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12.12.2018

Rückkehr nach Sierra Leone

Anfang des Jahres war Familie Janietz drei Monate in Deutschland, um in Vorträgen von der Arbeit in Sierra Leone zu berichten. Die Rückkehr nach Sierra Leone war herausfordernd.

Ungewohnte Temperaturen bei der Ankunft in Deutschland

Von Februar bis Anfang Mai waren wir in Deutschland und haben sowohl Vorträge gehalten, als auch Familie und Freunde besucht. In vielerlei Hinsicht fühlt sich Deutschland in einer so kurzen Zeit wie das Schlaraffenland an. Das haben wir bei unserer Rückkehr nach Sierra Leone umso mehr festgestellt. Der eine Supermarkt in Flughafennähe wurde in der Zwischenzeit geschlossen. Die Tankstelle, an der wir immer die Toilette aufsuchen und einen Snack für den Weg holen, war ebenfalls zu. In Bo angekommen, erfuhren wir, dass auch hier der größte Supermarkt schließen wird. Nach den riesigen vollen Supermarktregalen in Deutschland war das wieder eine große Umstellung.

Glücklicherweise war das Ankommen in unserem Zuhause wesentlich schöner. Unseren Freunden und Mitarbeitern ging es gut, es herrschte immer noch Jubelstimmung in Bo aufgrund der erfolgreich durchgeführten Wahl und des neuen Präsidenten. Das Haus und Grundstück waren bis auf zwei Wasserhähne, die in drei Monaten Nichtbenutzung durchgerostet sind, in einem prima Zustand und unser bester Freund, der dafür gesorgt hatte, blieb noch eine Woche bei uns wohnen, um uns das Ankommen zu erleichtern.

Ein glückliches Fußballteam

Eine besonders schöne Überraschung kam dann noch am selben Abend. Das Fußballteam unserer Nachbarschaft hatte sich ja Jan als neuen Manager gewählt, auf dass er ihnen mit ein paar Trikots und Bällen aushelfen kann. Das hat uns seither einen wunderbaren Weg eröffnet, mit unseren Nachbarn Gemeinschaft zu haben. An diesem Tag unserer Ankunft spielten sie am Abend im Finale der Regionalliga. Etwa um 10 Uhr abends wurde es laut vor unserem Tor und wir alle gingen hinaus, um zu sehen, was los ist. Die Y-Junction City Stars haben das Finale gewonnen und einen Pokal mit nach Hause gebracht! Die Freude und das Jubelgeschrei, das an diesem Abend aufbrannte, ist nur schwer mit Worten zu beschreiben und die Feier der gesamten Nachbarschaft hielt noch lange an. Ein wunderbarer Willkommensgruß für uns.

Familie zu viert

Nachdem im letzten Jahr sowohl eine Lernhelferin, als auch eine andere junge Frau aus Deutschland bei uns in der Familie lebten und wir in unserem Heimataufenthalt oft bei anderen Menschen übernachtet haben, sind wir nun wieder allein – zu viert. Das hat sich eine ganze Weile ziemlich seltsam angefühlt. 

Lotte in der Schule

Da wir bisher keinen neuen Lernhelfer haben, unterrichtet Jan jetzt wieder unsere Kinder Lotte und Pepe. Lotte ist am Ende der 3. Klasse und Pepe startet jetzt in die 2. Klasse. Glücklicherweise gibt es für diesen Unterricht fertig ausgearbeitetes Material von der Deutschen Fernschule, für dessen Durchführung es keinen ausgebildeten Lehrer braucht.

Pepe schreibt seinen letzten Deutschtest vor dem Übertritt in die zweite Klasse

Nach wie vor hoffen wir jedoch wieder auf jemanden, der für ein halbes oder ganzes Jahr bei uns wohnen möchte und diese Lernhelfer-Aufgabe übernehmen will. Wenn sich hier jemand angesprochen fühlt, meldet Euch doch bei uns oder der Weltmission. Das würde unsere Familie sehr entlasten, denn seit Jan mit der Vorbereitung und Durchführung des Schulunterrichts beschäftigt ist, fehlt es ihm oft an Zeit für andere Dinge wie notwendige Reparaturen, Einkaufstouren und Hilfsarbeiten im Projekt. Denn wie wir in den letzten zwei Jahren gelernt haben, brauchen diese vermeintlich kleinen, alltäglichen Dinge hier wesentlich mehr Zeit als wir es von Deutschland gewöhnt waren.

Aufklärungsarbeit in Schulen

Das Unterrichtsmaterial wurde auf stabile LKW-Plane gedruckt

Während unseres Heimataufenthaltes gab es Wahlen in Sierra Leone. Aus Angst vor gewalttätigen Auseinandersetzungen waren in dieser Zeit die Schulen überwiegend geschlossen. Dennoch lief in den wenigen Wochen normalen Schulalltags das Projekt weiter. Die vier Lehrer, die mit Melanie die neuen Lehreinheiten für Schüler erarbeitet haben, haben diese in Eigeninitiative weiter ausgetestet. Im Januar hatten wir für die zwei Oberschulen in Bo schon die neuen Schaubilder für den Unterricht auf Gewebeplanen drucken lassen und auch dieses neue Unterrichtsmaterial wurde in der Zwischenzeit ausprobiert. Die neuen Materialien kamen bei Schülern und Lehrern so gut an, dass viele der anderen Lehrer interessiert nachfragten, wie man diese in den Unterricht integrieren kann. Auch die Schüler ließen sich damit locken, in den Ferien für einige Extrakurse zur Schule zu kommen.

Erster Test der Materialien im Unterricht

Im Juni und Juli gab es mehrere Treffen mit allen acht Lehrern, mit denen Melanie in den letzten zwei Jahren gearbeitet hat. Nun sind diese Lehrer alle in das Austesten und Bewerten des neuen Materials involviert. Dabei wollen wir Schwierigkeiten in der Durchführung finden und diese beseitigen.

Im Oktober wollen wir diese Projektphase abschließen und hoffen, im November mit der ersten Schulung für Lehrer starten zu können. Dann sollen alle Lehrer einer Oberschule hier in Bo trainiert werden, diese Lehreinheiten selbst durchzuführen. Da das neben dem normalen Unterricht stattfinden muss, gibt es noch viele organisatorische Fragen, die bis dahin geklärt werden müssen.

Teambesprechung

Im Juli und August waren die Schulen geschlossen, deshalb hat Melanie diese Zeit auch für die Vernetzung des Projekts genutzt. Die Lehrer haben zusammen mit Melanie andere Organisationen besucht, die an ähnlichen Projekten arbeiten. Auf diese Weise wollen wir Ressourcen nutzen, die in anderen Projekten zur Verfügung stehen und diese den Schülern der methodistischen Schulen verfügbar machen. Es ist wichtig, dass die Lehrer andere Orte kennenlernen, zu denen sie Schüler schicken können, die Unterstützung nach sexueller Gewalt, Zugang zu Verhütungsmitteln oder andere Beratung brauchen.

Nun sind wir gespannt zu sehen, wie die vielen Vorarbeiten im nächsten Schuljahr dann endlich in den ersten großen Lehrerschulungen umgesetzt werden können.

Melanie und Jan-Ulric Janietz

mit Lotte und Pepe