Sie sind hier: Länder > Malawi > Berichte aus Malawi > 

Onlinespende HelpDirect

jetzt online spenden

Weitere Informationen

Lydia & Marcus – ein Programm für junge Frauen [siehe]

23.06.2022

Kochen ohne Öl – Ein Krieg und seine Folgen

Welche Auswirkungen der Krieg gegen die Ukraine auch auf die Menschen in unserer Partnerkirche in Malawi hat und wie unsere Missionare hier ganz konkret helfen, darüber berichtet Christine Schmidt (Blantyre)

Wir leben in einer globalen Welt. Produkte von überall her werden überall verkauft. So haben Krisen, die irgendwo auf der Welt stattfinden, auch weitreichende Folgen – nicht nur in die Zukunft hinein, sondern im wahrsten Sinne des Wortes weitreichend in der Distanz.

Auch der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen bis zu uns hier in Malawi. Es liegen zwar tausende von Kilometern zwischen den beiden Ländern, dennoch bezog Malawi vor dem Krieg aus der Ukraine Getreide und Pflanzenöl, genau wie Deutschland auch.

2 Liter Öl kosten aktuell fast 10 Euro

Jetzt nicht mehr – die Preise für Mehl und Pflanzenöl sind explosionsartig in die Höhe geschnellt. Ein Kilogramm Mehl kostet umgerechnet 2 Euro und zwei Liter Sonnenblumenöl umgerechnet fast 10 Euro – genau so viel wie in Deutschland – nur verdienen die Leute hier viel weniger!

In sehr ländlichen Gegenden müssen Familien zum Teil mit weniger als einem Euro pro Woche auskommen. Es wird vor allem Maisbrei mit Gemüsebeilage gegessen. Eigentlich bauen sie alles selbst an, nur nicht die Ölsaaten, die für das kleine bisschen Öl benötigt werden, in dem die Zwiebeln für die Gemüsebeilage angebraten werden.

Was nun? Das Öl können sich die Menschen nicht mehr leisten.

Blickwechsel

In solchen schwierigen Zeiten versuche ich, den Blickwinkel der Frauen zu verändern – weg von der Krise hin zur Chance, das Problem auf kreative Weise zu lösen. Weg von »was habe ich nicht« hin zu »was habe ich und was lässt sich daraus machen«.

Ein Gruppe Frauen trifft sich zum Kochen in der Kirche

Manchmal hilft ein Blick zurück in die Vergangenheit oder in andere Teile der Welt. Was und wie haben die Großeltern gekocht, als es noch kein günstiges Pflanzenöl gab? Da wurden entweder tierische Fette verwendet oder ohne Fette und Öle gekocht. Und im asiatischen Raum wird sehr viel über Dampf gegart in geflochtenen Bambus-Tellern. Somit kam die Idee auf, einen weiteren Kochnachmittag anzubieten. Thema: Kochen ohne Öl.

Unser erstes Rezept war ein Gemüseeintopf mit ein wenig Huhn. Wir haben eine Hühnerhaut mit viel Fett im kalten Wasser aufgesetzt. Als es kochte, kam das in der Zwischenzeit vorbereitete Gemüse und etwas später noch etwas Reis und Salz dazu. Zu Anfang, als ich den Frauen eine Kartoffel, eine Karotte, je eine Handvoll Erbsen, Bohnen und Reis sowie einige fettige Hühnerhautstücke hingelegt habe, konnte sich keine von ihnen vorstellen, dass sich daraus eine Mahlzeit zubereiten lässt. Aber am Ende, nach dem Verkosten, waren sich alle einig, dass sie das auf die eine oder andere Weise zuhause nachkochen werden.

Rührei wird in Bambusförmchen über Dampf gegart

Dann haben wir uns ans Dampfgaren gewagt. Unten im Topf kocht etwas im Wasser – z.B. Kartoffeln. Darüber haben wir die geflochtene Bambusschale mit großen essbaren Blättern, z.B. Mangold, ausgelegt. Darauf haben wir Fisch gedämpft, aber auch Rührei in Bambusringen. Das Ganze wird mit einer Metallschüssel oder einem Topf abgedeckt. Auch diese Möglichkeit zu kochen hat den Frauen gut gefallen. Bambus wächst hier in Malawi an vielen Stellen, die Schalen werden lokal hergestellt und sind auf jedem Markt zu finden.

Ich bin schon gespannt, wenn ich die Frauen das nächste Mal sehe, was sie mir berichten werden über ihre Erfahrungen mit den neuen Kochtechniken.

Christine Schmidt