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02.04.2015

Kirchenasyl in der Peace Church München

Wie viele Asylbewerber haben wirklich einen Einheimischen oder sind mit einer deutschen Familie eng befreundet – oder umgekehrt?  Vermutlich die wenigsten, mutmaßt Amjad G.. Amjad ist Asylbewerber, doch im Unterschied zu vielen Kollegen aus seinem Heim hat er einen enorm großen einheimischen Freundes- und Bekanntenkreis.

Der Chor

Und das kam durch seine Zeit im Kirchenasyl im Kirchengebäude der evangelisch-methodistischen Kirche in der Frauenlobstraße in München ."Ich kenne jetzt alle aus den beiden Gemeinden," resümiert Amjad. "Alle aus der Peace Church und alle aus der Friedenskirche".

Auch ich kenne Amjad aus der Zeit des Kirchenasyls, heute sind wir eng befreundet. Und wir sehen uns regelmäßig, obwohl Amjad nun in einem Asylbewerberheim in Freilassing knapp zwei Stunden von München entfernt lebt. Doch das hält ihn nicht davon ab, Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst nach München zu fahren. Denn die Peace Church ist für ihn in der Zeit des Kirchenasyls zur Familie geworden.

Doch auch wenn Amjad sehr dankbar für diese Zeit ist – einfach war das Kirchenasyl für ihn nicht. Ganze sechs Monate durfte er das Kirchengebäude in der Frauenlobstraße 5 in München nicht verlassen, ohne Gefahr zu laufen, abgeschoben zu werden. Sechs Monate, die ihm schon nach wenigen Wochen wie eine unüberwindbare Ewigkeit erschienen.
Doch wie ist es überhaupt zum Kirchenasyl gekommen?

Amjad G. stammt aus einer christlichen Familie in Pakistan. In seiner Heimatstadt Gujranwala besaß Amjad Ghory eine Motorradwerkstatt direkt gegenüber der großen Faisal Moschee. Dass die gut laufende Werkstatt von einem Christen geführt wurde,  provozierte.

Wiederholt wurde Amjad dazu gedrängt, zum Islam zu konvertieren oder seinen Laden aufzugeben. Amjad weigerte sich. Daraufhin wurde ihm Blasphemie unterstellt. In Pakistan steht dieser Tatbestand unter Todesstrafe. Amjads Leben war in Gefahr und so floh er nach Lahore, wo er in der christlichen Nachbarschaft Joseph Colony Badami Bagh bei seiner Schwester Unterschlupf fand.

Doch kurz nach seiner Ankunft brannte ein wütender Mob radikaler Muslime mehr als vierzig Häuser nieder. Aus Angst um sein Leben floh Amjad G. weiter nach Deutschland. Über weite Strecken war er zu Fuß unterwegs. In Ungarn wurde er zum ersten Mal gefasst. Er beantragte Asyl. Doch die Verhältnisse für Asylsuchende dort sind so unerträglich, dass Amjad weiter nach Deutschland zog und ein weiteres Mal Asyl beantragte. Die deutschen Behörden jedoch befanden, dass nach dem Dublin-II-Abkommen nicht Deutschland sondern Ungarn für Amjad G. zuständig sei.

Amjad hatte die Wahl zwischen der Rückkehr nach Ungarn, wo ihm Inhaftierung, Obdachlosigkeit und rassistische Übergriffe drohten, oder die Abschiebung in sein Heimatland Pakistan, wo er mit dem Tod bedroht wurde.

Die einzige Alternative für ihn lautete Kirchenasyl.

Nach sechs Monaten im Kirchenasyl wäre Amjads Fall in Ungarn abgeschlossen und er hätte die Chance erneut einen Asylantrag zu stellen – dieses Mal in Deutschland.

Als Christine Erb-Kanzleiter, die Pastorin der englischsprachigen Peace Church in München, die Amjad seit einiger Zeit besuchte, von seiner Situation erfuhr, war für sie klar: Die Abschiebung galt es unbedingt zu verhindern. Mit der Begründung: "Wir können als Christen nicht ein Gemeindeglied in den Tod ziehen lassen, wenn wir noch eine auch noch so kleine Alternative haben".

Und so entschloss sie sich Amjad G. Kirchenasyl zu gewähren.

Für Christine Erb-Kanzleiter war diese Entscheidung mit erheblichen Opfern verbunden. Nicht zuletzt, weil sie Amjad in ihrem Büro einquartierte und in den folgenden sechs Monaten nicht mehr ungestört dort arbeiten konnte. Dazu kam, dass es auf Ihr lastete, für einen Menschen verantwortlich zu sein, der nicht nach draußen darf und ganz auf die Gemeinde angewiesen war.

Also organisierte Christine Erb-Kanzleiter innerhalb von 24 Stunden Geld über den EmK-Nothilfe-Fonds, um Amjads Kosten decken zu können, und einen Helferkreis.

Denn Kirchenasyl zu gewähren, das bedeutet nicht nur jemandem Unterschlupf zu gewähren. Es musste auch sichergestellt sein, dass jemand für Amjad einkaufen würde, dass im Notfall ein Arzt vorbeikommen würde, und vor allem, dass Amjad nicht allein auf sich gestellt sein würde, besonders wenn es ihm nicht gut ging.

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