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12.09.2012

In der Fremde zu Hause

Was kann man als deutsche Praktikantin in einer südafrikanischen Kleinstadt erleben? Sophie Günther, die aus einer EmK-Gemeinde in München kommt, war als Praktikantin der EmK-Weltmission von September 2011 bis Juni 2012 in Estcourt, Südafrika

Vor einem Jahr steckte ich noch tief in den Vorbereitungen für mein einjähriges Praktikum in Südafrika. Jetzt bin ich schon wieder mehr als einen Monat zu Hause und wünschte, die Zeit wäre nicht so schnell vorbeigegangen. Denn auch wenn ich froh bin wieder zu Hause in Deutschland zu sein, fehlt mir doch das Land, in dem ich längere Zeit daheim war und so viele Erfahrungen machen durfte.

Mein Zuhause in Südafrika

Im Township Wembezi der Kleinstadt Estcourt habe ich ein Zuhause bei Pastorin Cynthia N. Xaba und ihrer Familie gefunden. Durch sie hatte ich die Gelegenheit, die Arbeit der Methodist Church of Southern Africa (MCSA) näher kennen zu lernen. So war ich, nur drei Tage nach meiner Ankunft, auf einer vierstündigen Trauerfeier. Die Hitze und das lange Sitzen unter einem Zeltpavillon, das für Trauerfeiern, aber auch für Hochzeiten genutzt wird, waren für mich, so kurz nach meiner Ankunft, eine ziemlich große Herausforderung. Dennoch bin ich froh, dort gewesen zu sein. Ich habe erste Bekanntschaften mit später guten Freunden gemacht und konnte erste Einblicke in die Kirchenarbeit gewinnen.

Mit dem Chor der Gemeinde unterwegs

An den Wochenenden hatte ich immer wieder die Möglichkeit, etwas von Südafrika kennen zu lernen. Ich fuhr zu Chor-Wettbewerben, bei denen ich unseren Chor, den »Umtshezi-Methodist-Choir«, durch Anfeuern und Beifall unterstützte. Schon wenige Wochen nach meiner Ankunft fuhr ich mit zu einem großen Chor-Wettbewerb im 450 km entfernten Umtata. Dort habe ich zum ersten Mal die unglaublichen Choräle der Südafrikaner zu hören bekommen und war begeistert von der spirituellen Kraft und emotionalen Wirkung.

Das schwarze Südafrika

Ich habe vorwiegend die "schwarze Seite" Südafrikas kennen und lieben gelernt. Mit weißen Südafrikanern hatte ich wenig Kontakt. Es ist erschreckend, wie sehr das Denken der Apartheid auch 18 Jahre nach der rechtlichen Abschaffung noch in den Köpfen der Menschen ist und das alltägliche Leben bestimmt.

Von den Traditionen des Volkes der Zulu habe ich auch einiges mitbekommen: Übliche Rituale zur Vorbereitung einer Hochzeit, brauen des Zulu-Bieres "Umqombothi" (das aber mit dem uns bekannten Bier nicht zu vergleichen ist), Schlachtung und Zubereitung einer Ziege, Ehrung der Vorfahren, traditionelle Kleidung usw.

Meine Arbeit als Praktikantin im Kindergarten (Creche)

Die »Sibongumusa Creche« besteht aus einem Raum und gehört zur Gemeinde der MCSA. Sie befindet sich auf dem Kirchengelände zwischen dem Pastorenhaus und der Kirche. Der Tag beginnt für die Kinder mit Lieder singen, Vorschulwissen aufbauen und spielen mit dem Spielzeug. Gegen 10 Uhr gibt es eine Pause, in der das mitgebrachte Essen eingenommen wird. Und dann geht es auf die kleine Spielanlage draußen, sofern es das Wetter erlaubt, bis alle Kinder abgeholt werden.

Ich habe versucht, den Kindern immer wieder etwas Neues und Abwechslungsreiches anzubieten. Besonders, wenn das Wetter es nicht erlaubte, draußen zu spielen, waren meine Animationskünste gefragt. Das war gar nicht so einfach. Die Kinder konnten nur IsiZulu und noch kein Englisch und ich nur einige Worte und Sätze auf Zulu, mit denen ich mich verständlich machen konnte.
Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und so richtig habe ich erst begriffen, dass ich Südafrika verlasse, als das Flugzeug in die Nacht abhob… Nicht nur einmal habe ich seither gesagt: "Ich war zum ersten, aber ganz bestimmt nicht zum letzten Mal in Südafrika!"

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich bei den Vorbereitungen und auch während des Jahres begleitet und mich unterstützt haben: Meine Familie und Freunde, besonders aber die Mitarbeiter der deutschen EmK-Weltmission und der Mission Unit in Südafrika. Danke für dieses wundervolle Jahr und all die Erfahrungen die ich machen durfte.

Sophie Günther