Sie sind hier: Länder > Mosambik > Projekte in Mosambik > 

Onlinespende HelpDirect

jetzt online spenden
Das neue Dach der Schreinerei ist fertig.

04.01.2016

Alles neu bedacht

Neustart in der Schreinerei in Cambine: Nach der Renovierung kann die Produktion wieder beginnen

Nach längeren Planungen und einem etwas schleppenden Start ging es jetzt endlich los mit dem Projekt »Schreinerei in Cambine«.

Ziel ist es, dass in der Schreinerei, die während der letzten Jahre aus unterschiedlichen Gründen ziemlich heruntergekommen ist, wieder produktiv gearbeitet und Berufsschüler qualifiziert im Schreinerhandwerk unterrichtet werden können.

Nach einer genauen Sichtung der Lage war allerdings schnell klar: hier ist es nicht mit Reparaturen getan, hier braucht es eine grundlegende Renovierung: angefangen beim Dach. Die Dachbalken waren durch Insektenbefall und Undichtigkeiten im Dach stark in Mitleidenschaft gezogen worden, das Wellblech teilweise löchrig oder verbeult, nachdem im Sturm eine Palme darauf gefallen war. So wurde der Dachstuhl neu errichtet, teilweise unter abenteuerlichen Arbeitsbedingungen (ohne Kran – aber immerhin mit einem von der katholischen Mission ausgeliehenen Gerüst), die noch verwendbaren Wellbleche wurden neu gestrichen und wieder angebracht und transparente Teile eingefügt, um mehr Helligkeit in die Werkstatt zu bekommen.

Das schreibt sich hier so locker – aber bis wir die hatten, die transparenten Wellbleche, da sind einige Wochen und auch viele Fahrtkilometer nötig gewesen…

Eine für uns völlig neue Erfahrung, die wir es gewohnt sind, in den Baumarkt zu fahren und das gewünschte Material einfach einzukaufen – oder doch wenigstens bestellen zu können und es nächste Woche zu haben. Die Versorgungslage erinnert uns an Erzählungen aus DDR-Zeiten: es ist immer ein bisschen Glücksache, ob man etwas bekommt oder nicht. Und so langsam erlernen wir die Grundregel, dass man sich dann eindecken muss, wenn es etwas gibt, denn niemand weiß, ob die Sache beim nächsten Mal noch im Regal liegt. Zwei Ausdrücke hören wir täglich, die ziemlich nerven: »Acabou« (»Ist gerade aus«) oder »Não tem“ (»Haben wir nicht«).

Im Klartext heißt das dann, alle Geschäfte in der Gegend abklappern und nachfragen, ob man das benötigte Material dort vielleicht bekommt.

Die Schreinerei wird von Grund auf renoviert

Als nächstes wurde die Sicherheit des Gebäudes in Angriff genommen: alle Fenster und Türen bekamen neue und stabilere Eisengitter zum Schutz gegen Einbruch und Diebstahl.

Der Metaller Pedro hat ordentlich Gas gegeben – nach zwei Wochen waren alle Gitter dran! Eine für uns sehr schöne Erfahrung, die konstruktive Zusammenarbeit mit ihm und sein wirklich sauberes Arbeiten. Sein atemberaubendes Tempo hat sogar Einheimische schwer in Erstaunen versetzt.
Gerne würden wir ihn für Cambine gewinnen, vielleicht ein neues Projekt mit ihm starten, eine Schlossereiwerkstatt? Er ist grundsätzlich nicht abgeneigt, wir werden sehen.

Der nächste Schritt wird jetzt die Verlegung der elektrischen Leitungen sein, dann kann man langsam beginnen, darüber nachzudenken, welche Maschinen und Werkzeuge anzuschaffen sind. Natürlich macht es keinen Sinn, einfach eine vollautomatische Holzwerkstatt hinzustellen. Die Berufsschüler sollen auf jeden Fall die »einfache« Handarbeit erlernen mit Handsäge und Hobel, denn das wird später der Alltag sein, wenn sie eine kleine Schreinerwerkstatt eröffnen wollen, die vielleicht keinen Strom zur Verfügung hat.

Wir hoffen, dass sich auch noch ein guter Schreinermeister finden lässt. Eduardo, einer der zwei bisherigen Meister, ist leider vor kurzem im Alter von Mitte 40 gestorben.

Und vielleicht kann es gelingen, dass Holzarbeiten aus Cambine wieder an die Qualität vergangener Zeiten heranreichen: bis ins 500 km entfernte Maputo wurden in früheren Zeiten Fenster und Möbel »Made in Cambine« geliefert.

Claus und Renate Härtner