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Besuch aus Sowjetsk in Tübingen [siehe]

Evangelisation und soziale Arbeit – Die EmK in der Region Kaliningrad-Oblast [siehe]

Ausflug nach Sowjetsk

Der 9.Mai ist in Russland traditionell ein Feiertag. Gefeiert wird "Der Tag des Sieges", genau genommen der Sieg über uns, die Verlierer, also die Deutschen. Das ist schon eine eigentümliche Erfahrung, diese Volksfeststimmung aus diesem Anlass mit zu bekommen. In der Stadt gibt es eine Militärparade, auf den Dörfern einen Rummel mit Buden, herausgeputzten Kindern, eisschleckenden oder auch alkoholisierten Erwachsenen usw. In diesem Jahr ist der 9. Mai ein Montag und wir fahren zur dritten Gemeinde auf Kaliningrader Gebiet, nach Sowjetsk, ehemals Tilsit/Memel.

Der dortige Pastor ist Litauer; er verdient sein tägliches Brot, indem er die Backwaren einer Brotfabrik ausfährt. Seine Frau arbeitet als Lehrerin.

Gemeindehaus in Sowjetsk

Die Gemeinde hat ihr Gemeindehaus inmitten einer Wohnsiedlung, der Pastor wohnt ca. eine halbe Stunde davon entfernt.

Diese kleine Gemeinde in Sowjetsk hat es heute, nach einem fruchtbaren Ansatz vor 12 Jahren, schwer. Viele Menschen kamen in den letzten Jahren wegen der humanitären Hilfe und blieben weg, als sie eingestellt wurde. Von der einst blühenden Jugend- und Kinderarbeit ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die jungen Menschen sind weg gezogen; Sowjetsk ist Grenzstadt zu Litauen und ein entsprechend strukturschwaches Gebiet. Die beiden Länder sind durch die Memel getrennt.

Brücke über die Memel

Die Gottesdienstgemeinde ist mit ca. 13 Erwachsenen klein, Kinder gibt es kaum. An diesem Nachmittag, als zum Treffen mit uns die Gemeinde eingeladen ist, sind außer dem Pastorenehepaar lediglich zwei ältere Menschen gekommen; wir aus Kaliningrad Gekommenen bilden die stärkste Fraktion. Es werden mehrere Fotoalben herumgereicht mit Bildern, die von einer einst blühenden Jugend- und Kinderarbeit berichten.

Wir fragen nach missionarischen oder diakonischen Aktivitäten oder entsprechenden Planungen. Sie unterstützen als Gemeinde städtische soziale Einrichtungen wie Kinderheime in Sowjetsk insofern, als sie Material transportieren. In der Stadt Kaliningrad werden humanitäre Hilfsmittel kostenlos ausgegeben, die aber abgeholt werden müssen. Solchen Transfer übernehmen sie immer wieder einmal als Gemeinde und unterstützen damit die Lebensqualität von benachteiligten Heimkindern. Gerne möchten sie auch in diesem Jahr wieder ein Kinderlager anbieten.

Auf unsere Frage, was sie als Gemeinde für Ziele haben, was sie sich am meisten wünschen, antworten sie, dass ihr Wunsch der Zugang zu den Herzen der Menschen ist. Auch ein günstigerer Standort des Gemeindehauses ist solch ein Wunschziel.

Auf der Rückfahrt nach Kaliningrad müssen wir etliche Polizeisperren passieren, offenbar ist bekannt, dass anlässlich der Feier des Sieges auch der Blut- Alkoholspiegel steigt…

In keiner der drei Gemeinden ist uns jemand aus der Zeit bis 1945 begegnet mit Kenntnis der ehemaligen EG- oder MK- Gemeinden. Auch die Pastoren hatten keine oder nur wenige Vorstellungen von diesem ehemals blühenden Gemeindeleben. Aber wir haben Menschen mit brennenden Herzen für die Sache des Reiches Gottes erlebt, die mit äußerst bescheidenen Mitteln nach Wegen zu den Herzen der Menschen suchen, um ihnen die frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu bringen.

Diese Reise nach Kaliningrad war für uns ungemein bereichernd und wir sind dankbar, die Gelegenheit zum Kennenlernen der drei dortigen EmK- Gemeinden gehabt zu haben.

Wuppertal und Berlin, im Juni 2011

Schwester Helene Bergmann und Schwester Ingrid Saur