Sie sind hier: Service > Freiwilligendienst > Berichte von Freiwilligen > 

Onlinespende HelpDirect

jetzt online spenden

07.12.2020

Mein Lerndienst beginnt hier

Marcel Burghart aus Reichenbach im Vogtland möchte einen Freiwilligendienst in Namibia machen. Da die für September geplante Ausreise sich in den Januar verschiebt, hat er die Möglichkeit, in Deutschland Erfahrungen mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen zu sammeln. Hier berichtet er:

Noch vor wenigen Monaten war es Thema des Geschichtsunterrichts und jetzt lebe ich hier, am Fuße des Hermannsdenkmals, mitten im schönen Kreis Lippe, genauer gesagt in Detmold und Lage. Mein Name ist Marcel, ich bin 20 Jahre alt und komme eigentlich aus Reichenbach im Vogtland. Ich bin einer der acht Glücklichen, die für den Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst (Weltwärts) der EmK Weltmission ausgewählt wurden.

Wenn Sie den Artikel »Covid-19: Wie funktioniert jetzt Freiwilligendienst?« gelesen haben, dann wissen Sie, dass wir Freiwilligen bis zu einer Ausreise die Möglichkeit haben, eine SDG-Tätigkeit durchzuführen. Und genau deswegen bin ich hier. Ich habe das Angebot der lokalen EmK-Gemeinden in Detmold und Lage angenommen, hier in verschiedene Projekte hineinzuschnuppern.

Viele Ziele

Schon seit mehreren Jahren werden Menschen aus prekären Lebensverhältnissen einmal in der Woche in die »Oase« eingeladen. Bei einem gemeinsamen Abendessen finden sie Gesprächspartnerinnen und -partner und hören einen biblischen Impuls. Bezogen auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) findet sich in dieser Arbeit das Ziel 1 – Keine Armut, sowie das Ziel 2 – Kein Hunger und das Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten wieder. Leider kann zurzeit aufgrund von Covid-19 kein Abendessen stattfinden. Es wird lediglich ein Gesprächskreis angeboten.

Der »Miniclub« in Lage findet zweimal in der Woche statt. Kinder mit Migrationshintergrund im Alter von zwei bis vier Jahren werden auf die Kindergartenzeit vorbereitet. Hier werden Ziel 4 – Hochwertige Bildung und Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten verfolgt.

Und zu guter Letzt gibt es das RepairCafé in Lage, ein Angebot für Menschen aus der Nachbarschaft oder besser gesagt für jeden. Das RepairCafé steht für Nachhaltigkeit und Inklusion und vertritt somit wichtige Nachhaltigkeitsziele, vor allem das Ziel 12 – Nachhaltiger Konsum und Produktion, das Ziel 4 – Hochwertige Bildung, sowie Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten, Ziel 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden und Ziel 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz.

Bevor die Fahrräder die Werkstatt verlassen, werden sie auf Hochglanz poliert.

Schon während des Umbaus der »Alten Schmiede« zum RepairCafé gab es die Fahrradwerkstatt, wo mit professioneller Hilfe Fahrräder repariert werden können. Auch alte Fahrräder werden angenommen und für eine Weiterverwendung hergerichtet. Seit der offiziellen Eröffnung findet aber auch jede Menge mehr statt, z.B. das Reparieren von Küchengeräten, Lampen, Schreibmaschinen und vielem mehr. Des Weiteren heißt es nicht nur RepairCafé, sondern es gibt auch wirklich Kaffee und zwar für alle, die Begegnung oder jemanden zum Plaudern suchen. Dieses Angebot ist besonders beliebt unter den Geflüchteten in der Nachbarschaft. Der Raum der ehemaligen Schmiede wird vormittags als Klassenraum für Deutschkurse genutzt, die überwiegend von Geflüchteten besucht werden. Nachmittags können Computer zum Internetsurfen genutzt werden. Für die Zukunft ist eine breite Palette verschiedener Angebote geplant: Spielenachmittage, Näh- und Bastelaktionen, Film- und Koch-Abende. Corona bremst jedoch auch das RepairCafé stark aus.

Viele Aufgaben

Im Gottesdienst werden die SDG erklärt.

Aber was genau mache ich? Dazu kann ich sagen, dass meine Arbeit sehr frei und nicht festgeschrieben ist. Im RepairCafé habe ich zum Beispiel schon Fahrräder mit repariert, geputzt und auseinandergenommen, Fahrräder im Internet zum Verkauf angeboten, zusammen gekocht oder auch den Boden gewischt. In einem Gottesdienst in der Gemeinde Lage habe ich die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele vorgestellt.

Im Miniclub darf ich die Kinder zweieinhalb Stunden durch den Vormittag begleiten, mit ihnen Spielen, Basteln und Geschichten lesen, sowie Tipps von den Erzieherinnen erhalten, welche mich besser auf meine Arbeit in der Vorschule in Namibia vorbereiten.

Namibia scheint auch gar nicht mehr so weit entfernt zu sein, denn nach dem jetzigen Stand ist eine Ausreise im Januar möglich.

Viel gelernt

Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich die SDG-Tätigkeit in Lage und Detmold sehr schätze, die Arbeit ist sehr flexibel und individuell und ich lerne ein großes Spektrum von verschieden Tätigkeiten kennen. Des Weiteren darf ich ganz viele verschiedene Menschen kennen lernen, egal ob jung oder alt und kann somit viel für mich mitnehmen. Und zu guter Letzt lebe ich in einer internationalen WG mit drei Geflüchteten aus Eritrea, welche mich schon ein bisschen auf Afrika – genauer gesagt Namibia – einstellen.

Marcel Burghardt