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25.01.2021

Mit Kreativität im Kampf gegen Corona

Die Corona-Krise hat deutliche Auswirkungen auf die Arbeit von Renate und Claus Härtner in Mosambik. Die Näh- und Technikkurse für die Studierenden am Theologischen Seminar mussten abgesagt werden. Viele geplante Projekte in den Werkstätten wurden auf Eis gelegt. Trotzdem gibt es genug für sie zu tun.

Die Nähwerkstatt hat sich gleich daran gemacht, Mund-Nasen-Masken herzustellen. Auf Wunsch gerne auch passend zu einem Kleidungsstück.

Nähwerkstatt

Als im Frühjahr 2020 im Internet die ersten Anleitungen für selbstgenähte Mund-Nasen-Masken auftauchten, hat sich die Nähwerkstatt sofort daran gemacht, solche zu nähen. Denn in einem Entwicklungsland wie Mosambik gab es ja kaum andere Masken zu kaufen.

Wir haben viel experimentiert und improvisiert, denn die afrikanische Gesichtsform ist ja etwas anders als die europäische. Unser »Zinken« verhindert jedenfalls deutlich besser das Herunterrutschen der Masken. Auch hier war nach kurzer Zeit im ganzen Land das Gummiband ausverkauft und sehr lange haben wir nach einem Draht für den Nasenabschluss gesucht. Es gibt ja keine Online-Shops, bei denen man alles bestellen könnte, was man so braucht!

Die Frauen der Nähwerkstatt sind sich sicher, dass ihr neu entworfender Blouson aus Capulana-Stoff ein Verkaufsschlager wird.

Inzwischen haben wir verschiedene Maskentypen und -größen im Sortiment und auch aus verschiedenen Stoffen. So kann eine Maske passend zum Hemd oder zur umgebundenen Capulana durchaus als schickes Accessoire wahrgenommen werden. Ganz sicher haben wir schon mehr als 3.000 Exemplare gefertigt, darunter auch viele für das Krankenhaus in Chicuque.

Eigentlich hatten wir in diesem Jahr viele Besuchergruppen aus dem Ausland in Cambine erwartet, wegen Corona mussten aber leider alle Reisetermine abgesagt werden. Daher haben wir die Arbeit in der Nähwerkstatt umstrukturiert und auch reduziert, da der Umsatz fast vollständig eingebrochen ist.

Wir haben beschlossen, die Zeit zusätzlich zu den Näharbeiten einerseits zum Aufräumen und Sortieren des Materials und zum anderen zur Weiterbildung der Näherinnen zu nutzen. Neue Schnitte werden ausprobiert und neue Modelle in das Sortiment aufgenommen. Der neue Blouson aus Capulana-Stoff jedenfalls verspricht ein Hit zu werden!

Metallwerkstatt

In der Werkstatt ging es neben dem normalen Geschäft wie Reparatur von unzähligen Haushaltskleingeräten wie Wasserkochern, Bügeleisen, Handys und Nähmaschinen hauptsächlich um Elektroinstallationen in renovierten oder beschädigten Häusern und um die Installation von Solaranlagen. Im Herbst letzten Jahres wurden im Rahmen des Arbeitseinsatzes eines Workteams aus Lage Solarpanelen auf dem Dach des Gästehauses montiert. Inzwischen ist die Solar-Wasserpumpe angeschlossen und liefert »Sonnenwasser«, das uns nun keinen Strom aus dem Netz mehr kostet. Auch die häufigen Stromausfälle machen uns jetzt überhaupt nichts mehr aus, denn die Sonne scheint auf jeden Fall und so haben wir täglich frisches Wasser!

Die Handwaschanlage vor dem Theologischen Seminar (mit dem Tüftler im Spiegel)

Im Kinderheim ist die Pumpe ebenfalls auf Solarbetrieb umgestellt worden. Es ist geplant, noch eine dritte Pumpe, die das Missionsgelände mit Frischwasser versorgt, in den kommenden Wochen auf Solarbetrieb umzustellen.

Daneben hat Claus Händewaschanlagen mit Fußpedal entwickelt, die Universität und Seminar vorweisen mussten, um den Lehrbetrieb wieder aufnehmen zu dürfen. Dass in Claus ein kleiner Erfinder steckt, wurde nun offensichtlich, denn er hat mit vorhandenem Material aus den Containern und herumliegenden Kleinteilen wie z.B. dem Magnetschalter einer defekten Waschmaschine eine erste Anlage gebaut, die dann immer wieder modifiziert wurde. Die farbenfrohe Station mit Bambusstangen hat jedenfalls viel Interesse und Bewunderung ausgelöst.

Schreinerei

Mittlerweile hat die Arbeit in der Schreinerei an Fahrt aufgenommen. Alle Maschinen waren startklar gemacht, die Bienen, die einen Schrank bevölkert hatten, ausgewildert, die Elektroinstallation war überprüft und alles neu gestrichen worden, danach konnten José, der Schreiner und Fernando, sein Helfer, endlich mit der Arbeit beginnen. José versteht sein Handwerk recht gut und nachdem sich die Qualität seiner Arbeit herumgesprochen hat, kamen erste kleinere Aufträge wie das Reparieren von Stühlen oder das Herstellen von Gardinenstangen herein.

Nachdem die Schreinerei die Qualität ihrer Arbeiten unter Beweis gestellt hat, werden nun auch größere Aufträge erteilt.

Inzwischen arbeiten sie sogar an einigen großen Bestellungen (u.a. Türen für ein gesamtes Haus und zwei Küchen), die die inzwischen drei Männer ordentlich herausfordern. Sehr erfreulich: Arnaldo, ein Junge aus dem Kinderheim, der die leider nur eher theoretische Holzausbildung in der Berufsschule abgeschlossen hatte, bekommt nun auch noch die praktische Erfahrung dazu. Immer wieder geht auch etwas kaputt an den gebrauchten und teilweise doch schon betagten Maschinen. Da es keinen Kundendienst gibt, müssen die Maschinen dann irgendwie kreativ repariert werden.

Leider ist der Preis für Holz in den letzten Jahren sehr gestiegen, was die Möbel insgesamt deutlich teurer und damit für viele Einheimische unerschwinglich werden lässt. Dennoch ist man zuversichtlich, dass ab dem kommenden Jahr die laufenden Kosten und der Lohn der Arbeiter von den Einnahmen aus der Schreinerei bezahlt werden können und dass der Betrieb über die Jahre dann hoffentlich auch einen Gewinn für die Mission erwirtschaftet.

Renate Härtner