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16.01.2019

Hoffnung für Gehörlose

Gehörlose Kinder und Jugendliche zu stärken und Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen ein selbstständiges Leben ermöglichen – das ist das Ziel von David Worlobah. Hier stellen wir die von ihm geleiteten Projekte in Liberia vor.

Engagierter Unterricht für Gehörlose

Alles begann mit einem Kurs für Gebärdensprache. David Worlobah hat beobachtet, dass gehörlose Kinder in Liberia von ihren Familien versteckt wurden und keinerlei Möglichkeit hatten, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren. Darum hat er einen Kurs für gehörlose Kinder und Jugendliche im Schulalter begonnen. Seit 2003 bietet die EmK in der Hauptstadt Monrovia eine Grundschule für Gehörlose an, in der zunächst die Gebärdensprache unterrichtet wird und dann die üblichen Unterrichtsfächer. Inzwischen werden gehörlose Kinder schon im Kindergartenalter aufgenommen und auf die Schule vorbereitet. 

Der Abschluss einer Schule ist ein besonderes Ereignis. Auch in der Schule für Gehörlose gab es im Juli zwei Klassen, die zu einem Abschluss gekommen sind. Drei Kinder haben den Kindergarten beendet und beginnen nun in der Grundschule. Sechs Schülerinnen und Schüler haben die sechste Klasse beendet und wechseln nun auf eine weiterführende Schule, auf der sie zusammen mit hörenden Kindern unterrichtet werden. 

Zum Schuljahresabschluss hat Bischof Dr. Samuel Quire die Eltern aufgefordert, ihre Kinder zu lieben und moralisch wie auch finanziell zu unterstützen. Die Stärkung ihrer gehörlosen Kinder sei sowohl eine moralische als auch eine spirituelle Verpflichtung.

Handwerk

David Worlobah (rechts) mit dem Schneider

Wer nach Beendigung der Grundschule nicht weiter zur Schule gehen kann oder möchte, erhält im Projekt eine handwerkliche Ausbildung. Bisher kann Schneiderei und Schuhmacherei erlernt werden. Geplant ist auch eine Ausbildung im Bereich Schönheitspflege, der neben Haut und Finger-/Fußnägeln vor allem die Pflege der Haare, kunstvolle Flechtfrisuren und die Herstellung von Perücken umfasst.

Wenn wieder ein Jahrgang seine Ausbildung abgeschlossen hat und in der Lage ist, auf eigenen Füßen zu stehen, ist das für Schüler*innen und Lehrende ein besonderes Erfolgserlebnis.

Rodell Nimley

Rodell Nimley vor ihrer weiterführenden Schule

Die Schülerin Rodell Nimley ist auf dem besten Weg dorthin. Bereits 2013 wurde sie in der Gehörlosenschule angemeldet. Als zwei Jahre später ihr Vater starb, musste sie die Schule verlassen, um ihre Mutter bei der Arbeit als Straßenverkäuferin zu unterstützen. Dann kam Hilfe in Form eines Stipendiums. Inzwischen besucht Rodell die neunte Klasse in der weiterführenden Schule. An drei Nachmittagen pro Woche nimmt sie außerdem an der Schneiderausbildung teil. Damit möchte sie nach Beendigung der Schule ihr Geld verdienen, um damit auch ihre Mutter und ihre drei Geschwister zu unterstützen. Sie sagt: »Ich finde es schrecklich, wenn ich auf der Straße gehörlose Mädchen in meinem Alter sehe, die um Almosen betteln. Mit Gottes Hilfe werde ich in Zukunft anderen helfen können.«

Sporttag

Das Kickball-Team beim Sporttag in Tubmanburg

Am ersten Juni waren die Schülerinnen und Schüler zu einem Sportwettbewerb an der Oscar Romero Gehörlosenschule im etwa 70 Kilometer entfernten Tubmanburg eingeladen. Für viele der Kinder und Jugendlichen war es das erste Mal, dass sie so eine weite Reise gemacht haben. Das war natürlich ein aufregendes Erlebnis. Auch wenn man nicht als Sieger vom Platz ging, war es eine außergewöhnliche Gelegenheit, andere Gehörlose zu treffen und mit ihnen gemeinsam etwas zu unternehmen.

Neubau in Kakata

Größere Klassenzimmer für den Unterricht

In Kakata, etwa 80 Kilometer nordöstlich von Monrovia, wurde die Arbeit mit Gehörlosen seit 2012 aufgebaut. Bisher stand nur ein Raum in der kleinen methodistischen Kirche zur Verfügung. Inzwischen wurde mit Mitteln aus der Aktion »Kinder helfen Kindern – Lasst Hände sprechen« ein Grundstück gekauft und ein darauf bestehendes Gebäude umgebaut, so dass nun bereits fünf Klassenzimmer zur Verfügung stehen. Weitere drei Unterrichtsräume sollen bis 2019 in einem Neubau entstehen. So können bis zu hundert Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt werden 36 Kinder von der Vorschule bis zur dritten Klasse unterrichtet. Ab nächstem Jahr soll dann die gesamte Grundschulausbildung bis zu sechsten Klasse möglich sein.

Jetzt wird dringend weiteres Personal benötigt. Seit August werden deshalb zwei Gebärdendolmetscher für Monrovia und drei Lehrer für Kakata ausgebildet. Ab Februar 2019 können sie die bisherigen drei Lehrerinnen und Lehrer in der neuen Schule unterstützen.

Das eigene Kind verstehen

Erst seit wenigen Jahre gibt es in Liberia Menschen – und damit Projekte –, die die Bedürfnisse von Gehörlosen im Blick haben. Darum gibt es viele erwachsene Gehörlose, die bisher keine Möglichkeit der Verständigung hatten. Für sie findet in Kakata ebenfalls ein Gebärdensprachkurs statt, der gut angenommen wird.

Auch Eltern haben zunächst keine Möglichkeit, sich mit ihren gehörlosen Kindern zu verständigen. Darum werden auch für sie und andere Verwandte Gebärdensprachkurse angeboten. 

Die Eltern sind für diese Möglichkeit sehr dankbar, denn damit können sie die Barriere in der Kommunikation mit ihrem Kind überwinden und dieses genauso behandeln und anerkennen wie ihre hörenden Kinder.