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29.09.2021

Abschied nehmen: Blick zurück und Blick nach vor

Claus und Renate Härtner sind im August 2014 nach Cambine in Mosambik ausgereist. Im Sommer 2021 haben sie ihre Arbeit dort nach sieben Jahren beendet und sind wieder nach Deutschland zurückgekehrt.

Renate und Claus Härtner nehmen Abschied vom Indischen Ozwan

Sieben Jahre – das ist eine lange Zeit. Aber sie ist rasend schnell vergangen. Wenn der Abschied naht, blickt man durchaus emotional in beide Richtungen: in die Zukunft und in die Vergangenheit. Wie es wohl sein wird, wieder in seinem Heimatland zu sein? Vieles hat sich auch dort verändert während unserer Abwesenheit. Wird die Wiedereingliederung ins Berufsleben gelingen nach einer so langen Zeit »im Busch«, wo wir ja etwas komplett Anderes gearbeitet haben als unsere Berufe sind? Sind die alten Freunde noch da, die sich ja in der Zwischenzeit neue suchen mussten, weil wir fehlten?

Natürlich freuen wir uns auf vieles: auf unsere Kinder und unsere Familie, auf die Vielfalt in den Läden und Restaurants (Claus freut sich sehr auf den Wurstsalat, Renate auf die Butterbrezel), auf Kultur (okay, die hat man wegen Corona in Deutschland gerade auch nicht), auf Kirche in der Muttersprache und auf ein funktionierendes Gesundheitssystem. Wie werden wir auf das temporeiche Deutschland reagieren? Hier in Afrika mussten wir uns notgedrungen daran gewöhnen, dass alles sehr viel langsamer geht; das war auch nicht immer einfach, wo man doch als Schwabe und Halbschwäbin das Werkeln sozusagen im Blut hat.

Der Abschied hat seine schweren Seiten: Abschied nehmen von liebgewonnenen Menschen um uns herum, Abschied nehmen von unserer treuen Hündin Sensa, die uns vor Einbrechern und Dieben geschützt und viele Schlangen vertrieben hat. Eine Speikobra hat sie im Dezember attackiert und ihr Gift in die Augen gesprüht; nachdem sie anfangs ganz blind war, sind wir nun froh, dass sie wenigstens einen Teil des Augenlichts wieder zurückgewonnen hat. Der Abschied von der immergrünen Umgebung wird uns sehr schwerfallen; die ländliche Ruhe ohne Flugzeuge und mit wenig Autolärm, das Vogelgezwitscher am frühen Morgen wird uns fehlen. Auch dass die Sonne so gut wie jeden Tag scheint und dass es keine kalten Hände und Füße gibt, weil die Temperatur ganzjährig nicht unter 15 Grad fällt! Ich fürchte mich schon vor Hochnebel, Frost und Schnee.

Das Beseitigen der Zyklonschäden im Jahr 2017 war eine besondere Herausforderung

Die Aufgaben, die zu bewältigen waren, haben uns mitunter ordentlich herausgefordert und an unsere Grenzen gebracht, vor allem nach dem Zyklon, der 2017 über Mosambik stürmte. Da mussten oft schnelle, praktische und vor allem kostengünstige Lösungen gefunden werden. Aber das Arbeiten war dadurch immer irgendwie kreativ, langweilig war uns jedenfalls nie.

Wir blicken zurück auf das, was alles entstanden ist während unseres Hierseins. Woran wir beteiligt waren, was wir initiiert, geplant und realisiert haben. Manchmal braucht es diesen wachen Blick zurück, schon mit ein bisschen Abstand. Besonders, wenn man spürt, dass man noch so viele Ideen gehabt hätte, dass man noch viel mehr hätte erreichen können, wenn manche Bedingungen anders gewesen wären. Da man aber nie alles schaffen kann und – besonders hier in Afrika – niemals fertig werden würde, bleibt die Dankbarkeit für alles, was ist, dass unser guter Gott uns behütet und bewahrt und unser Tun gesegnet hat.

Wir wissen nicht, ob die Projekte, die wir angestoßen haben, weitergehen werden. Wir hoffen es. Der Same ist ausgesät und wenn er – wie Professorin Genilma Boehler im Interview sagt – das Glück hatte, auf guten Boden gefallen zu sein, dann kann die Saat aufgehen.
Renate Härtner