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10.06.2016

Was bleibt?

Die Zeit in Malawi neigt sich für Familie Schmiegel dem Ende zu. Im Juli 2016 werden sie nach viereinhalb sehr ereignisreichen Jahren nach Deutschland zurückkehren. In ihrem letzten Bericht geht es deshalb auch um eine allgemeine Reflexion über die Erfahrungen und ihre Arbeit in Malawi.

Blick auf die Eine Welt (Globalisierung, Klimawandel, Ökonomie)

Im Januar letzten Jahres hieß es in einigen Landstrichen Malawis »Land unter«, da enorme Regenfälle zu extremen Überschwemmungen geführt haben. Die Ernte aufs ganze Land hochgerechnet ist dadurch ein Drittel niedriger ausgefallen. Dementsprechend ist zurzeit Hunger ein ziemliches Problem in Malawi. Etwa 2,8 Millionen Menschen sollen nach Schätzung der Regierung von Nahrungsmittelknappheit bedroht sein. Leider wird sich dieser Zustand noch verschärfen. Wir sind zurzeit zwar noch in der Regenzeit, aber besonders im Süden und in der Zentralregion Malawis ist zu spät und kaum Regen gefallen. Die Maisernte wird dieses Jahr wieder schlecht ausfallen, was weitere katastrophale Folgen für die Menschen nach sich ziehen wird. Der Marktpreis für Mais ist inzwischen auf den dreifachen Wert des üblichen Preises angestiegen.

Man kommt nicht umhin über den Klimawandel nachzudenken, dessen Auswirkungen die Menschen hier augenscheinlich ausbaden müssen, obwohl sie dazu über den CO2-Ausstoß in den vergangenen Jahrzehnten nicht allzu viel beigetragen haben.

Ein typisches malawisches Festessen, wie es auch beim Pastorentraining
gereicht wird.

Unser westlicher Lebensstil, der u.a. auf Individualismus, Konsum und Kapitalismus ausgerichtet ist, hat weit mehr Kosten, als uns bewusst ist und lieb sein kann. Die Kosten entstehen eben woanders. Wir sehen sie bloß nicht. Wir wundern uns nur, wenn Menschen vor unseren Grenzen stehen, auf deren »Kosten« wir bisher gelebt haben. In der Zukunft werden sich mehr Menschen von Afrika aus auf den Weg nach Europa machen. Der methodistische Theologe Justo Gonzalez bringt es schön auf den Punkt: »Wenn die Ströme des Wohlstands nur in eine Richtung fließen, werden die Menschen das ebenfalls tun.«

Hier in Afrika wird mir an vielen Geschichten aus Malawi und anderen afrikanischen Staaten bewusst, wie unser Wohlstand in Europa, wie das Streben nach immer mehr (Wachstum über alles – ist das wirklich alternativlos?), nach dem immer Neuesten, seine Auswirkungen immer noch in der Ausbeutung anderer Länder und Kontinente hat. Der Kolonialismus lebt immer noch, nur in einem anderen Gewand.

Die Menschen, die zurzeit nach Europa flüchten, sollten uns ein Anstoß zum Fragen sein: Was läuft gerade grundsätzlich schief mit unserer Welt? Welchen Anteil haben wir durch unsere konsumorientierte Lebensart an den Problemen der Welt? Welche Alternativen zum bisherigen Wirtschaftssystem gibt es? Was heißt nachhaltiges Leben für alle?

Je länger wir in Malawi leben, desto größer wird unsere Dankbarkeit, dass wir in einem Land geboren und aufgewachsen sind, in dem es uns an nichts fehlte, was wir brauchten. (Betonung »brauchte«, nicht »wollte«). Wir mussten uns noch nie Gedanken machen, wo Essen oder Kleidung für den nächsten Tag herkommen.

Aber das andere stimmt auch: je länger wir in Afrika leben und uns mit Mission und Entwicklungshilfe beschäftigen, desto größer wird unser Unbehagen über das jetzige globale Wirtschaftssystem und die Ungerechtigkeit, die daraus hervorgeht.