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Gemeindeleben in Melnikovo

Der Pastor in Melnikovo

Es sind schlichte, ärmlich wirkende Menschen, die in Melnikovo zum Gottesdienst kommen. Manche von ihnen sind arbeitslos, manchen spürt man ab, dass sie schwere Lasten tragen. Der Pastor hat eine gute Wahrnehmung für die Menschen und kennt selbst aus eigenem Erleben die Problematik des täglichen Existenzkampfes. Er nützt seine zeitlich sehr begrenzten Möglichkeiten, um mit den Gottesdienstbesuchern ins persönliche Gespräch zu kommen. So beobachten wir, dass er nach der Stunde der Gemeinschaft eine ganze Reihe der GD-Besucher selbst nach Hause fährt.

Es ist in der Gemeinde üblich, dass der "Zehnte" gegeben wird, das wird auch bewusst thematisiert. Die Menschen sind geübt, nicht nur das Herz, sondern auch die Hände zu öffnen. Die Abgabe nach Moskau an die Kirche beträgt 10% der eingegangenen Gaben, da  der Pastor ja kein Gehalt, sondern nur eine Erstattung seiner Unkosten wie Spritausgaben bekommt. Sie beraten dann im Gemeindevorstand, was mit den Gaben geschehen soll und gehen damit recht unkonventionell um. So bekommt z.B. eine alleinerziehende achtfache Mutter für eines ihrer Kinder einen monatlichen Betrag, um dieser musikalisch hochbegabten Tochter Musikunterricht ermöglichen zu können. Solche Entscheidungen setzen ein für uns erstaunliches Maß an Wahrnehmungsfähigkeit und persönlichem Kontakt voraus.

Pastorenehepaar in Melnikovo mit Schwester Helene Bergmann und Schwester Ingrid Saur

Die Gemeinden im Kaliningrader Gebiet bekommen einen monatlichen kleinen Betrag von der EmK-Weltmission in Deutschland, mit dem sie den Unterhalt ihrer Kirchengebäude ermöglichen können. Das hilft ihnen sehr und dafür sind sie dankbar.

Als wir den Pastor von Melnikovo fragen, wo er den größten und dringendsten Hilfebedarf für seine Gemeinde sieht, nennt er im Wesentlichen zwei Dinge:

  1. Am wichtigsten wäre die Freistellung des Pastors für die Gemeindearbeit, d.h. die Bezahlung eines Gehalts für ihn.
  2. Dringend benötigen sie Material und Beratung für Kinder- und Frauenarbeit. Er sagt wiederholt, dass es in diesen Bereichen keinerlei Vorerfahrung in den Gemeinden und bei den russischen Pastoren gibt.

Wir fragen nach der Bedeutung der humanitären Hilfe in den Gemeinden und wundern uns über die vorsichtige Zurückhaltung des Pastors. Er fährt keineswegs mit Begeisterung auf diese Frage ab und ist nicht bemüht, möglichst etwas bzw. viel davon abzubekommen. Er berichtet, wie schwer es ist zu verhindern, dass die Menschen um der Geschenke willen in die Gemeinde kommen und dass sie deshalb sehr behutsam sind mit dem Verteilen der – oft sehr notwendigen und immer hoch geschätzten – Gaben aus dem Westen.

Wir finden in ihm einen Hirten seiner Gemeinde, der ein wachsames und liebevolles Herz für die Sache des Reiches Gottes hat. Er lebt vor, was es heißt, Prioritäten zu setzen, Visionen klar zu stellen und lebt Nachfolge Jesu in großer Transparenz. 


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