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20.10.2016

Diskussion auf Augenhöhe hilft

In Südafrika gibt es viele Teenager-Schwangerschaften. Verena Glück arbeitet als Freiwillige im »Epworth Children‘s Village«, einem Kinderheim in Germiston, einem Vorort von Johannesburg. Sie hat sich dort mit dem Thema befasst.

Verena Glück im Unterricht

Neben den täglichen Aufgaben im Kinderheim, wie Hausaufgabenbetreuung, Freizeitgestaltung mit den Kindern, Mitarbeit im Haushalt etc., habe ich mich auch am sogenannten »Community Service« des Kinderheims beteiligt.

Denn das »Epworth Children‘s Village« ist viel mehr als ein Kinderheim. Ein Therapiezentrum bietet seine Dienste auch für andere Kinder der Region an. Psychologie- und Sozialarbeitsstudent*innen können in diesem Zentrum ihr erforderliches Praxisjahr absolvieren.

Sie sind es auch, die den »Community Service« durchführen. Eine »Community« ist so etwas wie eine Gemeinde/Gemeinschaft. Wir haben 13 Partnerschulen im Township, die wir regelmäßig besuchen. In Tembisa gibt es insgesamt 30 Schulen. Jedes Jahr wird ein neues Thema behandelt. Da hier das Schuljahr mit dem Kalenderjahr beginnt und ich seit August 2015 hier bin, habe ich zwei verschiedene Themen mit den Schülern behandelt. Da auch die Student*innen zum Kalenderjahr wechseln, habe ich ebenso in zwei verschiedenen Teams gearbeitet.

Teenagerschwangerschaften

Das erste Thema war »Teenage Pregnancy« (Schwangerschaft als Minderjährige). Wir haben die Klassen 8-10 unterrichtet und dabei Mädchen und Jungen getrennt. Bei den Mädchen haben Frauen unterrichtet und bei den Jungen wurden Männer eingesetzt. Ich kann jetzt natürlich nur von den Mädchen berichten, aber von dem was ich gehört habe, lief es auch bei den Jungen gut. Natürlich ist das Thema Sexualität in diesem Alter sehr heikel anzusprechen, aber die Trennung der Geschlechter hat das Gespräch sehr erleichtert. Sobald die Schülerinnen spüren, dass man auf Augenhöhe mit ihnen diskutieren möchte, entsteht eine Beziehung und die meisten beteiligen sich am Unterricht. Wie wird man schwanger und wie kann man es verhindern? Diese Grundlagen werden natürlich zuerst behandelt. Die Verhütungsmittel werden von den Mädchen selbst zusammengetragen und an die Tafel geschrieben. Da sind sie richtig bei der Sache.

Natürlich geht es bei Verhütung nicht nur um Schwangerschaft, sondern auch im das Thema HIV/Aids. So wird erwähnt, dass nur Kondome gegen Aids schützen. Um niemanden zu gefährden, soll man lieber einen Test im Krankenhaus machen, bevor man sich auf sexuelle Kontakte einlässt. Auch dass Alkohol die Hemmschwelle senkt und welche Gefahren das mit sich bringt, wird thematisiert.

Zum Ende wird dann die Frage gestellt: was machen, wenn es passiert ist und du schwanger geworden bist? Hypothetisch wird überlegt wie viel ein Baby denn so kostet mit Windeln, Essen und allem drum und dran. Natürlich wird dann auch über das umstrittene Thema Abtreibung diskutiert.  
Hier einige Zahlen, die den Erfolg des Programms belegen: Als mit dem Projekt angefangen wurde, waren ca. 300 Mädchen von rund 2.000 Schülerinnen und Schülern schwanger. Nach einem Jahr waren es nur noch etwa 100 und nach einem weiteren Jahr nur noch sieben.

Leadership

Eine Schule in Tembisa

Die zweite Lerneinheit, die seit Januar besprochen wird, geht um »Leadership« (Leitung). Es werden in den Schulen jedes Jahr sogenannte »Leader« gewählt, die dann so etwas wie Klassensprecher*innen sind. Sie sind aber zum Beispiel auch für die Pausenaufsicht zuständig. Sie sind das Vorbild für andere Schüler und müssen dadurch sehr viel Verantwortung übernehmen.

In unserem Kurs wird also versucht, Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Doch was heißt das überhaupt? Sie lernen mit Problemen zielorientiert umzugehen und Streit zu schlichten. Außerdem werden den Schülern bessere Wege gezeigt, um effektiv zu lernen und anderen dabei zu helfen.

Verena Glück

Ein Einsatz im Rahmen des »weltwärts«-Programmes wird gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Für den Inhalt des Berichtes ist allein die EmK-Weltmission verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von ENGAGEMENT GLOBAL und dem BMZ wieder.