Sie sind hier: Länder > Brasilien > 

Onlinespende HelpDirect

jetzt online spenden

Weitere Infos:

Website der Igreja Metodista do Brasil (Methodistische Kirche in Brasilien) [siehe]

Geschichte und Struktur der Methodistischen Kirche in Brasilien

Von Helmut Renders

Geschichte und aktuelle Tendenzen

Eine nationale Kirche mit zurzeit wieder starker Tendenz hin zu Regionalisierung

Die Größe des Landes und seine Geschichte bringen es mit sich, dass die brasilianischen Konferenzen relativ eigenständig sind. Dies führt intern und untereinander zu nicht unerheblichen spirituellen und finanziellen Unterschieden. Zurzeit versucht die Igreja Metodista, die gesamtkirchlichen Anstrengungen für die Inlands- und Auslandsmission zu verstärken. Die Mitte 2008 knapp über 165.000 Mitglieder zählende Kirche ist in 8 Konferenzen unterteilt. Sie wächst und steht dadurch in einem unterschiedlich stark ausgebildeten spannenden Prozess der Identitätsfindung und –erhaltung.

Kirchenkanzlei in Sao Paulo
Kirchenkanzlei in Sao Paulo

Der direkte Vergleich der letzten 8 Generalkonferenzen verdeutlicht einen fast zyklisch verlaufenden Umbau der Kirche. So war seit Mitte der neunziger Jahre bis 2003 die theologische Ausbildung zweigeteilt: Nach zwei Jahren in den Jährlichen Konferenzen und ihren Seminaren kamen die StudentInnen für drei Jahre nach Sao Paulo. Dann setzten sich wieder Überlegungen durch, die den innerkirchlichen Zusammenhalt über eine Stärkung der nationalen Ebene garantieren wollten. Dies war zuletzt in den Generalkonferenzen 1997 und 2001 der Fall. Die nationalen Sekretariate wurden personell gut ausgestattet und mit ihnen viele Programme ins Leben gerufen. Äußeres Zeichen dieser Tendenz war der Bau der neuen repräsentativen Kirchenkanzlei in Sao Paulo.

Auf der Generalkonferenz von 2006 ist wieder ein Regionalsierungszyklus in Gang gesetzt worden. Die früher vier Sekretariate wurden auf ein Sekretariat zurückgefahren. Dies sollte die Synchronisierung der unterschiedlichen Zweige verbessern helfen, hat aber auch zur teilweise Aufgabe oder extremen Verlangsamung diverser Programme geführt. Teilweise gibt es dafür natürlich aber auch externe Gründe.

  • So hat das Missions- und Krankenhausschiff, das in Amazonien seinen Dienst tut, 2008 lange Ankerzeiten, weil in diesem Jahr das erste Mal die nordamerikanischen Missions- und Ärzteteams ausgeblieben sind. Dies könnte es damit zu tun haben, dass die Werbung für diese doch aufwendige Arbeit und die Pflege der Kontakte sehr zeitintensiv ist und immer von der nationalen Ebene für die Konferenzen verwaltet wurde. Wenn nun aber die nationale Ebene keine Arbeitskraft dafür freistellen kann und aus der Logik der Regionalisierung diese Aufgabe vermutlich sowieso der Konferenz zufiele, die aber nicht die Erfahrung hat oder eine entsprechende Vertretung, sitzt ein Schiff ganz schnell auf Grund.
  • Völlig unerwartet ist es zurzeit der Kirche untersagt, ihre eigenen Sonntagsschulzeitschriften zu vertreiben, weil in einem Rechtsstreit zu klären ist, ob das bis 2006 geltende Alleinvertretungsrecht eines Verlages weiter rechtsgültig ist.

Die unterschiedliche Bewertung der Rolle charismatischer oder pfingstlerischer Frömmigkeit führt, zum Beispiel, zu unterschiedlichen Modellen von Jüngerschaftskursen oder Methodistischen Klassen.

Ein anderes Beispiel ist das hundertjährige Jubiläum des Sozialen Bekenntnisses. Das Theologische Seminar widmete dem Thema 2008 eine Wesleywoche. Es fand oder findet auf den Internetseiten der acht Konferenzen ein sehr unterschiedliches Echo zwischen

  • völliger Stille,
  • Dankbar stolzer Erinnerung (das Zentralinstitut des Volkes (ICP, Rio de Janeiro) war die erste (!) soziale Einrichtung des Landes, die als philanthropischanerkannt wurde. Warum aber unter „nosso parceiros“ [unsere Partner] kein einziger internationaler Partner aufgeführt wird, ist mir ein schlichtes Rätsel.
  • bis hin zur klaren Ablehnung der Bewegung des sozialen Evangeliums als einem Irrweg der für Pluralismus und interreligiösen Dialog verantwortlich sei, die in diesem Fall natürlich völlig abgelehnt werden. Im Ergebnis führt diese Position dazu, dass die Kirche in einem extrem multikulturellen und –religiösen Land sich auch aus den Gesprächen verabschiedet, in denen es weder um die Wahrheit der einen oder Religion geht oder gar um gemeinsame Gottesdienste, sondern schlicht und einfach um die gemeinsame Verantwortung für Stadt und Land.