicherheits­personal anwesend. Über Gespräche mit dem leitenden Officer konnte ich eine Beziehung zur Polizei aufzubauen. Später bekam der Leiter des JWCC mehrere Telefonnummern von der Polizei, um schnelle Hilfe für akute Situationen zu bekommen.
Eine dieser akuten Situationen ließ nicht lange auf sich warten. In diesen Tagen erschien ein Mann in der Einrichtung und verlangte die Ausweise von Klientel und Mitarbeitern zu sehen. Im weiteren Gespräch zwischen dem Leiter des JWCC und dem Unbekannten stellte sich heraus, dass es um Fremdenfeindlichkeit (»Xenophobia South Africa«) geht. Das heißt, nachdem der Mann im ersten Schritt die Herkunft »überprüft« hat, kommt im zweiten Schritt ein bewaffneter Mob, um die Leute gewaltsam »zu entfernen« mit der Begründung: »Sie nehmen uns unsere Jobs weg«. Die Polizei betonte die Illegalität dieser Aktion und sicherte ihren Schutz zu.

Matthias Buchold mit Mitarbeitenden des John Wesley Community Centers

Eier aus der Region

Des Weiteren besteht die Idee einen Hühnerstall zu bauen, um die nähere Umgebung mit preiswerten Eiern zu versorgen, selbst etwas Geld für die Einrichtung zu erwirtschaften und Kindern den Umgang mit den Tieren zu ermöglichen. Der Bau des Hühnerstalls soll in Zusammenarbeit mit der Northfield-Methodist-Church erfolgen, welche das Zentrum ebenfalls als Partner unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, Beziehungen zwischen Kirche und JWCC zu festigen.
Je länger man in Einrichtungen, wie Ikageng Itireleng oder dem JWCC verbringt, je länger man Zeit mit den Menschen in Südafrika verbringt, umso mehr häufen sich die Geschichten mit den Gewalterfahrungen, die keine Einzelfälle sind. Ein Päckchen, den Annekathrin und ich versuchen mitzutragen.

Matthias Buchold