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Das Ehepaar Ziegler ist im Oktober 2003 bei einem Verkehrsunfall in Kenia tödlich verunglückt. Bis dahin waren sie als Krankenschwester und als Arzt im Krankenhaus Maua tätig.

05.05.2011

Rückkehr nach Maua

Ein Bericht von Nora Ziegler

Im Sommer 2010 war ich zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder in Maua in Kenia, wo ich von meinem achten bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr gelebt habe. Meine Eltern, Birgit und Dietmar Ziegler, haben damals im Krankenhaus der methodistischen Kirche gearbeitet und die ersten HIV/AIDS Projekte mit aufgebaut.

Willkommen zu Hause

Nora Ziegler mit einer Gruppe von AIDS-Witwen.

Ich habe dort sechs Wochen verbringen dürfen, während denen ich alte Freunde besucht und mich über die Entwicklung des Krankenhauses dort und vor allem die Projekte der HIV/AIDS Arbeit informiert habe. Es war wunderschön, wieder nach Maua zurückzukehren und von den Menschen dort wie ein Familienglied aufgenommen zu werden. Ich hörte dauernd "Willkommen zuhause" und alle fragten nach meinen Geschwistern und haben sich sehr gefreut, mich zu sehen und von uns zu hören.

Maua ist eine lebhafte Marktstadt 300 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Nairobi entfernt. Das Krankenhaus wurde 1928 von britischen Missionaren gegründet und ist inzwischen Referenzkrankenhaus für ca. eine Millionen Menschen, die im Umkreis von Maua leben. In den letzten zehn Jahren hat das Krankenhaus durch seine wachsenden HIV/AIDS Projekte für diese Menschen noch mehr an Bedeutung gewonnen.

Das Palliative Care Programm

Joel berät HIV positive Patienten

Im Maua Methodist Hospital ist das "Palliative Care Programme" für die HIV/AIDS Arbeit zuständig. Das Programm umfasst Beratung, Tests, Behandlung, Unterstützung von Waisen und die Betreuung von Selbsthilfegruppen von HIV-infizierten, Waisen und anderen Betroffenen.

Während meines Aufenthaltes in Maua durfte ich einige Male das Palliative Care Team bei ihren wöchentlichen Besuchen in Maua’s umliegenden Dörfern begleiten. Dabei durfte ich einen der Mitarbeiter, Joel, bei der Beratung von HIV positiven Patienten beobachten. Joel ist selber HIV positiv und wird von den Menschen, die von ihm beraten werden, sehr für seine Ehrlichkeit und Authentizität geschätzt. Er ist 63 Jahre alt, nimmt seit 2004 antiretrovirale Medikamente und wirkt gesund und kräftig. Das gibt Patienten den Mut, nicht aufzugeben und die Behandlung ernst zu nehmen. Joel ist dankbar, noch am Leben zu sein und sieht es als seine Aufgabe, andere zu ermutigen sich testen und behandeln zu lassen.

Eine Selbsthilfegruppe von HIV-Infizierten Prostituierten.

Ich hatte weiterhin die Gelegenheit die Selbsthilfegruppe von HIV-infizierten Prostituierten kennenzulernen und an ihrer Sitzung teilzunehmen. Die meisten der  Frauen haben seit ihrer Diagnose ihre Arbeit und den Konsum von Alkohol und Drogen aufgegeben. Allerdings ist das oft schwierig, und sie helfen sich gegenseitig, in der Gruppe gesund zu leben und neue Einkommensmöglichkeiten zu suchen. Die Gruppe hilft den Frauen Selbstwertgefühl aufzubauen und aus der Opferrolle herauszutreten, um ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Durch die Gruppe haben die Frauen außerdem den Mut offen über ihre Erfahrungen zu sprechen und so in der HIV-Prävention aktiv zu werden. Sie sprechen zum Beispiel frühere Freier an, um sie dazu zu bewegen sich auf HIV testen zu lassen, oder gehen in Bars, um dort arbeitende Mädchen aufzuklären und zu beraten. Es hat mir sehr Spaß gemacht und mich auch bewegt, diese lebhaften fröhlichen Frauen aller Altersgruppen kennenzulernen.

Die HIV/AIDS Arbeit des Maua Methodist Hospital ist sehr wichtig für die Menschen der Umgebung, weil sie nicht nur die Krankheit bekämpft sondern auch tiefliegende gesellschaftliche Vorurteile, Geschlechterrollen und Ungerechtigkeiten angreift. Die Projekte ermutigen und befähigen benachteiligte Mitglieder der Gesellschaft wie Frauen, Prostituierte und Kinder sich für ihre Rechte einzusetzen und ihr Leben zu verbessern. Sie fördern Solidarität und Gemeinschaft und ermutigen die Menschen offen über ihre Probleme zu reden, um Stigmata und Tabus abzubauen. Es ist daher wichtig diese Projekte und das Krankenhaus zu unterstützen. Und mir ist wieder bewusst geworden, dass nicht nur wir an die Menschen in Maua denken, sondern dass auch sie für uns beten und dass wir eine große Gemeinde sind.