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12.06.2015

Freiwillig in Malawi – Erfahrungen in einem der ärmsten Länder der Welt

Seit September 2014 lebt Klara Schröder aus der EmK Dresden-Friedenskirche in Blantyre, Malawi. Noch bis Anfang Juli 2015 leistet sie einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst, gefördert durch das »weltwärts«-Programm des BMZ. Hier berichtet sie von Herausforderungen und Erfahrungen in dem ostafrikanischen Land

Klara Schröder im Kindergartenteam
Klara Schröder im Kindergartenteam

Ich arbeite im Modellkindergarten auf dem Gelände der Evangelisch-methodistischen Kirche in Blantyre und unterstütze meine sechs Kolleginnen dort. Morgens kontrolliere ich beispielsweise die Anwesenheit der Kinder und lese die Bibelgeschichte auf Englisch vor. Manchmal leite ich auch den thematischen Teil an. Nach der Snack-Pause werde ich eher in der Küche gebraucht (da die Kinder dann meistens einfach spielen). Also koche ich mit, verteile das Essen etc.

Gesundheits- und Hygiene-Projekt - Zähneputzen im Kindergarten

Da ich als zusätzliche Kraft zur Verfügung stehe, kann ich oft selbst Initiativen ergreifen, wenn ich etwas als nützlich einschätze. Dazu gehört beispielsweise, dass ich jetzt im letzten von drei Trimestern ein »Gesundheits- und Hygiene-Projekt« im Kindergarten durchführe. So versuche ich u.a. auf gründliches Händewaschen zu achten und einige Grundregeln der Hygiene beizubringen, z.B. dass man am Besten in die linke Armbeuge hustet, um unnötige Ausbreitung der Keime zu vermeiden. Und auch das tägliche Zähneputzen nach dem Mittagessen gehört nun wieder zum Kindergartenalltag. Es ist schon echt süß, wenn dann die Meute kleiner Kinder vor einem steht und sich alle Mühe gibt, wie vorgezeigt, keinen Zahn vergessen zu bürsten.

Natürlich mache ich während meines Aufenthaltes hier in Malawi auch viele Erfahrungen, die meinen entwicklungspolitischen Hintergrund erweitern. Da ich in einer Bildungsinstitution arbeite, beschäftige ich mich vorrangig mit Bildung kleiner Kinder und versuche diese, soweit es mir möglich ist, zu verbessern.

Kampf gegen Armut

Chitenje-Stoffe als typisch malawische Kleidung
Chitenje-Stoffe als typisch malawische Kleidung

Aber auch die Bekämpfung von Armut ist bei mir ein alltäglicher Schwerpunkt. Mit einem Arbeitskollegen habe ich beispielsweise ein Business-Projekt aufgestellt, um einer Gruppe von fünf finanziell eher schlecht gestellten Frauen zu helfen. Eine von ihnen verkauft nun mit Hilfe eines von mir und meinem Kollegen zu Verfügung gestelltem Startkapitals Chitenje, die traditionellen bunten Stoffe, die alle Frauen hier in verschiedenen Varianten (Wickeltuch, Kleid, Rock, ...) tragen. Die Idee ist sich auch gegenseitig z.B. Kundinnen und Kunden oder gute Verkaufsplätze zu empfehlen. Durch dieses Projekt können die Frauen ihr kleines Gehalt aufzustocken.

Es macht mich schon oft sehr nachdenklich, wenn ich sehe, wie jeder einzelne Kwacha (malawische Währung) im besten Fall schon einen Monat vorher im Haushaltsplan verrechnet wird, um sicher zu gehen, dass die Familie genug zu essen hat und die nötigsten Dinge pünktlich bezahlt werden können.

Besuch auf der Teeplantage

Wiegen der geernteten Teeblätter in Thyolo
Wiegen der geernteten Teeblätter in Thyolo

Da Malawi ein ausgesprochenes Tee-Land ist – Tee gehört neben Zucker, Baumwolle und Tabak zu den Hauptausfuhrprodukten Malawis – sollte man den Besuch einer Tee-Plantage auf jeden Fall auch mit in das Programm der Landeserkundung Malawis aufnehmen. So fuhr ich in den Osterferien zusammen mit meiner Vermieterfamilie ins südlich von Blantyre gelegene Thyolo und machten auf einem Hügel ein wunderbares Picknick, kilometerweit umgeben von Tee-Pflanzen. Im Süden Malawis wird nämlich extrem viel Tee angebaut, weswegen in dieser Region auch die meisten Menschen auf den Tee-Plantagen arbeiten. Das ist wirklich eine harte Arbeit! Schon alleine die Ernte-Saison stelle ich mir als körperlich sehr anstrengend vor: stundenlang müssen irgendwo mitten am Hang – abseits von jeglicher Zivilisation – in der prallen Sonne Teeblätter einzeln mit der Hand gepflückt und dann in einen auf dem Rücken getragenen Korb geworfen werden. Anschließend werden die mit Tee-Blättern gefüllten Säcke gewogen und zu Fuß in die »Fabrik« transportiert, wo aus ein und denselben Blättern mehrere Teesorten hergestellt werden, darunter schwarzer Tee (hier in Malawi heißt er Chonde-Tee) und Grüner Tee. Wie ich erfahren habe, werden die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Plantagen, meistens sind es Frauen, dafür aber nur mit einem Hungerlohn bezahlt.

Was bleibt nach einem Jahr?

Rückblickend kann ich sagen, dass es am Anfang für mich schon echt eine große Herausforderung und Umstellung bedeutete, in einem der ärmsten Ländern der Welt zu leben, aber nach ein paar Wochen habe ich mich gut eingelebt und bin nun sehr dankbar für die vielen Erfahrungen und Erlebnisse, die ich täglich machen kann. Ich danke allen, die mich auf meinem Weg – ob in leichten oder schweren Zeiten – begleitet haben. Mein Dank gilt vor allem aber Gott, dem Herrn, dass er mich hierher geführt und immer beschützt hat; möge auch meine baldige Rückkehr nach Deutschland in seinen Händen liegen!

Blantyre, 09.06.2015
Klara Schröder