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30.08.2022

Es gibt viel zu tun…

… lassen wir es ruhn? Noch ist vieles hier in Malawi zu erledigen. Pastor Olav Schmidt – seit 2016 im Auslandseinsatz – wird künftig neuer Missionssekretär der EmK-Weltmission. Bis der Umzug wirklich vollzogen wird, soll aber noch einiges bewegt werden.

Mike Gudka (hinten rechts) während einer Fortbildung für die Pastorinnen und Pastoren der EmK Malawi

Die Leitung des Course of Study, des Fernstudienkurses für die Pastoren liegt nun in den Händen von Pastor Mike Gudka aus den USA. Zweimal im Jahr wird er nach Malawi reisen um mit dem Lehrenden-Team den Kurs bis zum Jahr 2024 abzuschließen. Mit der Übergabe war eine intensive Auswertung des bisherigen Verlaufs und eine sorgfältige Planung der Zukunft nötig. Mir bleibt nun, die ersten drei Studienjahre aufzuarbeiten, Arbeitsmaterial zu überarbeiten, ein Archiv und eine Bibliothek anzulegen. Aber auch in anderen Bereichen ist noch manches zu erledigen, bevor ich die Arbeit in Malawi in andere Hände lege.

Lesen lernen

Das Alphabetisierungsprogramm wird neu aufgestellt. Ursprünglich war geplant, auf den Zug der malawischen Regierung aufzuspringen, die mit dem Deutschen Volkshochschulverband eine Neubelebung dieses wichtigen Themas plant. Es hat sich aber herausgestellt, dass wir mit dem Programm einer malawisch-amerikanischen Organisation schneller ans Ziel kommen und nachhaltiger arbeiten können: Hier wird die Bibel als Lehrmaterial verwendet. Das hat einen hohen Stellenwert und ermöglicht, auch nach Abschluss des Kurses mit Bibellesegruppen weiter zu üben. Was sonst würden die Menschen in den Dörfern lesen sollen? Auch wenn es nun nicht mehr um den Kontakt zu einer deutschen Organisation geht, ist dieses Thema noch bei mir angesiedelt. Ein Pilot-Training findet statt, dann wird es an ausgewählten Orten in die Praxis umgesetzt. Zum Jahresende wird feststehen, welches Finanzvolumen für die nächsten Jahre nötig ist, um das Programm in der gesamten Kirche umzusetzen.

Nachhaltig

Ein ganz anderes Thema ist die Entwicklung eines Konzepts zur nachhaltigen Gemeindeentwicklung. Es soll helfen, dass sich Gemeinden selbst tragen und organisieren. Ein Klausurwochenende ist geplant und Musterschulungen auf zwei Bezirken, bei denen Multiplikatoren ausgebildet werden. Auch hier ist wieder eine sorgfältige Finanzplanung nötig, damit das Programm auf allen Bezirken umgesetzt werden kann. Hier hilft mir meine Teilnahme am Gemeindegründerkurs der EmK sehr.

Vorausschauend

Diese Kirche ist Vorbild für die neue malawische »Standard-Kirche«.

In einer ganz anderen Angelegenheit kommen mir Erfahrungen aus meinem Gemeindedienst in Deutschland zugute, zumindest in dem Sinne, Gefahren und Schwachstellen zu erkennen. Die entsprechenden Antworten für Malawi zu finden ist dagegen schwierig. Mit amerikanischer Unterstützung wird die erste der Standard-Kirchen gebaut. Weil dieser Entwurf auch den Kindergarten-Kirchen zugrunde liegen wird, die die EmK-Weltmission fördern wird, bin ich auch hier einbezogen. Anders als 2017 gibt es nun ein Beschaffungswesen in der Kirche. Angebote sind einzuholen und zu bewerten: Manchmal stimmt nicht einmal die Summe der Einzelposten. Völlig neu ist dagegen das Vertragswesen. Dankbarerweise hat ein Bieter als Referenz einen Vertrag mit einem anderen Bauherrn beigefügt. Den übernehmen wir einfach mit ein paar Anpassungen.

