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31.03.2023

Zeit für einen Blick zurück und nach vorn

Ein Jahr Freiwilligendienst im Ausland ist eine fordernde Zeit. Nach etwa einem halben Jahr gibt es ein Zwischenseminar, um einen Blick zurück zu werfen und daraus Schritte für die Zukunft zu entwickeln. Vor allem ist es eine Gelegenheit, Freiwillige aus anderen Entsendeorganisationen kennenzulernen oder wiederzutreffen. Birgit Braeske hat das Zwischenseminar in Argentinien begleitet.

Gruppenarbeit

Erstmals hatte ich Gelegenheit, selbst in einem Zwischenseminar mitzuarbeiten. In Baradero, Argentinien haben sich 30 Freiwillige aus acht deutschen Entsendeorganisationen getroffen, die in Argentinien, Paraguay und Uruguay ihren Dienst leisten. Auch »unser« Freiwilliger Colin war dabei.

Was war bisher?

In einer ersten Einheit beschäftigten sich die Freiwilligen mit den ersten sechs Monaten ihres Freiwilligendienstes. Zur Veranschaulichung entstanden Bilder oder Collagen. Anhand dieser Bilder haben sich Kleingruppen über die Fragen »Was beschäftigt mich noch?« und »An welchen Aspekten arbeite ich noch?« ausgetauscht. Bei der Vorstellung der Antworten im Plenum wurde den Freiwilligen klar, dass sie viele Herausforderungen mit anderen Freiwilligen gemeinsam haben.

Wie geht es mir jetzt?

Gemeinsame Zeiten im Plenum

Neben dem Austausch über die eigene Situation ging es in diesem Teil auch um die Lage im Einsatzland. Alle Freiwilligen sind in ihren Einsatzstellen zum Beispiel mit der Armut der Zielgruppe konfrontiert. In einem Stationenlauf haben sie sich mit verschiedenen Dimensionen von Armut, Perspektivlosigkeit und Gewalt, globalen Zusammenhängen, den nachhaltigen Entwicklungszielen sowie den Zielen und Möglichkeiten ihres Freiwilligendienstes auseinandergesetzt.

Was nehme ich mir vor?

Im Austausch über die verschiedenen Herausforderungen sind »Dos and Don’ts«, Videos und Podcasts entstanden, um eigene Erfahrungen an andere weiterzugeben. Ein Abend »von Freiwilligen für Freiwillige« hat kreative, sportliche und entspannende Angebote gemacht. Eine weitere Workshop-Phase hat Ideen vermittelt, welche Aktivitäten man mit den Menschen in der Einsatzstelle durchführen kann. Zuletzt wurden sowohl zwei konkrete Ziele für die letzten Monate des Einsatzes formuliert, als auch ein erster Ausblick auf die Rückkehr und das weitere Engagement nach dem Freiwilligendienst gewagt.

Teeplantage

Andere Länder – andere Seminare

Auch die Freiwilligen in Ghana, Lesotho, Namibia und Malawi hatten ihre Zwischenseminare. Sie alle haben den Austausch mit anderen Freiwilligen genossen. »Die Reflektion der Herausforderungen und Erfolge fand ich sehr gut für mich. Allgemein hat mir der Rückblick, auch auf künstlerische Art und Weise, sehr gutgetan,« findet Paula. In Ghana wurde gleichzeitig eine Gruppe Freiwilliger aus Ghana und Togo auf den Einsatz in Deutschland vorbereitet wurde. Rhoda mochte sehr, »dass das Seminar auch Süd-Nord-Freiwillige einschloss. So hatte ich eine mehr diverse Atmosphäre durch das ganze Seminar hindurch.«

Konfrontation mit der deutschen Geschichte

Während des Zwischenseminar in Namibia gab es eine Exkursion zum Waterberg. »Er ist wirklich wunderschön und wenn man von oben herunterblickt, kann man sich wirklich nicht vorstellen, welch schreckliche Dinge sich an diesem Ort ereignet haben,« erklärt Ida. [Anmerkung: Mit der »Schlacht am Waterberg« begann im August 1904 der Genozid am Volk der Herero durch deutsche Soldaten.] »Als wir am Friedhof der deutschen Soldaten angekommen sind, war das ein absolut unreales Gefühl. Was ich an diesem Friedhof/Kriegerdenkmal besonders zynisch fand, war, dass den eigentlichen Opfern, den toten Herero, nur mit einem kleinen unscheinbaren Gedenkschild gedacht wird, das im Gegensatz zu den teils prunkvollen Grabsteinen beinahe höhnisch wirkt. Zu diesem Zeitpunkt ist mir richtig bewusst geworden, dass dieses scheinbare Paradies eine ziemlich dunkle und bedrückende Vergangenheit verbirgt. Es war erschreckend, an dem Ort zu stehen, an dem die Verantwortlichen für das sinnlose Blutbad an den Herero geehrt und nahezu ›vergöttert‹ werden. Dabei ist mir mal wieder deutlich bewusst geworden, welche Verantwortung wir als Deutsche haben, die Gräueltaten unserer Vorfahren an den Herero aufzuarbeiten.«

Freiwilligendienst ist Lerndienst

Die Mitarbeit der Freiwilligen wird von ihren Einsatzstellen sehr geschätzt. In den Zwischenseminaren wird deutlich, dass ein Freiwilligendienst ein Lerndienst ist, aus dem alle Freiwilligen positive Impulse und Entwicklungen mitnehmen.

Birgit Braeske