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Pastorenfortbildung in Malawi

10.04.2019

Theorie und Praxis in Malawi

Über Theorie und Praxis der Theologischen Ausbildung in Malawi berichtet Olav Schmidt: Vieles muss neu entwickelt werden in einem Land, in dem es keine methodistische Ausbildungsstätte für Pastoren gibt.

Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und niemand weiß warum. Hier ist alles vereint: Nichts klappt und niemand weiß warum.

Zu behaupten, dass dieser lockere Spruch auf Malawi zutrifft, wäre dann aber doch ein wenig zu ungerecht. Aber es stimmt, dass manches nicht klappt und niemand genau weiß warum. Die Mischung von Theorie und Praxis scheint aus den Fugen geraten. Das gilt auch für die pastorale Ausbildung. Bis vor Kurzem wurden Ausbildungsstätten nach einem Lehrplan aus den 1970er Jahren akkreditiert. Manches Buch auf den Literaturlisten ist nur noch in Antiquariaten zu finden. Praktische Fächer wie Predigtlehre oder Seelsorge sind im Lehrplan unterrepräsentiert. Hinzu kommt noch das Problem, dass es keine anerkannte methodistische Hochschule in Malawi gibt.

»Die Welt steht Kopf« im Arbeitszimmer von Olav Schmidt

Was also tun? Wir haben uns entschieden, unsere Pastoren schwerpunktmäßig in einem Fernstudium auszubilden. Dazu arbeiten wir mit einem Fernstudieninstitut zusammen, welches nach dem beschriebenen Lehrplan arbeitet. Deshalb »peppen« wir das Programm auf, ergänzen praktische Fächer und Methodismus. Das ist nicht ganz einfach. Eines von vier Fächern pro Semester stammt jetzt aus unserer Feder. Skripte sind zu schreiben, gerade bin ich daran, eines über »Predigt-lehre« zu verfassen. Als nächstes steht dann »Gottesdienst« auf dem Lehrplan. Textbücher sind auszuwählen und der Import ist zu organisieren. Für die Pastoren, die bereits eine mindestens dreijährige Ausbildung absolviert haben, wird es Intensivkurse geben. Ausschnitte aus Zeitschriften und Büchern sollen diesen Studierenden helfen, selbst Unterrichtseinheiten für einwöchige Intensivkurse vorzubereiten.

So darf ich nun endlich wieder einmal »Theologie treiben«. Rund zwanzig Bücher und zwei sogenannte E-Book-Reader stapeln sich auf meinem Pult. Bis zum März müssen die ersten Materialien geschrieben sein. Parallel arbeiten Übersetzer daran, die bestehenden Arbeitshilfen des Fernstudieninstituts in die örtliche Sprache Chichewa zu übersetzen. Im Juni soll dann das erste Intensivseminar über die Bühne gehen. Wir halten uns dabei an Hermann Hesse, der gesagt hat: »Die Praxis sollte das Ergebnis des Nachdenkens sein, nicht umgekehrt«.

Und wenn alles klappt, dann wissen wir auch warum: Weil Gott mit uns war. Das ist gelebte Praxis hier in Malawi.

Olav Schmidt