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30.05.2023

Neuausrichtung der gemeinsamen Arbeit

Viele Jahre haben die Partner die malawische EmK auf vielfältige Weise unterstützt. Nun wurde gemeinsam beraten, wie die EmK in Malawi stärker und selbstständiger werden kann.

Die Kirchenleitung der EmK in Malawi mit Vertreterinnen und Vertretern aller unterstützenden Partnerkirchen.

Anderthalb Stunden windet sich die Straße durch die verkarstete Hügellandschaft. In Deutschland würde man sie als einen ausgefahrenen Feldweg beschreiben. An vielen Stellen ist sie von starken Regenfällen ausgewaschen, in der baumlosen Landschaft gibt es nichts, was das Wasser aufhalten könnte. Unbarmherzig brennt die Sonne herab, eine Staubfahne zieht sich hinter unserem Bus her. Auf einmal aber erscheint ein grüner Punkt am Horizont. Auf den Hügeln in der Ferne wird der letzte Regenwald Malawis sichtbar. Am Fuß dieses Bergrückens, im Nirgendwo, fernab von den großen Straßen und Siedlungen und dem Mobilfunknetz treffen sich die Partner aus Deutschland und den USA mit der malawischen Kirchenleitung.

Ort mit Symbolcharakter

Der Ort ist mit Bedacht gewählt: »Ein langer, mühsamer Weg an dessen Ende ein lohnendes Ziel liegt«, das ist nur eine von mehreren Metaphern, die Olav Schmidt, Missionar der EmK in Malawi mit diesem Ort verbindet. Hier war zu Kolonialzeiten das Haus des Distrikts-Kommissars der britischen Militärverwaltung, zentral an wichtigen Straßen gelegen. »Wir lernen hier, dass Strukturen, die Fremde in diesem Land aufgebaut haben, heute eine ganz andere Bedeutung haben können und sie längst nicht mehr so im Zentrum liegen wie damals.«
Heute ist das Haus eine Lodge, von zwei Deutschen geführt, die hier vor allem mit den Dorfgemeinschaften Kaffee anbauen und auf direktem Wege nach Deutschland versenden und verkaufen: Direkt-Handel statt aufwendiger Fair-Trade Prozeduren, auch das ein Fingerzeig auf neue und effiziente Wege für eine Partnerschaft.
Und dann ist da noch ein anderer Aspekt, den die Partner kennenlernen. Der Kaffee wird unter Bäumen angepflanzt, diese spenden Schatten und Laub. Die entkernten Kaffeekirschen düngen den Boden, so entsteht eine für beide Seiten nutzbringende Partnerschaft.

Ein guter Überblick hilft allen

Bei so vielen Hintergedanken war zu erwarten, dass neue kreative Wege in der Partnerschaft eingeschlagen werden. Zum ersten Mal tauschen sich alle Partner untereinander über die von ihnen geförderten Projekte aus. Hatte ein Partner als eines der größten Herausforderungen festgestellt, dass nur wenige der in Dorfkreditprogrammen Engagierten lesen und schreiben können, so hatte ein anderer bereits ein Alphabetisierungsprogramm begonnen. Das eine oder andere Projekt hat sich nicht bewährt. So hat ein Partner diese Förderung bereits eingestellt, während sich ein anderer noch darum bemühte. In Zukunft stimmen sich nun die Partner untereinander ab und bei Projektanfragen und Fortschrittsberichten werden alle durch die malawische Kirche mit einbezogen.

Projektförderung nach Plan

Schnell wurde auch klar, dass kein Partner zusätzliche Fördergelder zur Verfügung stellen könnte. Was zunächst eine herbe Enttäuschung für die malawische Kirche ist – hatte man doch viele neue Projektideen in das Partnertreffen einbringen wollen. Dies ist aber zukunftsweisend.
Denn die malawische Kirche hatte ja mit Hilfe der EmK-Weltmission und einer US-amerikanischen Gemeinde einen zehn Punkte umfassenden Strategischen Entwicklungsplan aufgestellt. Am diesem wird sich in Zukunft die Projektförderung orientieren, hat er doch zum Ziel, die malawische EmK zu größerer Unabhängigkeit zu führen.

Entscheidungen abwägen

Die Leitung der Kirche wird nun Prioritäten setzen. Denn sie stellt fest: Die jährlichen Kosten für einen Kindergarten sind genauso hoch wie die für ein einmaliges, einjähriges Trainingsprogramm für nachhaltigen Gemeindeaufbau für die gesamte Konferenz oder auch eine anteilige Unterstützung von fünf Studierenden an Universitäten oder die laufenden Mittel für die Leitung der beiden Distrikte. Was trägt nun schneller und effizienter zur Selbstständigkeit der Kirche in Malawi bei? Die Eröffnung eines weiteren Kindergartens um ein Jahr zu verschieben, um nachhaltigen Gemeindeaufbau zu stärken ist schnell entschieden – universitäre Ausbildung gegen frühkindliche Entwicklung abzuwägen dagegen viel schwieriger. Und wie sehr würden gut organisierte Distrikte die Entwicklung vorantreiben?

Gute Balance zwischen Nehmen und Geben

Damit kommt ein weiterer und wichtiger Aspekt zur Sprache: In welchem Verhältnis steht die örtliche Eigenleistung zur Förderung von außen? Wollen die Partner aus den USA und Deutschland ihre eigenen Projekte realisieren und suchen sich dafür einen geeigneten Partner in Malawi? Oder helfen sie der Kirche Programme zu verwirklichen, die ohne auswärtige Förderung undenkbar wären? Allen war klar: Der Königsweg ist, dass zunächst versucht wird, Herausforderungen mit örtlichen Kräften und Möglichkeiten anzugehen. Erst dann, wenn diese nicht zum Ziel führen, unterstützen ausländische Partner diese Projekte.

Bleibende Veränderung im Fokus

»Ein zukunftsweisendes Verständnis für die Partnerschaft mit Malawi aber auch unseren anderen Partnerländer« sieht Olav Schmidt damit erreicht. In Malawi hat man nun begonnen, Prioritäten zu setzen und dafür Indikatoren zu entwickeln. Statt umfangreicher Details werden nun die Umrisse, die großen Linien in den Blick genommen: Wo steht man in Bezug auf den Entwicklungsplan? Was ist aus eigener Kraft möglich, wo braucht man die zusätzliche Hilfe der Partner?
Als Leitmotiv über Allem steht die Vision nach bleibender Veränderung. Eine gemeinsame Wanderung durch den herrlich feuchtkühlen Regenwald mit seiner einzigartigen Fauna und Flora führte den Partnern aus Malawi, den USA und Deutschland vor Augen, dass jeder Baum, der auf den kahlen Hügeln gepflanzt wird, ein kleiner Schritt auf ein großes Ziel hin ist.

Vom ich zum wir

Eine gemeinsame Vision ist in diesen Tagen entstanden, nun werden viele weitere Schritte, große und kleine, auf dieses Ziel hingegangen. Das dies eine lange Reise mit vielen kleinen und großen Erfolgsgeschichten des Weges ist, wurde bei der beschwerlichen Abreise deutlich: Von der Partnerkonferenz galt es zunächst die anderthalbstündige Fahrt ins Tal hinter sich zu bringen, bevor jeder Partner zu Besuchen der Projekte weiterreisen konnte, die man noch vor Kurzem als »seine« beschrieben hätte. Nach dieser Konferenz wissen wir, es sind »unsere« gemeinsamen Projekte: die der Kirche vor Ort in partnerschaftlicher Verantwortung mit den Weggefährten auf unterschiedlichen Kontinenten.