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11.02.2016

Das, was Kinder wirklich brauchen

Anna-Maria Müller aus Grünhain im Erzgebirge leistet zurzeit einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Montevideo, Uruguay. In einem Kindergarten erlebt sie, was Kinder wirklich brauchen. Hier lesen Sie ihren Bericht:

Noch halb schlafend laufe ich am Morgen von der Bushaltestelle zur Arbeit und schrecke plötzlich auf, weil ein Kind »Annnnnaaaaa«-schreiend auf mich zu gerannt kommt.

Ich und Kindergarten – das konnte ich mir nie vorstellen und jetzt bin ich sehr glücklich, meinen Freiwilligendienst in der methodistischen Kita »Casa de la Amistad« (Haus der Freundschaft) in Montevideo, Uruguay, leisten zu können.Diese befindet sich im Bezirk Cerro, einem der ärmsten der Stadt.

Die Kinder sind zwischen einem und drei Jahren und kommen zum Großteil aus sozial schwierigen und armen Verhältnissen. Dementsprechend notwendig ist die Arbeit, die die Erzieherinnen, Psychologin, Physiotherapeutin, Sozialarbeiterin und eben auch ich als Freiwillige tun.

Acht Stunden pro Tag gestalten wir mit den Kindern, wobei ich mit einer Mitarbeiterin eine Gruppe von ca. zwölf Kindern begleite. Wir spielen, basteln, lesen, lernen, bauen, turnen und essen gemeinsam. Da gibt es immer genug zu tun und ich habe mich noch nie gelangweilt, da es auch immer etwas sauber zu machen gibt oder ein Kind auf Toilette muss. Dabei habe ich auch nicht nur die Rolle der »Assistentin«, sondern die Kinder nehmen mich als gleichberechtigte Erzieherin wahr. Damit fällt mir auch die Verantwortung eines Vorbildes, die Aufgabe der Streitschlichterin und Erwartung der Zurechtweisung zu.

Herausfordernd ist die Arbeit auf jeden Fall, da die Kinder oft aggressives Verhalten zeigen und jedes seine eigenen besonderen Bedürfnisse hat und genau das ist es, was mir sehr viel Spaß macht. Außerdem lerne ich durch meine Arbeit so viel, was mich persönlich weiter bringt. Zum einen natürlich die spanische Sprache, die ich am Anfang nicht gut sprechen konnte: zusammen mit den Kindern habe ich sie gelernt und ich hatte nie ein Problem, mit den Kindern zu kommunizieren. Auf irgendeine Weise haben wir uns immer verstanden.

Außerdem brauchen die Kleinen nicht immer jemanden, der sie mit Input überhäuft, sondern jemanden, der einfach da ist, Aufmerksamkeit schenkt und ihnen zuhört. Zum anderen entwickle ich Fähigkeiten wie Geduld, Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Wertschätzung kleiner Dinge – Eigenschaften, die mein ganzes Leben über wichtig sein werden.

Auch wenn meine Möglichkeiten beschränkt sind, den Kindern aus ihrer familiären Situation zu helfen, Liebe kann ich ihnen, deren Alltag von Armut, Gewalt und Vernachlässigung geprägt ist, immer geben. Liebe als Basis für Vertrauen in andere und sich selbst, für Mut, Stärke, Sicherheit, Entwicklung und Intelligenz. Das, was Kinder wirklich brauchen. Und dass sich die Kinder freuen mich zu sehen, zeigt mir, dass ich genau an der richtigen Stelle bin.