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Das Projekt »Ikageng Itireleng« [siehe]

Internetseite von Ikageng [siehe)

23.07.2013

Ikageng – in der Gemeinschaft kämpfen wir gegen die Probleme

Seit Mitte April ist Juliane Thäter als Volontärin in Soweto (Südafrika) tätig. Für ein halbes Jahr arbeitet sie bei »Ikageng Itireleng Aids Ministry« mit, einer Organisation, die sich um hilfsbedürftige Kinder, mit HIV infizierte Kinder und Waisen kümmert. Sie berichtet von ihren ersten Eindrücken.

Seit Mitte April arbeite ich nun bei »Ikageng Itireleng Aids Ministry« mit, einer Organisation, die sich um hilfsbedürftige Kinder, mit HIV infizierte Kinder und Waisen kümmert. Die derzeit 827 Kinder werden u.a. mit Nahrungspaketen versorgt, sie erhalten Unterstützung in der Ausbildung und Gesundheitsvorsorge oder -nachsorge und bekommen psychosoziale Beihilfe. Ziel ist es, die Lebensqualität von den in der Gemeinde lebenden Kindern und Jugendlichen zu verbessern.

Meine tägliche Arbeit ist sehr interessant, gestaltet sich aber auch oft als außerordentlich schwierig, da es an den einfachsten Ressourcen mangelt. Not und Elend begegnen mir täglich. Auch wenn ich viel über Afrika und vor allem über die vorherrschenden Bedingungen in Soweto gelesen habe, war ich über die Realität schockiert. Keine Beschreibung und kein Buch kann einem ein genaues Bild vermitteln. Arbeitslosigkeit, Armut, Vergewaltigung und Aids sind die Probleme, mit denen man tagtäglich konfrontiert wird. Und trotz all dieser Belastungen sind die Menschen unheimlich freundlich und glücklich über die kleinen Dinge im Leben.

Meine Hauptaufgabe besteht in der Organisation von Kindergruppen. Dort können sich die Kinder treffen und mit den afrikanischen Sozialarbeitern verschiedene Themen bearbeiten, Probleme besprechen oder Freizeitaktivitäten unternehmen. Ebenso wichtig ist es, Kontinuität zu gewährleisten, weil es den Kindern und Jugendlichen Sicherheit gibt. Je nach Kind und Umfeld sind die Bedürfnisse verschieden. Deshalb ist es auch eine besondere Aufgabe, die einheimischen Sozialarbeitenden und Sozialhelfer auf diese Gruppen vorzubereiten.

Im Moment bin ich in ein Film-Projekt eingebunden, an welchem Kinder mit Aids und gesunde Kinder teilnehmen. Durch Kooperation mit einer Film-Schule aus Brasilien wird den Kindern und Jugendlichen durch gezielte Schulungen professionelles Wissen für die Filmaufnahmen vermittelt. Nach den ersten Kursen erhalten die Kinder für ein Jahr lang eine Kamera, um ihr Leben zu dokumentieren. In wöchentlichen Besprechungen werden Probleme erörtert und weiteres Wissen vermittelt. Nach diesem Jahr wird ein Regisseur aus Brasilien das gesamte Material zu einem Film zusammenschneiden. Mit dem Film sollen Menschen in der ganzen Welt auf das Problem HIV/Aids aufmerksam gemacht werden. Ebenso soll er aufzeigen, was es heißt, mit HIV aufzuwachsen. Um festzustellen, ob die Kindheit anders verläuft wenn man krank ist, werden auch gesunde Kinder in das Projekt einbezogen.

Dieses Film-Projekt macht etwas deutlich: Es bedarf nicht nur Nahrung und Geld, um Kinder und Jugendliche glücklich zu machen, sie benötigen eine Perspektive, Freunde, Menschen, die sie verstehen und ihnen zuhören sowie Dinge, die sie gerne machen. Das Film-Projekt verbindet all diese Aspekte. Zudem haben die Kinder eine Aufgabe, bei der sie spielerisch neue Dinge lernen und beginnen sich selbst zu reflektieren. Ebenso ist es ein gutes Übungsfeld für die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Umgang mit Kindern und gibt wertvolle Tipps, wie man Kinder beschäftigen und zugleich bilden kann.

Zum Abschluss noch die Lebensgeschichte von Sithakazelo. Sie ist beispielhaft für viele und hat mich sehr berührt:

»Ich bin das siebte von zehn Geschwistern. Nachdem unsere beiden Eltern verstorben waren übernahm eine meiner älteren Schwestern im Alter von 27 Jahren die Aufgabe, uns zu erziehen und zu ernähren. Es gibt nichts Materielles auf der Welt, was ich je für sie kaufen könnte, um das Opfer, das sie gebracht hat zu würdigen und ihr zu danken.

Vor kurzem habe ich gelernt, dass man sich selbst und alle anderen aus den Tiefen des Seins lieben soll, denn nur dann wird man die gleiche Liebe zurück gewinnen. Mein Leben lang habe ich Probleme mit dem Selbstwertgefühl und Fragen nach der Zukunft gehabt. Während ich in einen Unfall mit einem Taxi verwickelt war, der tödlich hätte enden können, verinnerlichte ich das Bild Gottes und mir wurde klar, dass ich eine der schönsten, lustigsten, intelligentesten und unersetzlichsten Personen auf Erden bin.
Das bedeutet mir mehr, als ich erklären kann.

Vor allem Ikageng half mir auf diesem Weg. Ich begriff, dass die Umstände meiner Geburt nicht mein ganzes Leben diktieren müssen. Ikageng half mir bis zum Abitur, wodurch ich meinem Lebenstraum einen Schritt näher gekommen bin und als erster meiner Familie einen Hochschulabschluss schaffte. Damit ging ich in unsere Familiengeschichte ein. Das Beste was mir in der Vergangenheit passiert ist, ist Gott kennen zu lernen. Ihn zu kennen hat mir gezeigt, dass all die unglaublich wunderbaren Dinge, die in meinem Leben passiert sind, nicht abhängig waren von meiner Intelligenz oder meinem Fleiß, sondern vielmehr von seiner Barmherzigkeit und unerschütterlichen Liebe zu mir.«

Juliane Thäter