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Albanien - Ein Land auf der Suche

»Ein Wunder der Freiheit – Albanien tritt der NATO bei« steht auf den Plakaten am Opernhaus in Tirana.

Anfang April 2009 feierten die Albaner den Beitritt zur NATO. Ein Fest wurde im Zentrum von Tirana organisiert. Wir schlossen uns der Menge an, die zum zentralen Skanderbegplatz strömte. »Ein Wunder der Freiheit« - Albanien tritt der NATO bei, stand auf den Plakaten, die das Opernhaus komplett abdeckten. Tausende Menschen kamen, standen herum und redeten. Flugzeuge warfen Plaketten ab, es gab Feuerwerk und Musikgruppen traten auf. Doch nicht alle Menschen sind begeistert. Beim Mittagessen erklärte uns ein Mann: »Dieser Beitritt führt nicht zu mehr Freiheit oder größerer Sicherheit im Lande, vielmehr bedeutet er eine große finanzielle Verpflichtung, die auf eines der ärmsten Länder Europas zukommt.« Es muss ein Kontingent Soldaten für Afghanistan aufgestellt und finanziert und eine marode Armee modernisiert werden. 

All das wird die schwierigen sozialen Umstände Albaniens nicht verbessern. Was macht die Lage in Albanien soviel schwieriger als in vielen anderen europäischen Ländern? Wir fragen wiederholt nach und es gibt darauf keine leichte Antwort. Manche Menschen meinen, dass es das kommunistische Regime sei, das so schlimme Nachwirkungen hat. Tatsächlich gibt es in Albanien nur eine sehr verzögerte Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Viele Menschen wissen nicht, wie viel Unrecht den Mitmenschen angetan wurde. Uns wird gesagt: »Es ist die Zerstörung der Gemeinschaft und der Seelen, die in Albanien besonders weit vorangeschritten ist.«

Da ist das mangelnde Gefühl für die sozialen Nöte anderer. Man hat das Gesundheitssystem weitgehend privatisiert. Viele Leute sagen uns heute, dass es keinen Sinn hat, sich beim Staat sozial versichern zu lassen. »Wenn du krank bist, dann musst du sowieso alles selber bezahlen«. Der Arzt verlangt Geld - und wenn du es ihm nicht gibst, wirst du auch nicht behandelt. Im Krankenhaus sorgt man am besten für die eigene Verpflegung und beschafft alle Medikamente und Heilmittel selbst. Die meisten Apotheken sind um die Krankenhäuser angesiedelt, weil man sowieso alles selbst kaufen muss. Für viele Menschen ist das Leben hart, und in den letzten Jahren ist es härter und unbarmherziger geworden.

Albanien ist ein Land auf der Suche nach Zukunft. Diese Zukunft ist trotz zahlreicher Verbesserungen ungewiss. Es gibt Zeichen der Veränderung, aber nicht für alle. Wird das Land, das zu Europa gehört, Anschluss finden?

Wilfried & Jean Nausner