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08.06.2015

Helfen und Lernen in Namibia (2.Teil)

Kulturelles Lernen

Kuscheln mit »Teacher Nele«

Da es sich bei der Central Methodist Pre-School um eine Ganztagesschule handelt, besteht der Tag allerdings nicht nur aus sturem Lernen. Es wird sowohl in der Schule gefrühstückt als auch zu Mittag gegessen, es gibt Zeit für (Aus-)Malen und Basteln, für den schuleigenen Spielplatz, fürs Geschichten-Vorlesen, für die Beschäftigung mit Spielzeug und einen zweistündigen Mittagsschlaf. Die Begeisterung für Letzteres hält sich jedoch oftmals in Grenzen. All das ist in einen festen Tagesablauf integriert, der eine Regelmäßigkeit bietet, an die sich die Kinder sehr schnell gewöhnen.

Außerhalb der »normalen« Schultage gibt es aber selbstverständlich auch besondere Veranstaltungen, die das Schuljahr noch interessanter machen – für die Kinder wie auch für Lehrerinnen und uns Freiwillige. So haben wir im letzten Jahr einen »Sports Day« für Kinder, Eltern und Lehrerinnen organisiert, bei dem verschiedene Stationen mit Spielen wie Sackhüpfen, Eierlaufen, Wettrennen, Dreibein-Wettlauf, aber auch eine Hüpfburg und Kinderschminken (mein Part) angeboten wurden. Für Lehrer und Eltern gab es anschließend ein »Netball«-Spiel.

Zu Weihnachten wurde ein Krippenspiel vorbereitet, für das schon im November intensiv geprobt wurde. Jede Klasse trug etwas dazu bei, die älteren Kinder etwa das Theaterstück, »meine« Klasse sagte Bibelverse auf und die Jüngsten durften Lieder singen.

Außerdem wird dreimal im Jahr ein großes Geburtstagsfest veranstaltet, am »Traditional Day« werden besonders die kulinarischen Traditionen Namibias zelebriert, die Abschlussfeier der Ältesten war ein sehr großes Fest, aber auch ein Tag im Nationalmuseum war eine Besonderheit für die Kinder.

Wenn eine Veranstaltung für Kinder und Eltern stattfindet, gibt es anschließend in den meisten Fällen außerdem ein Braai. Was das ist? Im weiteren Sinne Grillen, aber doch anders in Ablauf und Bedeutung: So gehört Braai in Namibia und Südafrika deutlich mehr zum Kulturgut als das deutsche Grillen. Man kann es fast als Lebenseinstellung bezeichnen…

Kulturelles Lernen

Damit bin ich auch schon beim Thema »Kulturelles Lernen« angelangt. Schließlich geht es bei diesem Freiwilligendienst nicht nur um meine Arbeit an sich, sondern auch darum, eine andere Kultur kennenzulernen. Was ja unweigerlich geschieht, wenn man ein ganzes Jahr in einem fremden Land verbringt. Was macht die fremde Kultur aus? Mir fällt auf, dass es für mich hauptsächlich die Details sind, die das Leben hier interessant für mich machen. Dazu gehört, bei Einladungen gemeinsam mit den anderen Frauen das Essen vorzubereiten, statt es fertig serviert zu bekommen, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und ihre Beziehung zueinander kennenzulernen oder auch »Namlish« zu lernen, ein von namibischen, meist afrikaansen Ausdrücken durchzogenes Englisch. Auch nach einem halben Jahr noch lerne ich fast jeden Tag etwas Neues, sowohl durch Beobachtung als auch durch Gespräch.

Was für mich das Wichtigste an diesem Jahr ist, weiß ich noch nicht. Aber ich weiß, dass ich sehr froh bin, nach Namibia gekommen zu sein. Die kulturellen Erfahrungen, die Arbeit mit Kindern, die ich in dieser intensiven Form sonst nie betrieben hätte, das Kennenlernen der methodistischen Kirche in einem ganz anderen Land: Die Liste der wertvollen Erlebnisse ist lang. Zusammengefasst bin ich dabei, eine wunderbare, einmalige Erfahrung zu machen, für die ich jetzt schon dankbar bin. Und das Jahr ist noch lange nicht vorbei …

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