Auch die Frage des Eigentums muss geklärt sein. In Kaufverträgen ist oft nur eine Wegbeschreibung zum Grundstück enthalten: »Von der Hauptstraße  abbiegen, links an der Schule vorbei, dann geradeaus bis zum großen Baum, rechts davon ist das Grundstück«, so oder ähnlich liest sich das. In den Schenkungsverträgen fehlt dies, dafür unterschreiben Stammesälteste dreier Hierarchien. Dann gibt es da noch ein inoffizielles, örtliches und ein öffentliches, aber teures Vermessungswesen.

Diese Herausforderungen machen deutlich, dass die EmK in Malawi in Zukunft vor allem organisatorische Hilfe im Detail braucht: Juristische und administrative Themen sind die nächsten großen Hürden.

Qualität steigern

Während die Planungen für das neue Standardmodell der Kindergarten-Kirche noch Gestalt annehmen, hat die Ausbildung von Erzieherinnen schon begonnen. Das Frauenwerk, welches die Arbeit der 24 Kindergärten der EmK in Malawi verantwortet, will diese zu Zentren frühkindlicher Entwicklung  weiterentwickeln. Dazu gehören neben dem vorschulischen Unterricht auch die gesunde Ernährung sowie gesundheitliche Aspekte oder Elternprogramme. Themwa Mhango ist diplomierte Entwicklungshelferin und arbeitet schon seit einigen Jahren als Assistentin der Leiterin des Frauenwerks. Sie hat bereits viele der Verwaltungsaufgaben übernommen. Nun hat sie selbst eine Erzieherinnenausbildung durchlaufen. Die EmK-Weltmission hat ihre Praktikumszeit finanziert. Sie wird landesweit die Qualität der frühkindlichen Entwicklung kontrollieren und Erzieherinnen und Erzieher vor Ort begleiten. Damit schafft sie Freiräume für die Leiterin des Frauenwerks und die anderen Mitarbeiterinnen, um die weiteren Aspekte dieser Arbeit zu stärken.

Gegen den Strom

Vor einigen Jahren schrieben örtliche Zeitungen, dass es gerade in Malawi viele arbeitslose Akademiker gäbe. Viele Organisationen beendeten darauf ihre Stipendienprogramme. Nicht so die EmK-Weltmission. Eine Erhebung in der EmK zeigt, dass alle Absolventen mit solcher Förderung eine Arbeitsstelle gefunden haben. Die 25jährige Trintance Perete schildert ihre Erfahrungen:

Trintance Perete beim Abschluss des Studiums und bei ihrem Praktikum am Kamuzu Central Hospital in Lilongwe.

»Im Jahr 2015 habe ich mein Pharmaziestudium an der medizinischen Fakultät der Universität von Malawi begonnen und nach fünf Jahren im Jahr 2020 abgeschlossen. 2021 fand dann die Abschlussfeier statt. Im ersten Jahr musste ich mein Studium selbst finanzieren, was kaum möglich war. Also habe ich mich auf mein Studium konzentriert und gebetet, dass Gott Türen zur Finanzierung öffnet. Im zweiten Jahr erfuhr ich dann vom Stipendienprogramm der Kirche. Ich bewarb mich und wurde in das Programm aufgenommen.
Jetzt bin ich im Praktikum am Kamuzu Central Hospital in Lilongwe. Mein Ziel ist, Patienten aufzuklären und ihre Gesundheit zu stärken.
Daheim bin ich in der EmK-Gemeinde in Kamwendo. Ich predige dort und engagiere mich in der Leitung der Gemeinde. Meine Vision ist es, dass Jugendliche hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und trotz der alltäglichen Herausforderungen niemals aufgeben. Die Jugendlichen in der Gemeinde ermutige ich zu beten und daran zu arbeiten, dass sie eine gute Zukunft haben, in der sie sich selbst versorgen können.
Ich wünsche mir, dass die EmK-Weltmission dieses Programm fortführt, damit auch andere, die sich ein Studium nicht leisten können, die Möglichkeiten haben, die ich hatte.«

