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Boot der Hoffnung bringt Hilfe [siehe]

28.04.2022

Gott ist Spezialist für das Leben der Menschen

Die Methodistische Kirche in Brasilien betreibt mit dem »Boot der Hoffnung« eine beeindruckende soziale Arbeit. Das altgewordene Boot braucht Ersatz.

In der Woche vor Ostern machte eine Delegation der Methodistischen Kirche in Brasilien (Igreja Metodista em Brasil, IMB) in Frankfurt am Main Station. Fabio Cosme DaSilba, der von Porto Velho aus für die Nordregion in Brasilien zuständige Bischof, leitete die kleine Gruppe auf ihrer Kontaktreise durch europäische methodistische Kirchen. Begleitet wurde er von Max Maier, Superintendent in der nordbrasilianischen Stadt Manaus und Leiter des »Bootes der Hoffnung«. Ebenfalls aus Manaus war Kyung Lee mit auf der Reise, der dort als Pastor eine missionarische Arbeit betreut.

In einem Frankfurter Frühstückscafé erzählen sie ihren Traum von einem größeren »Boot der Hoffnung«: die brasilianischen Methodisten Bischof Fabio Cosme DaSilba (rechts), Superintendent Max Maier (links) und Pastor Kyung Lee.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit

Die Einheit fördern und gestalten

»Kommunikation und Einheit sind die Herausforderung für die Kirche«, sagte Fabio Cosme ohne großen Anlauf bei der morgendlichen Begegnung in einem Frankfurter Frühstückscafé. Mit der Aussage hatte der für die Amazonasregion zuständige Bischof seine über eine Distanz von bis zu dreitausend Kilometer auseinanderliegenden Gemeinden im Blick.

Auch lässt der Bischof durchblicken, dass er die Kirche überhaupt gefordert sieht, die Einheit zu bewahren und dafür im offenen Gespräch und im intensiven Austausch die Gemeinschaft zu gestalten. Gerade als Bischof sehe er seine Aufgabe darin, »die Einheit zu fördern und zu gestalten«. Das gelte im Besonderen für seinen großen Bischofsbereich, in dem weite Entfernungen und seltene Begegnungsmöglichkeiten die Zusammenarbeit erschwerten. Aber auch mit der jetzt durchgeführten Europareise solle im internationalen Kontext die Einheit gefördert und die Zusammenarbeit gelebt werden.

Beziehungen pflegen und gestalten

Am Beispiel des »Bootes der Hoffnung« stellten die drei Reisenden ihren »Traum für die Amazonasregion« vor, mit dem sie gleichzeitig eine lokale ökumenische und internationale Vision verbinden. Seit gut zwanzig Jahren fährt dieses Hoffnungsboot, auf Englisch nennen sie es »Hospital Boat«, durch das weitverzweigte Flussgebiet der Amazonasregion. »Die Menschen brauchen Hoffnung für ihr Leben«, beschreibt der für die Leitung des Boots zuständige Superintendent die Motivation für diese Aktion der brasilianischen Methodisten. Die Menschen im dünn besiedelten und wirtschaftlich schwachen Norden Brasiliens bräuchten Unterstützung »feeding and health«, so Maier, Nahrung und Gesundheit. »Die Menschen darben; das ist uns Inspiration, zu helfen«, betonen die drei den Auftrag der Kirche.

Durch politische Auflagen sind der kirchlichen Arbeit im Amazonasgebiet enge Grenzen gesetzt. Im Kontakt mit den abgeschieden lebenden Menschen und Volksgruppen sei »religiöse Infiltration« untersagt. Aber »Gott ist ein Spezialist für das Leben von Menschen«, so Bischof Cosme. Das zeige sich in den Erfahrungen mit dem Hoffnungsboot. Damit bringe die Kirche konkrete Hilfe und gesundheitliche Heilung. Über zwei Jahrzehnte hinweg sei daraus an vielen Orten und mit vielen Gruppen Gemeinschaft und Beziehung entstanden. Weil dann gefragt werde »Warum macht ihr das?«, könnten sie von Gottes Liebe erzählen. »Aber«, betont der Leiter des Bootes noch einmal, »es geht darum, aus der Beziehung heraus zu handeln.«

Das Hoffnungsboot soll größer werden

Das »Boot der Hoffnung« trägt offiziell den Namen »Manfred Grellert«. Hier ist es auf dem Amazonas in der Nähe der nordbrasilianischen Stadt Manaus unterwegs, um mit freiwilligen medizinischen Teams abgelegene Orte entlang des Flusses zu versorgen.
Bildnachweis: Mike DuBose, UMNS

Das Hoffnungsboot soll größer werden Jetzt seien sie mit diesem Projekt aber an Grenzen gestoßen. »Das Boot ist zu klein und zu alt«, erzählen die drei. Bisher müssten sie bei einem Einsatz des Bootes immer entscheiden, ob das medizinische Team sich auf den Weg mache, oder das Team für Bildung und Entwicklung oder die Freiwilligengruppe, die an den Anlegestellen der Reise nach Bedarf verschiedenste Einsätze durchführen können. Schon wegen der Entfernungen dauerten solche Reisen oft tagelang, »und dann dauert es oft Monate oder mehr als ein Jahr, bis ein Ort und die Menschen wieder aufgesucht werden können«, schildert Maier die derzeitigen Grenzen der Einsatzmöglichkeiten. Deshalb wolle die Kirche jetzt den Traum eines größeren Bootes angehen. Dreimal größer als das jetzige Boot soll es sein, damit alle Teams gleichzeitig unterwegs sein könnten. Das erhöhe die Einsatzmöglichkeiten an den Anlegestellen, es könnten weiter entfernte Gebiete erreicht werden und es könnten mehr Menschen erreicht werden. Nach dem Verkauf des alten Bootes bleibe eine zu finanzierende Summe von rund 1,4 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 1,3 Millionen Euro.

Transparenz gehört dazu

Die Zeit des ausgedehnten deutschen Frühstücks im Frankfurter Café reicht aus, sich von der mutigen Vision und Mission der drei anstecken zu lassen. »Wir sehen die Aufgabe als ökumenische Aufgabe an«, sagt der Bischof zum Schluss. Sie könnten den Auftrag nicht allein bewältigen. Daher suchten sie die ökumenische Zusammenarbeit mit anderen Kirchen in Brasilien und auch die Zusammenarbeit der methodistischen Gemeinschaft weltweit. »Transparenz in der Arbeit gehört für uns unbedingt dazu«, betont der Bischof am Schluss des Gesprächs, weil er weiß, dass Spendenprojekte in partnerschaftlicher Zusammenarbeit verantwortlich beraten sein müssen.

Damit kehrt er zum Auftakt des Gesprächs zurück: »Kommunikation und Einheit« als Herausforderung für die Kirche. Die Methodisten in Deutschland und in Brasilien könnten auch mit diesem Projekt ihre langjährige Partnerschaft weiterführen. Wenn es dazu käme, würden sich nicht nur die drei brasilianischen Reisenden freuen, sondern viele Menschen in einer Region, für die Gott auch »ein Spezialist für das Leben« ist.

Klaus Ulrich Ruof