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Einweihungsfest in Cambine [siehe]

Nähwerkstatt »Cambine Arts« [siehe]

19.11.2019

Des Cambiners neue Kleider

In der Nähwerkstatt entstehen die unterschiedlichsten Dinge. Während unter dem Label »Cambine Arts« schon seit einigen Jahren Produkte für den Verkauf entstehen, bieten die Nähkurse interessierten Frauen und Männern die Möglichkeit, Nähen für den Eigenbedarf zu erlernen.

Verkaufsstand beim Kulturfestival in Cambine

Im Atelier »Cambine Arts« wird fleißig genäht. Das Repertoire und die Erfahrung der fünf (außer mir) dort arbeitenden Frauen erweitert sich beständig und der Zugewinn an Qualität spricht sich langsam, aber sicher herum. So kommt doch immer mehr einheimische Kundschaft, um ein Hemd nach Maß aus Capulana, dem traditionellen bunten Stoff, der hier in Mosambik besonders bei den Frauen als Wickeltuch sehr beliebt sind, zu bestellen. Oder um eine Schuluniform nähen zu lassen oder eine Tasche bei uns zu kaufen. Im Vergleich mit den einheimischen Marktschneiderinnen kommt uns sicher unser technisch hochwertiges Equipment zugute: denn dass unsere Nähmaschinen ein Knopflochprogramm haben und wir Overlock-Maschinen für die Kantenbearbeitung verwenden, verbessert den Komfort und die Haltbarkeit der von uns gefertigten Kleidungsstücke.

Sehr interessant für viele ist auch unser Label, das bescheinigt, dass es sich bei dem Produkt um ein Original handelt, das in Cambine gefertigt wurde – auch in Afrika hat es der eine oder die andere gerne »exklusiv«.

Die Studentinnen des Theologischen Seminars im ersten Ausbildungsjahr nähen fleißig im Anfängerkurs

Inzwischen haben wir unser Sortiment um einige praktische Kleinigkeiten erweitert, die nicht so viel kosten und daher auch für den schmalen Geldbeutel erschwinglich sind: z.B. Brotbeutel, Topflappen und Tischsets. Da Tischsets ja wirklich Luxusartikel sind, war den Menschen hier gar keine portugiesische Bezeichnung dafür bekannt, sodass sie dann einfach den funktionellen Namen »Descanso-Prato« bekamen, was übersetzt so viel heißt wie »Teller-Ausruher«.

Auch sehr beliebt ist unsere Upcycling-Produktreihe. Was hier so professionell klingt, war am Anfang fraglich: Ist es sinnvoll, Möbelstoffreste – die in Deutschland eigentlich Müll gewesen wären – nach Afrika zu schicken? Was sollten wir daraus machen? Würde sich das Ergebnis verkaufen lassen? Wir entschlossen uns, das einfach auszuprobieren und so bekamen wir immer wieder einen Bananenkarton aus Ellerbek per Post zugeschickt und haben angefangen, etwas aus den Polsterstoffen zu machen. Inzwischen nähen wir Rucksäcke aus dem robusten Material, die wirklich reißenden Absatz finden, hauptsächlich als Schultasche für Kinder. So bewahren wir die Stoffe vor der Deponie, hier geben sie Arbeit und werden zu einem hochwertigen Endprodukt verarbeitet. Das geht in Richtung »Wertschöpfung«, auch wenn der Postweg im Verhältnis zum Endprodukt natürlich eigentlich viel zu teuer war; naja, die restlichen circa 40 Stoffkisten sind mit dem Container gekommen, die kosten dann nicht mehr extra.

Das Vorhaben, Wissen und Erfahrung im Bereich »Kleidung nähen« voranzutreiben, steht immer noch ganz oben auf unserer Agenda. Leider ist unsere Kursleiterin Lígia, die uns im letzten Jahr eine Woche nähtechnisch fortgebildet hat, wieder nach Brasilien zurückgekehrt. Eine neue Lehrkraft zu finden, ist nicht so ganz einfach, aber wir bleiben dran. Manches probieren wir einfach nach Lehrbuch oder schauen im Internet nach einer Anleitung, auch so kann man ja lernen und Erfahrung sammeln.

Sehr stolz sind wir, dass wir als Nähprojekt die Arbeit der Mission mit fast 1.000 Euro unterstützen konnten.

Nähkurse

Filipe beim Zuschneiden seiner Hose – nach Maß!

Die 2018 begonnenen Nähkurse zeigen erste sichtbare (und anziehbare) Erfolge. In mittlerweile vier Kursen (interessierte Studierende des ersten und zweiten Ausbildungsjahres im Theologischen Seminar, Pastorenfrauen und Mädchen aus dem Kinderheim) erlernen die Teilnehmer*innen in der Regel einmal wöchentlich die Grundlagen des Nähens.

Die neun Fortgeschrittenen sind nun schon einen Schritt weiter, die Nähte werden gerader, die Zahl der abgebrochenen Nadeln verringert sich, das Zusammenspiel zwischen nähenden Händen und das Pedal tretenden Füßen geht schon fast automatisch.

Die acht Neuen, die 2019 ihre Ausbildung angefangen haben, kämpfen noch mit den abreißenden Fäden und dass die Nähmaschine einfach nicht immer so will wie sie selbst.

Olga aus dem Kinderheim ist stolz auf ihr erstes, selbstgenähtes Werk

Nachdem wir zunächst einfache Sachen wie Stoffbeutel, Reißverschlusstäschchen, Topflappen und Einkaufstaschen nähten, haben wir uns mit den Fortgeschrittenen nun schon an Röcke und Hemden gewagt. Ich profitiere dabei auch sehr viel, denn schließlich bin ich ja keine ausgebildete Schneiderin – aber beim Entwickeln eines Schnittes nach Maß werde auch ich mit jedem Mal sicherer. Das Klima in den Gruppen ist zum Glück sehr angenehm und es ist allgemein bekannt und akzeptiert, dass wir miteinander lernen und arbeiten.

Stolz tragen die Schüler*innen ihr erstes selber genähtes Kostüm oder Hemd. Man könnte noch mehr Kurse anbieten, ich bekomme sehr viele Anfragen auch von Schüler*innen oder Studierenden der Universität, aber dafür reichen die Kapazitäten nicht.

Die angehenden Pastoren und Pastorinnen freuen sich sehr darüber, dass sie in Cambine außer dem Predigen und Bibel auslegen auch noch etwas Praktisches gelernt haben, das ihnen vielleicht nachher als kleiner Nebenerwerb oder einfach nur für den Eigenbedarf nützlich sein kann.

Renate Härtner