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Internetseite der EmK in der Tschechischen Republik [siehe]

13.04.2017

Wenn Gottes Liebe Schule macht

Tschechien ist eines der säkularisiertesten Länder der Welt: Gemäß einer Statistik des Auswärtigen Amtes (Deutschland) sind fast 80% der Bevölkerung ohne religiöses Bekenntnis. Will eine EmK-Gemeinde da glaubwürdig und für die Gesellschaft relevant sein, ist es mit Worten allein nicht getan.

Vor drei Jahren wurde in Litoměřice ein Kindergarten gegründet. Die Bedeutung dieser vermeintlich unspektakulären Nachricht erschließt sich erst beim genauen Hinsehen. Denn es handelt sich dabei nicht nur um die erste anerkannte Bildungseinrichtung der EmK in Tschechien, sondern zugleich auch um die erste protestantische Institution ihrer Art in Nordböhmen, das immerhin ähnlich groß ist, wie das Schweizer Mittelland. Der kleinen EmK-Gemeinde in Litoměřice (knapp 30 bekennende Glieder) war ein Pionierwerk gelungen.

Pastor Zden?k Brož

EmK-Pastor Zdeněk Brož hatte die Vision einer Schuleinrichtung auf christlicher Grundlage schon lange in seinem Herzen getragen – genährt von persönlichen Erfahrungen: «Wir hatten erlebt, wie Erzieherinnen in staatlichen Kindergärten Gottes Namen missbrauchten, den christlichen Glauben verachteten und die Kinder eine atheistische Weltanschauung lehrten.» Das war für Zdeněk Brož wenig überraschend, blieb doch das Schulwesen auch nach der Wende eine «atheistische Festung», weil Christinnen und Christen während der kommunistischen Zeit der Weg ins Lehramt verwehrt worden war. Umso mehr: «Wir wollten nicht, dass unsere Kinder in ihren Köpfen und Seelen ein Chaos haben.» Doch wo sollte die Vision Wirklichkeit werden – und wie?

2008 kam Zdeněk Brož nach Litoměřice, wo es schon ein methodistisches Zentrum für Mütter mit Kleinkindern gab. Dieses hatte zwar finanzielle Schwierigkeiten, welche den Blick in die Zukunft verhüllten – aber es hatte in der Stadt einen guten Ruf. So wurde beschlossen, auf der Grundlage des Zentrums einen beim Staat registrierten Kindergarten zu gründen. Dies bedeutete einen riesigen administrativen und finanziellen Aufwand. «Unsere Gemeinde verschuldete sich sehr, damit das Mütterzentrum zum Kindergarten umgebaut werden konnte.» Durch Eigenleistungen wurden die Kosten reduziert. Vieles hing aber an Zdeněk Brož. «Für einige Monate war ich Baumeister, Mittelbeschaffer und sogar provisorischer Leiter des entstehenden Kindergartens. Und da war auch die Zeit, in der wir das Projekt mit Familienfinanzen sicherten...»

Einen Tag vor Beginn des neuen Schuljahres wurde der Kindergarten von den staatlichen Behörden abgenommen – und da alle gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen erfüllt waren, erhielten die Verantwortlichen auch die für den Betrieb vorgesehene finanzielle Unterstützung. Mit Gottes Hilfe waren alle Hindernisse überwunden worden – aber würden nun auch genügend Kinder angemeldet?

Nun, mit 25 Kindern ist der Kindergarten heute voll ausgelastet. Und was erstaunt: Die meisten von ihnen sind aus christlich nicht verwurzelten Familien. Es ist also nicht einfach eine Einrichtung, wo Kinder aus christlichen Familien «vor der bösen Welt behütet» aufwachsen können, sondern ein Ort, den sich Eltern bewusst aussuchen, weil dort christliche Werte gelebt werden. Oder ein Ort, an dem ein so hohes Maß an Qualität und Glaubwürdigkeit gelebt wird, dass die christlichen Werte zumindest in Kauf genommen werden. Was Zdeněk Brož besonders freut: «Eine erste Familie entschloss sich, Jesus Christus als Herrn und Retter anzunehmen und Teil unserer Gemeinde zu werden. Wir beten, dass noch mehr Familien zu Gott kommen werden.»

Der Weg geht weiter. Nun plant die Gemeinde die Gründung einer christlichen Grundschule. Das bisher größte Hindernis ist die negative Haltung des Stadtrats, der in den Plänen eine Konkurrenz zu den städtischen Schulen sieht. Aber die Verantwortlichen spüren, dass Gott sie in besonderer Weise führt, um Teil des öffentlichen Lebens zu sein und mit gelebter Liebe und Hoffnung Schule zu machen.

Zdeněk Brož (53) ist Lokalpastor der EmK-Gemeinde in Litoměřice. Er ist verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau Štěpánka zwei Söhne. Zur EmK in Tschechien gehören 24 Gemeinden.