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02.04.2015

Der Helferkreis

Zunächst bestand dieser Helferkreis aus zwölf Personen. Über die Monate wuchs er auf über 30 Menschen an.

Darunter waren zum Beispiel  Qumar Mukhtar, ebenfalls ein Flüchtling aus Pakistan, der Amjad oft besuchte und ihn mit pakistanischen Lebensmitteln versorgte. Oder auch Elizabeth Hervie-Grüter und Sue Lawson, langjährige Mitglieder der Peace Church.

Aber auch Mitglieder der deutschsprachigen Friedensgemeinde wie Imke und Harald Heidler erklärten sich dazu bereit, Amjad mit ihren Kindern Konrad und Sonja regelmäßig zu besuchen. "Wir haben erlebt, dass in der deutschsprachigen Gemeinde bei einigen Gemeindegliedern gegenüber der spontanen Entscheidung für das Kirchenasyl deutliche Ressentiments bestanden. Dem wollten wir gern etwas entgegensetzen", begründeten sie ihre Entscheidung.

Zu Beginn sprach Amjad nur sehr gebrochen Deutsch.

Um sich mit seinen Besuchern verständigen zu können, suchte er mit Hilfe einer Übersetzungs-App auf seinem Smartphone mühselig nach deutschen Worten. Die Sprachbarriere war das eine Problem. Ein anderes die  Angst vor der kulturellen Differenz. "Am Anfang habe mich oft nicht getraut, mit ihnen zu reden," erinnert sich Amjad. "Aus Angst, dass ich etwas sagen könnte, was sie nicht mögen, oder mich auf eine Weise verhalten könnte, über die sie sich ärgern würden. Ich habe mich gefragt, was sie über mich denken könnten. Und deswegen habe ich mich so verhalten, dass sich niemand von mir gestört fühlt. Die ersten zwei Monate waren sehr schwer für mich, aber danach habe ich angefangen die Verhaltensweisen der Menschen hier zu verstehen. Und dann  wurde es leichter".

Interessanterweise ging es manchen aus dem Helferkreis ähnlich. Dr. Anne Kathrin Krämer, die im Kirchengebäude wohnt, machte sich zum Beispiel darüber Gedanken, wie ihr Lebensstil auf Amjad wirken würde: "Am Anfang hatte ich Angst, vielleicht falsche Hoffnungen zu wecken. Kann das schwer erklären, aber er lebte hier im Haus, wo alle schöne Wohnungen haben und es allen wirtschaftlich gut geht." Wie sollte sie da erklären, dass es auch in Deutschland viele arme Leute gibt, und dass mit einer Aufenthaltsgenehmigung nicht plötzlich alle Probleme enden?

Amjad wurde zum Botschafter der pakistanischen Küche

Gemeinsames Essen

"Unsicher war ich auch, wie man Hilfe anbietet ohne ihm das Gefühl zu geben, allzu hilfsbedürftig und abhängig zu sein. So haben wir uns am Ende auch gerne von ihm bekochen lassen unter der Vorstellung, dass er gerne von sich etwas geben möchte – es hat ja auch immer super geschmeckt!"

Und so wurde Amjad in der Zeit seines Kirchenasyls zum Botschafter der pakistanischen Küche und das Kochen zu seiner Hauptbeschäftigung:  In der eigentlich viel zu kleinen Teeküche von Christine Erb-Kanzleiters Büro aber auch in der Gemeindeküche im Keller kochte er Currys, die viele Stunden auf kleiner Flamme schmoren mussten, buk Fladenbrote in der Pfanne und verwöhnte alle, die ihn besuchen kamen, mit kulinarischen Köstlichkeiten seiner Heimat.

Keinerlei Berührungsängste hatten hingegen die Kinder der Unterstützerinnen und Unterstützer. Ausnahmslos alle schlossen Amjad sofort in ihr Herz.

So fragte Eva, die kleine Tochter von Dr. Anne Kathrin Krämer wohl jedes Mal, wenn sie auf dem Weg zur Wohnung an Amjads Tür vorbeikam "Amjad gehen?" Auch die Tochter von Veronika Rolle-Green zeigte vehement, wie gern sie Amjad mag. Und für meinen kleinen Sohn Levi wurde Amjad ein Familienmitglied, das immer gleich nach Oma, Opa, Tante und Onkel aufgezählt wurde. Kein Wunder, schließlich besuchten wir Amjad mindestens einmal in der Woche. Für mich war das häufig. Für Amjad nicht häufig genug. Oft bat er mich beim Abschied am nächsten Tag wieder zu kommen, oder doch noch eine Stunde länger zu bleiben. Diese Bitte abzulehnen, fiel mir persönlich nicht leicht. Ich spürte, dass Amjad mit großer Einsamkeit zu kämpfen hatte.

Wenn er alleine war, begann er darüber nachzugrübeln, was er alles zurückgelassen hatte, seine Lieben, seine berufliche Existenz, seine finanzielle Sicherheit.

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