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Das Team der Gesundheitsstation

12.08.2017

Steigende Patientenzahlen in der Gesundheitsstation Jaiama (2. Teil)

Ein engagiertes Team

Vandi Koroma nimmt seine Patienten ernst

Zum Team der Krankenstation Jaiama gehören neben zwei dreijährig ausgebildeten Krankenpflegekräften, vier Krankenpflegehelfer*innen, einer Laborantin, einem Laborassistenten, einem Verwalter sowie Reinigungs- und Sicherheitskräfte, der CHO Vandi Koroma. Er ist jung und hat im letzten Jahr seine Ausbildung abgeschlossen. Seit wenigen Monaten arbeitet er nun in Jaiama. Lächeln sieht man ihn selten. Eher ernst berichtet er über die Patientenzahlen.

Sie seien ermutigend. Im Vergleich zum Januar ist ein Zuwachs von fast 60% zu verzeichnen. Noch stärker stiegen die Patientenzahlen bei den Unter-5-jährigen. Für diese gibt es ein Vorsorgeprogramm, bei dem auch die wichtigsten Impfungen durchgeführt werden.

Die Station pflegt seit kurzem ein System, bei dem »überfällige« Kinder gesucht und die Eltern gebeten werden, versäumte Termine nachzuholen. In besagtem Zeitraum stellten sich, vermutlich auch dadurch, 150% mehr Kinder vor.

Seit dem Beginn des Ramadan kommen kaum noch Patienten. Mindestens die Hälfte der Patienten sind Muslime. Viele von ihnen sind davon überzeugt, dass es ihrer Fastenzeit schadet, wenn sie Medikamente zu sich nehmen oder sich untersuchen lassen. Nach dem Ramadan würden sie dann wieder kommen, meint Vandi.

Als ich ihn beim Behandeln seiner Patienten begleite, kann ich verstehen, weshalb die Menschen hierher kommen. Obwohl Vandi nicht viel lächelt, beginne ich nun damit. Er hat die Gabe, den Patienten aufmerksam und zugewandt zuzuhören. Er scheint sich wirklich für die Menschen zu interessieren.

Das ist etwas, das ich leider bisher in Sierra Leone bei medizinischem Personal nur selten beobachten konnte. Üblicherweise wird scheinbar nach ein, zwei Symptomen eine Entscheidung getroffen und schlicht mit einem Antibiotikum behandelt. Meist gibt es noch Vitamine und eine Entwurmung dazu. Wenn es ganz schlimm ist, gleich noch ein zweites Antibiotikum oder am besten eine Injektion. Injektionen sind sehr beliebt. Aus Sicht der meisten Patienten fühlt man sich erst mit einer Injektion oder Kurzinfusion so richtig behandelt.

Tabletten kann man sich auch in der Apotheke selber kaufen, wenn sie verfügbar sind – und zwar alle. Eine Rezeptpflicht gibt es hier nicht. Vandi handelt offenbar anders, er scheint mit Geduld zum Grund der Sache durchdringen zu wollen.

Verbesserungen

Später berichtet er, wie dankbar man für die Solaranlage sei, die neben Licht (dem einzigen Licht in Jaiama) auch ermöglicht, 220V-Geräte zu nutzen.

So kann man zum Beispiel nun einen Kühlschrank für die Impfstoffe anschließen. Bisher musste der Impfbeauftragte am Morgen in das Wohnhaus der ehemaligen Missionare gehen und Impfstoffe holen. Leider standen diese dann stundenlang in der Wärme, was ihnen mitunter nicht gut bekam. So war die Freude groß, als plötzlich dank deutscher Unterstützung ein kleiner, fabrikneuer Kühlschrank im Impfraum stand.

Der Jeep ist bereit für das Outreach-Programm

Das sind aber nicht die einzigen neuen Errungenschaften, die durch Spenden ermöglicht wurden. Auch der seit Monaten nicht nutzbare Jeep konnte durch Spenden gewartet werden. So ist es nun wieder möglich, im Notfall einen Patienten in die nächste Stadt zu transportieren. Auch für Workshops muss das Team nun nicht mehr stundenlang auf Motorradtaxis durch den Regenwald düsen.

Am wichtigsten erscheint aber das Outreach-Programm. Dabei fahren Teile des Teams nach vorheriger Ankündigung in entlegene Gegenden, um dort Patienten vor Ort zu behandeln, die Entwicklung der Kinder zu beurteilen und zu dokumentieren, Schwangerschaftsbegleitungen durchzuführen und Gesundheitsaufklärung zu betreiben.

Es ist beeindruckend zu sehen, was CHOs in Sierra Leone leisten. Mit wenig Ausbildung investieren sie persönlich wirklich viel, um den Menschen vor Ort zu helfen.

Das nächste Krankenhaus ist einen mehrstündigen Marsch entfernt. Todkrank ist das nicht zu schaffen. Mit dem Jeep gelingt es dieser Krankenstation, den über 10.000 Seelen in ihrem Einzugsgebiet Zugang zu der nötigsten medizinischen Versorgung zu gewährleisten.

Wunschzettel

Es fehle aber dennoch Einiges. Wie so häufig wird der Wunsch nach einem Computer laut. Bisher müsse man in die Stadt fahren, um im Internetcafé die monatlichen Berichte zu verfassen.

Die Geburtsliege ist aus Holz und damit kaum hygienisch rein zu halten.

Das Leuchtmittel des Mikroskops ist schon seit Monaten defekt. Man nutzt seitdem ein Mikroskop mit Spiegel und kann somit nur bei gutem Wetter mikroskopieren. Ich habe es versucht. Die Sonne schien, aber die Sicht auf die Probe war doch eher schlecht. Es bedarf viel Erfahrung, um mit dieser Technik zu richtigen Ergebnissen zu kommen.

Vandi hat auch Visionen: Mit einem Ultraschall könne er viele Diagnosen schneller und sicherer stellen. Die Erfahrung dafür habe er.

Als ich auf dem Rückweg über die sehr steinige Sandpiste durch den Dschungel holpere, klingen die Abschiedsworte von Vandi nach: »Vielen Dank, dass du bei uns warst. Wenn du wiederkommst werden wir hier sein. Wir sind immer hier und hoffen, dass wir den Menschen auch weiterhin helfen können, wenn sie es am nötigsten haben.

Bitte sag den Menschen in Deutschland unseren herzlichsten Dank für ihre Unterstützung und bitte sie, uns nicht zu vergessen.«


Jan-Ulric Janietz

⇐ zum 1.Teil des Berichtes