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Projektliste 2021 des Fonds Mission in Europa

Alle Projekte des Fonds Mission in Europa finden Sie hier (2,3 MB)

17.06.2021

Im Unerwarteten Gottes Wirken erkennen

Man müsse das Unerwartete zulassen, um das Wunder des Lebens vollständig zu verstehen, hielt Paulo Coelho einmal fest. Zoltán Kurdi, Pastor der EmK in Ungarn, wurde wohl schon zu oft vom Unerwarteten beschenkt, als dass er dem brasilianischen Schriftsteller widersprechen würde.

Zoltán und Erika Kurdi

Eigentlich… Wenn ein Satz so beginnt, ist das Unerwartete nicht fern. Auch im Leben von Zoltán Kurdi war das nicht anders. Eigentlich war er Lehrer und hatte während 15 Jahren junge Menschen durch die Gegenwart begleitet und für die Zukunft vorbereitet. Doch dann hatte er den Eindruck, Gott würde ihn in den pastoralen Dienst rufen. Vertrauensvoll und zuversichtlich machte er sich auf den neuen Weg – und erlebte, wie Gott gerade das Unerwartete immer wieder in Segen verwandelte. Seit 21 Jahren ist er nun Pastor der EmK in Ungarn – und er koordiniert auch die landesweite Arbeit mit Angehörigen der Roma-Minderheit.

Wie alles begann? Es war in den 1990er Jahren. Ein Einwohner der Kleinstadt Abony hatte eine Rechtsaußen-Partei gegründet. Auf Flugblättern forderte sie ein Ende der Duldung der Roma-Bevölkerung, deren räumliche Konzentration in einem abgetrennten Gebiet und die Umsetzung weiterer ähnlicher Gedanken. Dies schürte im ganzen Land einen großen Hass gegenüber der Roma-Bevölkerung. Der damals in Abony wohnhafte Zoltán Kurdi und seine Ehefrau waren zutiefst aufgewühlt. Eigentlich baten sie Gott um sein Eingreifen – doch dann beauftragte Gott stattdessen sie, den Roma zu zeigen, wie sehr Gott sie liebt. Sie taten dies, und weil sich immer mehr Roma Gott zuwandten, entstand eine Gemeinde, die bis heute existiert. Die Rechtsaußen-Partei hingegen wurde 2005 vollständig aufgelöst…

Pastor Kurdi nimmt neue Glieder in der Gemeinde Pécs auf.

Die erste Dienstzuweisung als EmK-Pastor führte Zoltán Kurdi 2000 in die Roma-Gemeinde von Alsózsolca. Durch das Wirken Gottes entstand dort eine Gebetsbewegung mit erstaunlichen Folgen. Ein junger Mann namens László und seine Verwandten, die bis anhin durchaus einträgliche Unterhaltungsmusik gespielt hatten, beschlossen, ihre musikalischen Talente voll und ganz in die Gemeinde einzubringen. László wurde von Gott in den vollzeitlichen Dienst berufen, und er wirkt seither als Pastor dieser Gemeinde. Der Glaube vieler wurde tiefer, aufrichtiger, ehrlicher. Eine Gruppe stieg zum Beispiel auf dem Nachhauseweg von einer Kirchenfreizeit in einen Bus. Der Fahrer, geprägt von seinen Vorurteilen, bot den Roma an, kein Ticket kaufen zu müssen, wenn sie ihm die Hälfte des Fahrpreises gäben und er das Geld in die eigene Tasche stecken könne. Eine klassische Win-Win-Situation also. Dachte er. Die Roma jedoch waren empört. Sie würden dieses unmoralische Angebot nicht annehmen – schließlich kämen sie gerade von einem «Gottes-Camp». Und der Fahrer schämte sich, dass die vielgescholtenen Roma ehrlicher waren als so mancher weiße Ungare…

Bibelstunde in Drávaszabolcs.

2001 zog Familie Kurdi nach Kaposvár. Vor Jahren hatte eine Frau der dortigen Gemeinde einen obdachlosen jungen Mann aufgenommen. Nachdem dieser sich sehr positiv entwickelt hatte, zog er mit seiner Frau und den Kindern, die ihnen geschenkt worden waren, weg. Gott und ihre frühere Gemeinde waren schon ziemlich in die Ferne gerückt, als die beiden in eine ernste Ehekrise gerieten. Zoltán Kurdi hörte davon, nahm Kontakt mit dem Ehepaar auf, und dank Gottes Hilfe wurde die Ehe gestärkt. Dann zog die Familie, mit neuen Perspektiven, nach Kürtöspuszta um. Dort hatte sich ihnen die Möglichkeit eröffnet, ein Haus zu kaufen. Aber das Leben in diesem kleinen Roma-Dorf »hinter dem Rücken Gottes«, wie es die Bevölkerung selber formuliert, war geprägt von Lügen, Verbrechen, Alkoholismus und großer Armut. Zoltán Kurdi besuchte die Familie weiterhin regelmäßig – und verband dies mit Kontakten zu den Kindern und Armen des Dorfes. Und erneut trug Gottes Liebe Früchte. Eine lebendige Gemeinde wuchs heran, jedes Jahr werden Camps durchgeführt, und immer wieder gelingt es, Böses mit Gutem zu überwinden. Kürtöspuszta ist heute ein Missionszentrum, wo jedes Jahr auch junge Menschen von anderen Orten hinfahren, weil sie, wie sie selber sagen, die Roma mindestens so sehr brauchen wie diese sie. – Ja, eigentlich hatte Zoltán Kurdi ja nur einem Ehepaar in Schwierigkeiten helfen wollen…

Gottesdienst in Pécs.

2015 erfolgte der Umzug nach Pécs. Wieder hiess es, Neues zu wagen und Unerwartetes zuzulassen. Eine aus Universitäts-Studierenden bestehende Jugendgruppe entstand. Zwei Jahre später waren einige der Mitglieder bereit, Zoltán Kurdi nach Drávaszabolc zu begleiten, ein Dorf an der Grenze zu Kroatien. In einer Bibliothek erzählten sie den Menschen von der Liebe Gottes. Wieder berührte Gott viele Herzen. Eine 50-jährige Frau wurde von ihrer Drogensucht befreit. Sie, die zuvor mehrfach ihrem Leben ein Ende zu setzen versucht hatte, verbreitet nun mit eigenen Liedern Hoffnung. Auch das ernsthaft verletzte Pferd eines Gemeindegliedes erfuhr Heilung – und dies, nachdem der Transport zum Schlachthaus bereits geplant war. Gott hatte die Gebete erhört und Davids Lied aus Psalm 36, 7 ganz real werden lassen: »Mensch und Tier erfahren deine Hilfe, HERR.«

Ja, manchmal ist tatsächlich gerade das Unerwartete eine Sprache, in der Gott zu den Menschen spricht.

Zoltán Kurdi (57) ist Pastor der EMK in Ungarn, aktuell auf dem Bezirk Pécs. Mit seiner Frau Erika, mit der er seit 37 Jahren verheiratet ist, hat er drei erwachsene Kinder, die zwar nicht im kirchlichen Dienst stehen, aber trotzdem auf ihre je eigene Weise mit Christus unterwegs sind.

Source: Zoltán Kurdi / Superintendent László Khaled / Urs Schweizer, Assistant to Bishop Patrick Streiff