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Von Vielfalt und Einklang [siehe]

06.02.2018

»Ich habe die Zukunft unserer Kirche gesehen.«

Wie kann Begegnung, kulturelle Offenheit und Bewahrung von Traditionen gelingen? Eine internationale Schulung für Migrantenarbeit bietet Antworten.

Fröhliche Verschiedenheit - Teilnehmer und Mitarbeiter der internationalen Tagung für Verantwortliche von internationalen und Migrantengemeinden methodistischer Kirchen aus Europa. Vorne, von links: George Miller (Koordinator, Deutschland), Bischof Nathan Samwini (Ghana), Bischof Harald Rückert (Deutschland), Bischof W. Earl Bledsoe (USA)

Ende Januar trafen sich über 70 Verantwortliche von internationalen und Migrantengemeinden methodistischer Kirchen aus ganz Europa zu ihrer jährlichen Tagung im hessischen Braunfels. Die Fortbildung und Zurüstung thematisierte mit »Was uns verbindet und trotzdem noch trennt« die Herausforderungen in der Migrantenarbeit. Migranten in ihrem neuen Umfeld und Gemeinden, die sich für Migranten öffnen, sind ständig mit der Frage konfrontiert, wie Begegnung, kulturelle Offenheit und Bewahrung von Traditionen und heimatlichen Bedürfnissen gelingen können. Dazu bedarf es hoher Kompetenzen in Kommunikation und Zuwendung, die in dieser Tagung geschult werden.

Traumatisierte Menschen brauchen kompetente Begleitung

Die thematischen Hauptvorträge hielt Francesca Nuzzolese, Professorin für pastorale Dienste und Seelsorge an der Methodistischen Theologischen Hochschule in Delaware im US-amerikanischen Bundesstaat Ohio. Darin ging es unter anderem um die oft traumatischen und lebensprägenden Erfahrungen, die Krieg, Flucht, Bedrängnis und besonders bei Frauen sexuelle Übergriffe hinterlassen. Auch Heimatlosigkeit, Unsicherheit sowie kulturelle Barrieren am neuen Zielort stellen für die Menschen eine hohe Belastung dar. Nur mit dem Wissen um deren tiefe seelische Spuren und mit seelsorgerlichem Gespür könne solchen Menschen weitergeholfen werden. Für die Arbeit in internationalen Gemeinden und besonders in Gemeinden mit vielen Migranten seien Kenntnisse über diese Belastungen wichtig, um den Menschen nachhaltig zu helfen.

Theologische Grundausbildung

In mehreren Workshop-Einheiten ging es um Anleitung und Weiterbildung anhand konkreter Themenstellungen von Gemeinden und Migranten. So konnten 13 Personen in mehreren Kurseinheiten einen Grundlehrgang zum Predigthelfer abschließen. Theologisches Grundwissen und die Weitergabe biblischer Inhalte ist für die Entwicklung oft buntgemischter Migrantengemeinden dringend notwendig. Dem großen Weiterbildungsbedarf in dieser Hinsicht wird durch ein demnächst startendes Leitungs- und Laienpredigerprogramm begegnet werden, um kompetente Leitungspersönlichkeiten für Migrantengemeinden auszubilden.

Essen als Türöffner

Ein anderer Workshop beschäftigte sich mit der Thematik, wie »Mission am äußersten Rand« gelingen könne. Jeremy Basset, Missionsdirektor der im zentralen Süden der USA gelegenen Oklahoma-Konferenz, beschrieb dabei »Essen als Konzept für die Gemeinschaftsbildung«. Gemeinden, die sich »an den Rand« der Gesellschaft bewegen wollten, müssten sich betroffen machen lassen vom Schicksal anderer Menschen. Nur so könnten sie entdecken, wie sie den Menschen helfen könnten. Dabei spiele das gemeinsame Essen eine wichtige Rolle. Das sei auch für Jesus zentral gewesen.

»Ökumenische Gesinnung« als Modell für interkulturelle Begegnung


In einem mehrteiligen Workshop ging es um die von John Wesley gelehrte »ökumenische Gesinnung« als Modell zur Überwindung von Konflikten. Bei multikulturellen Begegnungen und in Gemeinden aus Menschen unterschiedlicher Nationalitäten seien viele konfliktträchtige Situationen zu bewältigen, erklärte David Field, der in Basel lebende Programmkoordinator des »Methodist e-Academy« genannten methodistischen Internet-Studienprogramms. Die zugewandte Haltung John Wesleys auch zu Christen mit völlig anderen Erkenntnissen sei geradezu beispielhaft für Situationen, in denen sich Migrantengemeinden in einem völlig anderen kulturellen Umfeld befänden. Unterschiedlichkeit könne im Sinne John Wesleys als »Gnadenmittel« verstanden werden. Unter »Gnadenmittel« verstand Wesley regelmäßige Übungen oder Verhaltensweisen als besondere Möglichkeiten, in denen Gottes Liebe zu erfahren ist. Wer die Unterschiedlichkeit als Bereicherung verstehen könne, werde Wege zum Miteinander finden und spaltenden Streit vermeiden. Das sei besonders für interkulturelle Gemeindeentwicklungen wichtig.

Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

»Ich habe hier die Zukunft unserer Kirche gesehen«, sagte Harald Rückert, Bischof der EmK in Deutschland, in einer Ansprache an die Teilnehmer der Tagung. Das Miteinander von Schwarzen und Weißen, Männern und Frauen, der achtsame Umgang mit der Vielfalt der anwesenden Teilnehmer sowie der Mut, auch unter herausfordernden Umständen Gemeinde zu bauen, stimme ihn für die Kirche hoffnungsvoll.

Foto: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit

Zur Information

Die Tagung für Verantwortliche von internationalen und Migrantengemeinden methodistischer Kirchen aus ganz Europa findet in der Regel jährlich in Deutschland statt. Teilnehmer und Mitarbeiter der Tagung 2018 kamen aus Belgien, Ghana, England, Estland, Finnland, Italien, Norwegen, Österreich, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien, USA und Deutschland. Sie wird organisiert vom Koordinator für internationale und Migrantengemeinden in Deutschland, Pastor George Miller, in Zusammenarbeit mit dem in Atlanta, im US-amerikanischen Bundesstaat Georgia ansässigen internationalen Missions- und Hilfswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Kontakt: coordinator(at)emk.de