Theologische Ausbildung

In Malawi geht eine Zeit zu Ende. Alle Pastoren, die über eine entsprechende Schulausbildung verfügen, haben Theologie studiert. Die meisten von ihnen am Zomba Theological College, einer Einrichtung der presbyterianischen Kirche, da es kein eigenes methodistisches Seminar gibt. Andere haben ein Fernstudium mit Präsenzphasen absolviert. Zurzeit wird ein eigener Kurs entwickelt. Die Ausbildung für neue Pastoren soll dann dezentral vor Ort durch bereits ausgebildete Pastoren der Nachbarbezirke erfolgen. KDO (Kalandolo Daniel Osman) Nkhata und Mobrey Philipp haben als letzte ihr Studium im alten System beendet. KDO Nkhata möchte trotz seines Alters von 67 Jahren noch weiter studieren und einen Bachelor-Abschluss erreichen. Mobrey Phillip unterrichtet bereits in Teilzeit am Zomba Theological College und möchte ein Master-Studium aufnehmen. Sie wissen: Theologische Ausbildung ist ein Vorrecht in Malawi.

Der im März verstorbene Superintendent Collings Kuanda

Umso mehr bewegt uns der plötzliche Tod von Pastor Collings Kaunda. Er verstarb völlig überraschend am 27. März im Alter von nur 46 Jahren. Er war Superintendent und stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Ordinierte Dienste. Seit 2006 gehörte er zur EmK in Malawi und wurde zwei Jahre später Bezirkslaienführer eines Bezirkes. 2009 trat er in den pastoralen Dienst ein und wurde vier Jahre später ordiniert. Seit 2016 war er Superintendent. Sein Master-Studium konnte er nicht mehr beenden, im September hätte die Abschlussfeier stattgefunden.
Collings Kaunda hinterlässt seine Frau Esther, seinen Sohn Khumbo (16) und seine Tochter Queen (19). Zwei Tage nach seinem Tod nahmen seine Familie, Gemeindeglieder, Pastoren und Pastorenfrauen in einem ergreifenden Gottesdienst Abschied von ihrem Freund und Weggefährten.

Familie Schmidt in Malawi

Und die Familie?

Meine Arbeit ist vielfältig und niemals endend. Dankenswerterweise ist es in Malawi stets angenehm warm und die Sonne scheint viel. Das gibt Kraft und motiviert mich. Corona ist in Malawi wieder verschwunden, auch das macht vieles einfacher oder überhaupt erst möglich.
Christine kann jetzt endlich eine Klausurtagung einberufen, in der das Konzept der Alternativen zu den
Initiationsriten für junge Frauen ausgearbeitet wird. Auch die Schulung der Pastorenfrauen und Frauenwerksleiterinnen der Bezirke kann nun dank großzügiger Unterstützung der EmK-Weltmission noch in diesem Jahr realisiert werden.
Joshua, der im Sommer nächsten Jahres die Schule abschließt, kann sich auf seine Prüfungen im Präsenzunterricht vorbereiten und auch die Prüfungen nach dem vorletzten Schuljahr finden statt.
Naemi musste noch mit schulinternen Bewertungen vorlieb nehmen. Aber das hat sie nicht daran gehindert, einen Studienplatz in England zu bekommen: Sie studiert nun Theologie mit dem Schwerpunkt Jugend- und Sozialarbeit.
So sind wir zuversichtlich, unsere Arbeit hier zielgenau zu beenden und den Mitarbeitenden vor Ort anvertrauen zu können.

Olav Schmidt