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Die Kirche noch näher zu den Menschen bringen [siehe]

11.07.2017

Klare Worte in Zeiten der Krise

Seit Monaten steckt Brasilien in einer großen politischen und wirtschaftlichen Krise. Vor kurzem hat der Generalanwalt den Präsidenten wegen Korruption angeklagt - dennoch trat dieser nicht zurück. Die Bischöfe der methodistischen Kirche in Brasilien haben eine klare Botschaft an die Menschen in Brasilien gesandt.

Ein Wort aus Jesaja ist die biblische Grundlage für dieses Wort der Bischöfe: »Und die Gerechtigkeit wird Frieden bewirken und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für ewig sein« (Jesaja 32, 17).

Bewusst in prophetischer Tradition wenden sich die Bischöfe an die Kirchenmitglieder und alle Menschen, die bessere Zeiten für das Land wollen. Deutlich werden die Missstände angesprochen und zu einem neuen Miteinander und zu politischer Umkehr aufgerufen. Bekämpfung der um sich greifenden Armut, Rücknahme von Gesetzen, die die Rechte der Bürger einschränken sowie von Steuergesetzen, die nur den Reichen dienen, sind einige der Forderungen, die die Bischöfe formuliert haben.

Es lohnt sich, das komplette Dokument zu lesen. Bei mir hat dies zweierlei bewirkt: Dankbarkeit für die stabile und relativ gute Lage, in der wir selbst sind und verstärktes Gebet für unsere Geschwister in Brasilien. Dazu laden wir Sie auch ein.

Frank Aichele
P.S.: Wir danken Ulrike Kirchner für die Übersetzung des Textes!


Hier der vollständige Text:

Manifest (Erklärung) der Bischöfinnen und Bischöfe der Methodistischen Kirche in Brasilien

 "Und die Gerechtigkeit wird Frieden bewirken und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für ewig sein."
Jesaja 32, 17

 
Die letzten Abstimmungen über wichtige Projekte für die aktuelle Wirtschaft und für die Zukunft des ganzen brasilianischen Volkes geben Grund zu Zweifel und Beunruhigung in jeglicher Hinsicht.

Es ist an der Zeit, die parteigebundene Zögerlichkeit und Teilung zu überwinden, der wir uns zeitweise unterwerfen, damit wir einsehen, dass ungeachtet der Positionen von Rechts, Links oder Mitte alle Menschen unter den Auswirkungen leiden werden, wobei das Ausmaß größer sein wird für diejenigen, die sich weniger wehren können.

Daher schließt sich die methodistische Kirche den zahlreichen Stimmen an, die bereits prophetisch erklingen und die Gefahren der übereilten Entscheidungen vorhersagen, die getroffen wurden ohne die öffentlichen Proteste zu berücksichtigen, welche von allen Seiten zu Vorsicht und Transparenz mahnen hinsichtlich der Interessen, die zu diesem entscheidenden Moment führen, den wir gerade erleben. 

Dieses Manifest richtet sich nicht nur an unser Kirchenvolk, sondern an alle Personen, die bessere Zeiten für unser Land erwarten; wie das Licht der Gnade und der Gerechtigkeit Gottes für alle Völker der Erde, als Erbinnen und Erben der Göttlichen Zusagen an Abraham, dass alle Nationen gesegnet sein können und sollen. Dies bedeutet Friede, Gerechtigkeit, Gleichheit und Schutz für alle. 

Es ist eine allgemeine Übereinstimmung in verschiedenen Analysen, dass die aktuelle Regierung als Exekutive ebenso wie die Legislative Maßnahmen ergreift, die sich negativ auf die in Armut geratenen Menschen unseres Landes auswirken. Diese Maßnahmen verbessern in keiner Weise das Gesundheitssystem, die Bildung und Erziehung oder die Vorsorgesysteme. Indem über sie abgestimmt wurde, sind alle diese Maßnahmen vom Senat und der Abgeordnetenkammer bestätigt worden, durch Männer und Frauen, die gewählt wurden, um gerechte Gesetze zu machen, die ein Leben in Würde für das Volk garantieren sollen, was das wertvollste Gut unseres Landes ist. Stattdessen haben inzwischen wirtschaftliche Gruppierungen und das ausländische Kapital Vorrang erlangt vor den Interessen der brasilianischen Nation.

Wer soll für das Volk sprechen? Wir meinen, dass das Volk selbst dafür die Verantwortung trägt. Deshalb sollte man alle Möglichkeiten des politischen Drucks nutzen, um darauf zu dringen, dass die Abgeordneten und Senatorinnen und Senatoren sowie die Regierung selbst aufhören, Gesetze zu machen und Gesetzesvorhaben zu initiieren, die mühsam erkämpfte Rechte abschaffen oder verringern, die durch vertretende Organisationen wie z.B. die Gewerkschaften oder durch das Volk selbst auf der Straße erstritten wurden. 

Ein konkretes Beispiel der Ungleichheit kann man an der Einkommenssteuer sehen. Wie lange schon korrigiert man nicht die Tabelle wie es erforderlich wäre? Laut dem Nachrichtenmagazin G1 "hat sich innerhalb 20 Jahren die Aufschiebung der Tabellenkorrektur der Einkommensteuer im Verhältnis zur Inflation auf 72% summiert." Dies ist eine indirekte Form der Erhöhung der Steuereinnahmen. Noch eklatanter sind zwei Vorschläge zur Verfassungserweiterung: A 241/2016 über die Deckelung der öffentlichen Ausgaben, was dem Bereich Erziehung und Gesundheit schadet (Das Gesetz wurde schon erlassen und die Auswirkungen werden in den nächsten 20 Jahren spürbar sein), und 287/2016 über die Reform der Vorsorge. Dieser befindet sich auf dem Weg durch die legislativen Instanzen. Es gingen schon 140 Änderungsvorschläge zum Text ein, was zeigt, dass dieser Vorschlag das heilige Recht auf eine würdige Altersversorgung verletzt.

Die methodistischen Bischöfinnen und Bischöfe beten dafür, dass die Abgeordneten und Senatorinnen und Senatoren so von Gott angerührt werden, dass ihr Gewissen wachgerüttelt wird, damit sie nicht Gesetze annehmen, die der Mehrheit unseres Volkes  schaden. Auch raten wir den Methodisten, die legitimen Mittel zu nutzen, um Druck auf die Abgeordneten und Senatorinnen und Senatoren auszuüben, damit sie keine Maßnahmen billigen, die die Rechte des Volkes verletzen oder mindern. Als Volk Gottes müssen wir unserem Glauben gemäß handeln und darauf hinwirken, dass wir gehört werden. Daher lasst uns nicht schweigen. Sorgen wir dafür, dass unsere Stimme gehört wird. 

Im Glauben und in der Hoffnung

Bischof Luiz Vergilio Batista da Rosa – Präsident des Bischofsrats
Bischof José Carlos Peres – Vizepräsident der Bischofsrats
Bischöfin Marisa de Freitas Ferreira – Sekretärin des Bischofsrats
Bischof Paulo Rangel dos Santos Gonçalves
Bischof Roberto Alves de Souza
Bischof Adonias Pereira do Lago
Bischof João Carlos Lopes
Bischof Emanuel Adriano Siqueira da Silva
Bischöfin Hideíde Aparecida Gomes de Brito Torres
Bischof Fábio Gomes da Silva

Das portugiesische Original ist hier zu finden: