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29.05.2018

Uruguay, das ist doch in Afrika

Seit August 2017 macht Klara Dinkel aus Esslingen einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in einem Kinderheim in Montevideo/Uruguay

Für das Sommerfest des Kinderheims haben die Freiwilligen mit den Kindern einen Tanz eingeübt

Ich erinnere mich noch genau daran, als vor ziemlich genau einem Jahr immer häufiger die Frage aufkam: »Und weißt du schon was du nach dem Abi machst?« Auf meine Antwort: »Ich mache in Uruguay einen einjährigen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst!« kamen die verschiedensten Reaktionen: »Uruguay, das ist doch in Afrika«, oder »Wie gut, super Möglichkeit um sein Englisch noch zu verbessern«. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht genau, was mich erwarten würde. Doch nun bin ich seit über einem halben Jahr als Freiwillige hier in Uruguays Hauptstadt Montevideo und arbeite im Kinderheim »Hogar Amanecer«. Inzwischen weiß ich sowohl einiges über mein Projekt, als auch über Land und Leute.

Das Bastelangebot der Freiwilligen wird gerne genutzt

Mein Einsatz vor Ort

Im Heim leben zurzeit circa 20 Kinder zwischen fünf und 15 Jahren, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen. Zusammen mit zwei weiteren Freiwilligen unterstütze ich dort die Fachkräfte bei ihrer Arbeit. Wir bringen die Kinder zur Schule oder zum Kindergarten oder holen sie dort wieder ab oder wir begleiten sie zu Arztbesuchen und Therapien. Wir helfen bei den Hausaufgaben und unterstützen die Kleineren beim Essen etc. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, eigene Projekte und Aktivitäten mit den Kindern durchzuführen. Ob wir dabei mit einzelnen Kindern arbeiten oder in größeren Gruppen, dürfen wir selbst entscheiden.
Vor kurzem habe ich zum Beispiel einen Workshop gestartet, in dem wir mit den Kindern über die Welt sprechen, über verschiedene Kulturen, Lebensweisen, Bildung etc. in verschiedenen Ländern. Um das Ganze etwas aktiver zu gestalten, wird mal etwas Typisches gekocht, ein Lied gesungen, ein Spiel gespielt oder ein kurzer Film gezeigt.
In den Ferien hatten wir außerdem die Möglichkeit, öfters mit einzelnen Kindern einen Ausflug an den Strand oder in einen Park zu machen. Für sie und auch für uns ein absolutes Highlight.
Meistens müssen wir jedoch sehr spontan sein, denn für die Kinder ist das Leben im Heim ihr Alltag. Sie brauchen Zeit für sich, die Möglichkeit sich zurückzuziehen und haben nicht immer Lust auf Gruppenaktivitäten. Als Freiwillige weiß ich es darum sehr zu schätzen, dass wir uns auch mit einzelnen Kindern zurückziehen können, um ihnen die volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Den Alltag meistern

Im Alltag habe ich mich sehr gut eingelebt. In ein fremdes Land zu kommen und so gut wie gar nicht kommunizieren zu können, fordert anfangs nicht nur eigene Disziplin sondern auch viel Rücksicht von Kindern und Mitarbeitern. Es ging erstaunlich schnell, so dass nach einigen Wochen die Sprache kaum noch eine Barriere darstellte. Natürlich gibt es noch öfters für mich völlig neue, ungewohnte Dinge, doch gerade daran habe ich sehr viel Freude. Mal die Ansprüche etwas zurückzuschrauben und einfach über das glücklich zu sein, was man hat, völlig unwichtig ob viel oder wenig. Den Moment zu leben, das kann man von den Menschen hier sehr gut lernen. Zu Hause, wo man jeden Tag viele Dinge einfach so hinnimmt und für völlig normal hält, merkt man oft gar nicht, wie privilegiert man eigentlich ist, was zum Beispiel das Thema Bildung angeht. Dafür entwickelt man hier ein Bewusstsein.
Außerdem sind die Menschen hier sehr offen; so kommt es nicht selten vor, dass man einfach so auf der Straße ein Gespräch mit jemandem anfängt, den man davor noch nie gesehen hat – in Deutschland eher ungewöhnlich. Auch Flexibilität lernt man, sowohl bei der Arbeit, als auch im Alltag, denn es läuft nicht immer alles nach Plan. Also nach dem Motto »Abwarten und das Beste daraus machen!« Nach diesem Motto möchte ich auch in den nächsten Monaten den Kindern möglichst viel Mitgeben und für sie da sein.

PS: Uruguay liegt in Südamerika, die Landessprache ist Spanisch.

Klara Dinkel

Bilder: privat

Ein Einsatz im Rahmen des »weltwärts«-Programmes wird gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Für den Inhalt des Berichtes ist allein die EmK-Weltmission verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von ENGAGEMENT GLOBAL und dem BMZ wieder.